Kommentar: Der Brexit nervt - und zwar total

Nürnberg - Jeden Tag die gleichen Nachrichten: Die Briten gehen. Jedenfalls vielleicht. In ein paar Tagen. Oder Monaten. Oder eventuell doch nicht. Das Durcheinander irritiert mittlerweile auch NN-Brexi- und Redakteur Dieter Schwab.

Emmanuel Macron hat eine klare Haltung: Die Briten sollen gehen, und zwar möglichst schnell. Egal wie, ob mit oder ohne Deal, sagt Frankreichs Staatspräsident. Europa, schwingt da mit, hat bisher noch alle Krisen leidlich überstanden.

Ja, man kann Macron gut verstehen. Das Drama auf der Insel hat sich mittlerweile in ein Trauerspiel verwandelt. Es treten auf: eine handlungsunfähige Regierungschefin, eine handlungsunfähige Regierungsmehrheit, ja, sogar ein handlungsunfähiges Parlament. Auf der anderen Seite des Kanals sitzen: 27 EU-Staaten, die in politische Geiselhaft genommen werden. Und ein Publikum, in dem mancher schnell wegschaut, wenn er das Wort Brexit nur liest oder hört.

Vor allem aber: Das Spiel in Westminister geht weiter, immer weiter. Die neueste Wendung: Das Parlament hat der Regierung jetzt den ungeregelten Austritt gesetzlich verboten. Unterhaus und Oberhaus haben zugestimmt, die Queen hat unterschrieben. Was aber heißt das? Muss Regierungschefin Theresa May vielleicht sogar den Austrittsantrag zurückziehen, wenn es gar nicht mehr anders geht?

Es geht um die europäische Ordnung

Tja, und jetzt? Den Vorhang schließen und die Briten ohne Publikum weiterspielen lassen? Wäre, zugegeben, eine charmante Lösung und ziemlich nervenschonend dazu. Aber wäre es auch die beste? Ganz sicher nein.

Es geht schließlich um die europäische Ordnung für die kommenden Jahrzehnte. Und da ist Großbritannien einer der wichtigsten Staaten. Und das Land wird ja geographisch weiter zum Kontinent gehören. Das lässt sich nicht ignorieren.

Es hilft nur eines: Zähne zusammenbeißen und durch. Denn spätestens seit Michael Endes "Unendlicher Geschichte" weiß jeder: Es kann so lange dauern, wie es will, irgendwann hört es trotzdem auf. Und selbst wenn es ein Trauerspiel ist: Europa - und das sind wir alle - hat ein existentielles Interesse an einer guten Lösung.