IAA Mobility in München

Kommentar: Wenn das Auto der Feind bleibt

6.9.2021, 12:18 Uhr
Alles sauber und rein. Bei der IAA Mobility in München steht die emissionsfreie Mobiliät im Mittelpunkt - auch im übertragenene Sinne.

© Sven Hoppe, dpa Alles sauber und rein. Bei der IAA Mobility in München steht die emissionsfreie Mobiliät im Mittelpunkt - auch im übertragenene Sinne.

Die erstmals in München stattfindende „IAA Mobilty“ hat mit den Frankfurter Vorgängerveranstaltungen ungefähr so viel zu tun wie ein ICE-Zug mit einer Dampflokomotive. Hinreichend ist kommuniziert worden, dass auf der Münchener Mobilitätsmesse nicht mehr die PS-Boliden im Vordergrund stehen sollen, die von spärlich bekleideten Damen präsentiert werden. Mobilität steht im Mittelpunkt, überwiegend elektrisch betriebene. Die beteiligten Autofirmen folgen dem Zeitgeist schon von sich aus und hüten sich, fossil befeuerte Boliden für Bestverdienende in den Vordergrund zu stellen.

Andreas Schön (ADFC München), (l-r) Roland Süß (Attac), die Moderatorin Frauke Distelrath, Jonathan Kolb (BUNDjugend) und Marion Tiemann (Greenpeace) sitzen beim Pressetag vor Beginn der 69. Internationalen Automobil-Ausstellung auf einer Bühne im Eine Welt Haus München. ADFC, Attac, BUND, Campact, DUH, Greenpeace, NaturFreunde Deutschlands und VCD informieren über ihre Proteste im Rahmen der IAA. 

Andreas Schön (ADFC München), (l-r) Roland Süß (Attac), die Moderatorin Frauke Distelrath, Jonathan Kolb (BUNDjugend) und Marion Tiemann (Greenpeace) sitzen beim Pressetag vor Beginn der 69. Internationalen Automobil-Ausstellung auf einer Bühne im Eine Welt Haus München. ADFC, Attac, BUND, Campact, DUH, Greenpeace, NaturFreunde Deutschlands und VCD informieren über ihre Proteste im Rahmen der IAA.  © Felix Hörhager, dpa

Die IAA Mobility ist eine „Wir haben verstanden“-Messe. Eine Bußveranstaltung reuiger Sünder muss daraus aber nicht werden. Doch Teilen der Umwelt- und Klimaschutzbewegung reicht es offenbar nicht, wenn nun klimaschonende Fortbewegung beworben wird. Jedenfalls für diejenigen, die zu Militanz bereit sind, bleibt das Auto der Feind.
Dass Deutschland seinen Wohlstand zu einem nicht geringen Teil dem Automobil verdankt, ist eine Binsenweisheit. Wer das Land ernsthaft regieren will, hat das auch verstanden, selbst Ludwig Hartmann, grüner Oppositionsführer im bayerischen Landtag. Er will zwar einen baldigen Zulassungsstop für Neufahrzeuge mit fossilen Verbrennermotoren, aber keineswegs das Aus für das Automobil an sich. Das „saubere Auto“ der Zukunft soll in Deutschland gebaut werden und nicht irgendwo in der Welt. Die Grünen sollten das bei Gelegenheit ihren politischen Vorfeldorganisationen klarmachen.

Krawall lässt mit dieser differenzierten Sicht der Dinge jedoch nicht organisieren. Da braucht man schon platte Schlachtrufe wie „Das Auto ist unser Verderben“ und „Nieder mit der Autolobby“. Die so vorgehen, sägen in der Regel nicht an ihrem eigenen, sondern an dem Ast, auf dem hunderttausende Arbeitnehmer in der Auto- und Autozulieferindustrie sitzen. Die können nicht alle Fahrräder zusammenschrauben.

Natürlich ist Protest legitim und das Grundgesetz lässt bekanntlich auch die abwegigsten Meinungskundgebungen zu. Intelligenter wäre es aber, die Autowirtschaft beim Wort zu nehmen und ihr bei der versprochenen Transformation hin zu klimaschonenderen Technologien auf die Finger zu sehen. Diese Transformation wird aber Jahrzehnte dauern und zuerst in den wohlhabenden Ländern dieser Welt erfolgen. Für den Klimaschutz ist es deshalb auch gut, wenn möglichst saubere Verbrenner aus deutscher Produktion verfügbar sind.
Aber sich mit der vielschichtigen Realität auseinander zu setzen, ist mühsam. Zeitgenossen, denen es letztlich weder um Klima noch um Mobilität, sondern um Krawall geht, sind daran nicht interessiert. In München werden sie dabei schlechte Karten haben, denn die bayerische Landesregierung wird Szenen wie 2019 in Frankfurt am Main nicht zulassen.

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