Noch ein TV-Duell zwischen Merkel und Schulz? Lasst es!

13.9.2017, 14:52 Uhr
Noch ein TV-Duell zwischen Merkel und Schulz? Lasst es!

© Foto: MG RTL D/dpa

Die Liste der Dinge, welche die Welt nicht braucht, ist ziemlich lang. Mehr Waffen in Krisengebieten steht darauf, mehr Engstirnigkeit, mehr undurchsichtige Handytarife oder auch mehr synthetische Drogen. Ein weiterer Punkt gehört unbedingt auf diese Liste: Niemand braucht ein zweites TV-Duell zwischen Angela Merkel und Martin Schulz.

Das sieht der Mann, der der Kanzlerin den Posten streitig machen will, selbstredend anders. Doch damit stehen er und die Genossen allein auf weiter Flur. Wer weiß schon, ob Schulz nicht nochmal 30 Minuten über Flüchtlingspolitik redet und dabei sein eigentliches Kernthema "Mehr Gerechtigkeit" wieder vergisst - obwohl viele Zuschauer genau darüber sehr gerne mehr gehört hätten? Eine Menge Leute fühlen sich in diesem Land nämlich ungerecht behandelt und abgehängt von der allgemein positiven Entwicklung - warum sonst hat eine Protestpartei wie die AfD soviel Zulauf?

Beide wollen ein "Weiter so"

Die SPD hat ihre Klientel nun schon seit Jahren bitter enttäuscht, indem sie in vielen Politikfeldern zu einer Art "Union light" avanciert ist und klassische Themen einer Arbeiterpartei (Lohnpolitik, Bildungschancen, soziale Teilhabe) mehr und mehr links liegen ließ. Teilerfolge wie die Flexi-Rente oder bessere Kinderbetreuung, die übrigens nicht von der SPD allein erreicht wurden, holen die Kuh nicht vom Eis. Die Stammwähler sind frustriert, und man kann sie verstehen.

Ein zweites TV-Duell würde daran wenig ändern, denn eines muss man mal glasklar sagen: Da säßen sich im Studio zwei gegenüber, die ohnehin ein "Weiter so" und eine Große Koalition anstreben - bestenfalls unter leicht veränderten Vorzeichen mit einigen Verschiebungen bei den Ministerposten. Merkel und Schulz wollen sich gar nicht gegenseitig vorführen oder die Unfähigkeit des jeweils anderen belegen.

Fazit: Ein weiteres TV-Duell hätte nur dann Charme, wenn die sogenannten kleinen Parteien, also die Linken, Grüne, FDP und inzwischen auch die AfD mit am Tisch säßen. Allein in solch einer Runde, sofern sie souverän moderiert würde, könnte die notwendige Reibung entstehen, die dem ein oder anderen Stimmberechtigten zu denken geben und seine Wahlentscheidung beeinflussen könnte.

90 Minuten Merkel vs. Schulz bestätigen indes nur bekannte Positionen und bringen dem Wähler rein gar nichts. Also bitte bleibenlassen. Es wäre schade um die Sendezeit.

Verwandte Themen


Keine Kommentare