Seehofers Personalpolitik ist augenscheinlich von vorgestern
28.3.2018, 13:47 UhrSo sieht sie also aus, die schöne neue Horst-Welt: lauter Männer in grauen Anzügen und Schlips. "Führungsmannschaft des BMI komplett", heißt es in der Pressemitteilung seines neuen Ressorts, des Innenministeriums. Da ist keine einzige Frau auf dem Bild, und schnell dämmert es: die Bereiche "Innere Sicherheit" und "Heimat" sind Männersache.
Willkommen in der neuen deutschen Chauvi-Welt im Jahr 2018. Gleich denkt man da wieder an Gerhard Schröder, der das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend seinerzeit mit dem Bonmot "Familie und das ganze Gedöns" abtat. Oder auch an jenen Werbespruch aus den 1950er Jahren: "Die Frau von heute beschäftigen jeden Tag zwei wichtige Fragen: ,Was ziehe ich an?’ und ,Was koche ich meinem Mann zu essen?’".
An dieser Stelle sei aus dem Grundsatzprogramm der CSU zitiert: "Als Volkspartei beteiligen wir alle Altersgruppen, Geschlechter und Schichten unserer Gesellschaft, unabhängig von Einkommen oder Herkunft." Natürlich ist ein Bundesministerium nicht gemäß dem Parteiprogramm seines Chefs personell auszustatten, aber mehr Fingerspitzengefühl hätte Horst Seehofer bei der Vergabe der Posten in seinem Haus schon an den Tag legen können.
Nicht meine Heimat! #Diversity #Feminism #Vielfalt @BMI_Bund Führungsriege #Heimatministerium #Seehofer #Heimat pic.twitter.com/Kr7p1dJHNx
— Hannah Neumann (@Hannah_LBerg) 27. März 2018
"So viele Frauen! So viele Migranten Das muss Heimat sein!", lästert ein Twitternutzer mit Blick auf das Gruppenfoto. "Eine Riege (...) älterer Männer soll meine Heimat vertreten? Konnten oder wollten sie keine Frau finden? Immerhin ist die Hälfte der Bevölkerung weiblich!", ätzt ein anderer. Denn so kommt die Botschaft offensichtlich an: Frauen gehören in Horst Seehofers Heimat nicht in eine verantwortungsvolle Position, sondern an den heimischen Herd.
Ein wahrhaft mieser Start in einem neuen Ressort, das man von Beginn an als integratives Element hätte verstehen können. Nicht nur für Frauen in einer (immer noch) von Männern dominierten Welt, sondern auch für Menschen mit Behinderung, Schwule und Lesben, Muslime, Buddhisten oder Atheisten, Transgender, Schulversager oder was auch immer für Gruppen, die aller hier in Deutschland ihre Heimat haben. So aber muss es heißen: Seehofer - setzen, Sechs!
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