Kommentar zum Lockdown: Und was kommt danach?

5.1.2021, 20:28 Uhr
Kommentar zum Lockdown: Und was kommt danach?

Wie nennen wir das, was nun kommt? Erst, im Frühjahr, erlebten wir einen harten Lockdown – der allerdings weit weniger restriktiv war als das, was andere Länder ihren Bürgern zumuteten. Dann kam der Sommer der zu weitreichenden Lockerungen, als zu viele glaubten, nun sei Corona ja geschafft.

Doch die Zahlen stiegen. Mitte Oktober drängte vor allem die Kanzlerin, unterstützt von Virologen und den üblichen Unterstützern wie Markus Söder, auf härtere Maßnahmen. Sie konnte sich nicht durchsetzen.

Als Reaktion auf im Herbst drastisch steigende Fallzahlen kam der sogenannte harte Lockdown, in dem wir seit einigen Wochen sind. Der wird nun a) erwartbar verlängert. Und b) unerwartet verschärft. Ist das dann ein knallharter Lockdown? Immer noch nicht im Vergleich zu dem, was phasenweise in Paris oder Madrid galt, mit zeitlich und räumlich viel heftigeren Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen, die auch nur teils Wirkung zeigten.

Hat Deutschland zu spät und zu halbherzig reagiert? Die Berichte aus Kliniken und vor allem Intensivstationen sind dramatisch. Was die nun zunehmenden Mutationen des Virus bedeuten, ist offen. Eine leichte Trendwende nach unten scheint momentan zwar in Sicht, aber das angepeilte Sinken unter die Inzidenz von 50 oder, wie nun ins Gespräch gebracht, sogar unter 25 ist meist weit entfernt. Ist dies durch immer neue, etwas verschärfte Lockdown-Verlängerungen überhaupt erreichbar?


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Spannende, offene Frage. Der auf 15 Kilometer begrenzte Bewegungsspielraum beschränkt sich auf die Freizeit; die Politik hatte da wohl jene übervollen Ausflugsziele im Blick, die zwischen den Jahren die Nachrichten füllten. Fahrten zur Arbeit bleiben erlaubt. Auch da jedoch gibt es durchaus Risiken, unterwegs in Bussen oder Bahnen und auch an manchen Einsatzorten.

Die noch einmal eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten (nur noch eine zusätzliche Person pro Haushalt) gehen weit. Weniger Begegnungen sind schwer möglich. Doch die entscheidende Frage bleibt: Wie lässt sich das kontrollieren bei jenen (wenigen), die sich um Regeln wenig scheren?

Bei den Altenheimen gibt es wieder neue Regeln bei den Tests. Wie dort verfahren wird, das hinterlässt zusehends den Eindruck eines fehlenden Plans. Dass Seniorenheime Brennpunkte des Virus sind, wird immer klarer. Wurde hier nicht zu lange zu viel versäumt, um die Ausbreitung wirksam zu verhindern?

Vieles wirkt planlos

Was am aktuellen Vorgehen von Kanzleramt und Ministerpräsidenten, die sich vorab von Experten beraten ließen, wieder mal erstaunt: Kurz vor knapp tauchen neue Pläne auf. Das wirkt unkoordiniert, teils konzeptlos, und sorgt für Verunsicherung bis Verärgerung bei den Bürgern. Eine große, aber schrumpfende Mehrheit wäre ja längst zu rigideren Maßnahmen bereit gewesen – vor denen die Politik zurückscheute – und ist irritiert über das Klein-Klein; die Minderheit der Skeptiker aber bekommt neues Futter für Kritik am "System".


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Und allen geht das lange, lange, vielleicht zu zögerliche Ringen gegen die Pandemie auf die Nerven. Drei weitere Wochen voller Einschränkungen und nur teils abgefederter Härten vor allem für Familien mit Kindern, für Kunst, Kultur, Gastronomie und Handel stehen bevor.

Und dann? Die nächste Verlängerung auf dieser schlingernden Fahrt durch unbekanntes Terrain? Ob das so kommt, das haben wir alle zu einem Gutteil selbst in der Hand. Durch unser Verhalten.

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