Rücksichtsloses Verhalten

Kommentar: Warum man Ungeimpfte von Restaurant-Besuchen und Co. ausschließen sollte

25.7.2021, 16:43 Uhr
Genügend Impfstoff ist derzeit vorhanden, doch es lassen sich zu wenig Menschen impfen.

© Martin Wagner via www.imago-images.de, imago images/Martin Wagner Genügend Impfstoff ist derzeit vorhanden, doch es lassen sich zu wenig Menschen impfen.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hält inzwischen auch eine Impfpflicht für denkbar. Dass er sie nicht mehr ausschließt, ist nachvollziehbar, denn keiner weiß, wie es mit den Corona-Mutationen im Herbst weitergeht. Es wäre fahrlässig von einem Politiker, der Verantwortung trägt, eine Impfpflicht auszuschließen.

FDP droht mit dem Gang nach Karlsruhe

Das kann nur Wolfgang Kubicki, der in seiner unverbindlichen Oppositionsrolle grundsätzlich widersprechen darf. Der FDP-Politiker hat schon einmal auf Karlsruhe verwiesen, und mit dem Gang zum Verfassungsgericht gedroht, denn auch eine Impflicht durch die Hintertür sei verfassungswidrig.

In Großbritannien kann man schon einmal sehen, was es bedeutet, wenn die Inzidenzzahlen  nach oben gehen und viele Menschen in Quarantäne bleiben müssen. Es fehlen Mitarbeiter und die Regale in den Supermärkten bleiben leer.

In Großbritannien kann man schon einmal sehen, was es bedeutet, wenn die Inzidenzzahlen  nach oben gehen und viele Menschen in Quarantäne bleiben müssen. Es fehlen Mitarbeiter und die Regale in den Supermärkten bleiben leer. © @hapg86, dpa

Aber wie sollen denn die Probleme in der Praxis gelöst werden, wenn die Inzidenzzahlen wieder weiter steigen und auch die Krankenhäuser im Herbst an ihre Belastungsgrenze kommen? Allein mit Abstandregeln wird es nicht gehen, die Ausbreitung von Corona-Erkrankungen zu verhindern.

Impfen hilft auch bei Mutationen

Es ist eine wissenschaftlich gesicherte Erkenntnis, dass eine Impfung zu 90 Prozent vor einer schweren Corona-Infektion schützt. Wer nicht will, dass Neuinfektionen weiter so zulegen wie in den vergangenen zwei Wochen, der muss zum einen das Impfen attraktiver und leichter machen.

Impf-Muffeln muss aber auch deutlich gemacht werden, dass sie weniger Kontakte und Freiheiten haben werden als Geimpfte. Immer unter der Voraussetzung, dass die Infektionszahlen weiter steigen, wird es wohl darauf hinauslaufen, dass Ungeimpfte, auch wenn sie sich testen lassen, bestimmte Tätigkeiten nicht mehr übernehmen dürfe. Besuche von Restaurants, Kinos oder Stadien sollten außerdem ausgeschlossen werden. Es muss alles getan werden, um einen erneuten Lockdown im Herbst zu verhindern und das geht nur mit Impfen.


Debatte um Imfppflicht


Die Impfstoffe helfen bislang auch gegen die neu aufgetretenen Mutationen. Es ist deshalb nicht hinnehmbar, dass es langsam ein Problem wird, was man mit den Impfstoffen, deren Haltbarkeitsdatum abläuft, macht und gleichzeitig die Impfquote nur noch sehr langsam nach oben geht. Impfverweigerung hat in der Regel nichts mit individueller Freiheit zu tun: Es ist ein rücksichtsloses Verhalten gegenüber Familienmitgliedern, Kollegen, Freunden und Nachbarn, die ohne Not in Gefahr gebracht werden, sich anzustecken.

Besondere Fürsorge für Kinder

Besondere Fürsorge muss den Kindern und Jugendlichen gelten, um eine erneute Schließung oder Teilschließung der Schulen zu verhindern. So lange nicht feststeht, dass auch unter 12-Jährige geimpft werden dürfen, so lange sollte es für die Erwachsenen in ihrem Umfeld selbstverständlich sein, sich impfen zu lassen. Eltern, Lehrer, Hausmeister und selbst Schulbusfahrer müssen zeigen, dass sie Verantwortung für die ihnen Anvertrauten übernehmen.

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