Pragmatismus, Frauenrechte, Bier: Fünf Fragen zur WM 2022

18.12.2019, 17:27 Uhr

Wann findet die Fußball-WM 2022 eigentlich genau statt?

Dass sich selbst mit den modernsten Klimaanlagen im Sommer am Persischen Golf nicht Fußball spielen lässt, hat man irgendwann auch bei der Fifa erkannt. Anfang 2014 fiel die Entscheidung, das Turnier in den Winter zu verlegen. Den Spielplan in Europa stellt das zwar auf den Kopf, aber Fußball-Funktionäre sind für ihre Kompromissbereitschaft ja bekannt. Das Eröffnungsspiel soll am 21. November stattfinden, das Finale am 18. Dezember, passenderweise der höchste katarische Nationalfeiertag.

Und da spielen jetzt auf Wunsch von Gianni Infantino 48 statt 32 Teams mit?

Nein. Der Fifa-Präsident, der sich seine Wiederwahl auch dadurch abgesichert hat, dass er kleineren Fußball-Nationen eine WM-Teilnahme in Aussicht stellte, hat sich mit seinem Vorstoß, die Teilnehmerzahl schon jetzt zu erhöhen, nicht durchgesetzt. Auch in Katar war man naturgemäß dagegen, da es dann einen Co-Gastgeber gebraucht hätte und nur einer der aktuell verfeindeten Nachbarstaaten infrage gekommen wäre; sich die WM mit Saudi-Arabien oder den Vereinigten Arabischen Emiraten zu teilen, wäre die denkbar schlimmste Vorstellung in Doha gewesen.

Darf man sich das Turnier wie in einem Labor vorstellen?

Nicht ganz. Um die Stadien herum wird es sogenannte "Fanzonen" geben, vermutlich auch mit Public Viewing. Eine bunte Party der Fans und Völker, die wie bei früheren Turnieren auch jenseits der Stadien stattfindet, erscheint aber unrealistisch.

Wird es Alkohol geben bei der WM in Katar?

Ja. Eigentlich ist Alkohol in Katar verboten, Islam und Scharia prägen die Gesetzgebung, allerdings handelt es sich bei den Herrschern auch um große Pragmatiker. Bei der WM wird zumindest in den Fanzonen Alkohol ausgeschenkt, im Stadion bleibt er sehr wahrscheinlich verboten. Ausnahmen gibt es auch jetzt schon. Hotels können entsprechende Lizenzen erwerben, auch Ausländer dürfen in bestimmten Geschäften Hochprozentiges kaufen. Bei der Klub-WM, die in diesen Tagen als erster Testlauf dient, müssen die ausländischen Zuschauer ebenfalls nicht nüchtern bleiben. Ein halber Liter Bier kostet 6,20 Euro, hat die Deutsche Presse-Agentur recherchiert, und ist damit deutlich günstiger als in den Hotels, wo man oft den doppelten Betrag aufrufen muss. Sogar Schnaps gibt es in diesen Tagen für die Gäste, die Flasche Rotwein kostet etwa 27 Euro.


Kommentar: Warum die WM in Katar keine schöne werden kann


Haben Frauen in Katar Zutritt zu den Stadien?

Ja. Im Gegensatz zu anderen muslimisch geprägten Ländern, in denen Frauen der Zugang verwehrt bleibt, sind die Ränge in Katar nicht ausschließlich Männern vorbehalten. Von Gleichberechtigung in allen gesellschaftlich relevanten Bereichen kann deswegen aber nicht die Rede sein. Das zeigt sich auch beim Frauenfußball im Land. Ohne ein entsprechendes Programm hätte die WM-Bewerbung bei der Fifa keine Chance gehabt, 2010 fand wohl auch deshalb das erste Länderspiel statt. Seitdem sind aber lediglich 15 weitere Partien dazugekommen, wie man beim Spiegel nachgerechnet hat. Besonders intensiv wird der Ansatz also nicht verfolgt, was auch daran liegen könnte, dass man sich in Katar immer noch mehr für Kamele, Pferde und Falken interessiert.

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