Schulz liegt vorn - Merkel wird trotzdem gewinnen

24.3.2017, 11:01 Uhr
Schulz liegt vorn - Merkel wird trotzdem gewinnen

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Und jetzt heißt es wieder: Wechselstimmung im Land. Laut einer Erhebung von Infratest Dimap wünschen sich 44 Prozent der Deutschen, dass die nächste Bundesregierung von der SPD geführt wird; nur jeder Dritte will weiterhin die Union am Ruder sehen. Überdies scheinen viele einen Wechsel im Kanzleramt zu befürworten: Gäbe es eine Direktwahl, käme der Sozialdemokrat Martin Schulz auf stolze 45 Prozent; Angela Merkel landet mit 36 Prozent weit dahinter.

Die Sonntagsfrage ist eine feine Sache. Sie zeigt den Politikern im Land, wo der Nerv des Volkes gerade blank liegt - und ob man in der zurückliegenden Woche punkten konnte oder nicht. Aber, wie die Macher von Infratest Dimap auf ihrer Website richtig festhalten: "Die Sonntagsfrage misst aktuelle Wahlneigungen und nicht tatsächliches Wahlverhalten." Da liegt der Hase im Pfeffer. Geht es nämlich im September an die Urne, zählen andere Faktoren als der schnelle Rückblick unter dem Motto "Was war eigentlich letzte Woche los?"

Schulz liegt vorn - Merkel wird trotzdem gewinnen

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Dass Schulz in dem Umfragen so populär ist, liegt nicht zuletzt an seiner Unverbrauchtheit im Vergleich zur CDU-Chefin. Man muss sich mal vor Augen halten: Alle, die nach dem Jahr 2000 geboren sind, kennen nichts anderes als Angela Merkel auf dem Kanzlerstuhl. Das bedeutet: Hosenanzüge in gedeckten Farben, emotionsloser Polit-Sprech und das personifizierte Abwarten. Schulz hingegen gestikuliert beim Reden, zeigt, wenn ihn etwas ärgert und hat ein Anpacker-Image. Ob ihm auch alles gelänge, was er verspricht, steht auf einem anderen Blatt, aber erst mal sieht es gut aus - während Merkel für ein "weiter so" steht.

Doch mit dem Kreuzchen auf dem Wahlzettel ist es bei vielen wie beim Autokauf: Ein neues Modell sieht vielleicht schnittiger aus, beschleunigt besser, verbraucht weniger und bietet mehr Schnickschnack. Doch wenn es an die Kaufentscheidung geht, herrscht bei vielen der Gedanke vor: "Mit dem Alten bin ich eigentlich nicht schlecht gefahren" - und so wird dasselbe Modell (leicht modernisiert) wieder gekauft.

So wird es auch im September laufen. Das nennt man den Kanzlerinnen-Bonus. Dass das Land an vier weiteren Jahren Große Koalition vorbeikommt, scheint unausweichlich.

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