Politisches Vorbild: Kommentar zum Tod von Hans-Jochen Vogel

26.7.2020, 19:51 Uhr
1965: Nürnbergs OB Dr. Andreas Urschlechter (links) begrüßt Münchens OB Dr. Hans- Jochen Vogel.

© NN-Archiv/ Launer 1965: Nürnbergs OB Dr. Andreas Urschlechter (links) begrüßt Münchens OB Dr. Hans- Jochen Vogel.

Beim Tode eines langgedienten, in vielen Ämtern bewährten Politikers ist die Versuchung groß, zu sagen: So einen wie ihn finden wir nicht mehr so schnell. Oft stimmt es nicht, weil die betreffende Person in einem allzu milden Licht gesehen wird. Im Falle von Hans-Jochen Vogel gibt es tatsächlich einige gute Gründe dafür, ihn als Vorbild zu betrachten.

Er verkörperte die viel beschworene und selten erreichte Verbindung zwischen den politischen Ebenen. Als früherer Oberbürgermeister von München wusste er auch als Bundesminister und SPD-Chef immer sehr gut, womit die Kommunen zu kämpfen haben. Noch in hohem Alter interessierte er sich für bezahlbares Wohnen in den Großstädten und eine damit verbundene Bodenrechtsreform.

Hans-Jochen Vogel war zwar eine markante Erscheinung, aber kein Selbstdarsteller. Unvorstellbar, dass ein wackerer Sozialdemokrat wie er seine Bekanntheit im Anschluss an die politische Karriere wie manche Nachfolger ausgenützt hätte, um mit problematischen wirtschaftlichen Aktivitäten das große Geld zu verdienen. Ganze Parteitage blickten noch Jahrzehnte nach seinem Abschied respektvoll zu ihm auf. Übrigens tat das auch der politische Gegner, der in seinem Falle eher ein Mitbewerber war.

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