Sondergipfel angesetzt: Immer mehr Bundesländer und Städte stoppen Astrazeneca-Impfungen

30.3.2021, 15:55 Uhr
Weitere Regionen setzen AstraZeneca-Impfungen für jüngere Menschen aus.

© JUSTIN TALLIS, AFP Weitere Regionen setzen AstraZeneca-Impfungen für jüngere Menschen aus.

Den Anfang machte am Montag der nordrhein-westfälische Landkreis Euskirchen. Das dortige Landratsamt hat beschlossen, die AstraZeneca-Impfungen für Frauen unter 55 Jahren vorläufig zu stoppen.

AstraZeneca-Impfung: Berlin, Brandenburg und München ziehen die Bremse

Nun ziehen immer mehr Regionen in Deutschland nach: Neben Berlin setzt auch Brandenburg als zweites Bundesland die Impfungen aus - allerdings für alle Menschen unter 60 Jahren.

Der Stopp gelte ab Dienstag, teilte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums mit. Die Entscheidung sei mit dem Impflogistik-Stab abgestimmt worden.


FAQ: Was, wenn man Nein zum Impfstoff von Astrazeneca sagt?


Zuvor hatte bereits Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) angekündigt, das Land Berlin stoppe die Impfungen mit dem Präparat bei Menschen unter 60 Jahren.

Bayerns Landeshauptstadt setzt Astrazeneca-Impfungen für Menschen unter 60 aus

Auch in München werden bis auf Weiteres keine Menschen unter 60 mehr mit Astrazeneca geimpft. "Aufgrund der aktuellen Entwicklung hat die Stadt entschieden, wie Berlin die Impfungen mit Astrazeneca für Personen unter 60 Jahren vorsorglich auszusetzen, bis die Frage möglicher Impfkomplikationen für diese Personengruppe geklärt ist", teilte ein Sprecher der Stadt am Dienstag mit. Dies betreffe vor allem die geplanten Impfungen im Impfzentrum und im Isar-Klinikum. Die Impfungen in den Alten- und Service-Zentren könnten fortgesetzt werden.

Sonder-Gipfel der Gesundheitsminister noch am Abend - Impfkommission will neue Empfehlung geben

Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern wollen deshalb am Dienstagabend in einer Sondersitzung über den weiteren Umgang mit dem Corona-Impfstoff des Herstellers Astrazeneca beraten. Bundesminister Jens Spahn (CDU) will seinen Länderkollegen dabei einen Vorschlag zum weiteren Vorgehen machen, wie sein Ressort in Berlin mitteilte. Die Beratungen sollen um 18 Uhr beginnen.

Eine Änderung deutet sich bereits jetzt schon an: Das Präparat soll voraussichtlich nur noch für Menschen über 60 Jahre empfohlen werden. Das geht aus einem Beschlussentwurf der Ständigen Impfkommission (Stiko) hervor, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Entwurf: Empfehlung für Astrazeneca nur noch für über 60-Jährige

In dem Entwurf heißt es, basierend auf der momentanen Datenlage empfehle die Stiko "im Regelfall" die Impfung mit Astrazeneca "nur Menschen im Alter >60 Jahre". Der Einsatz unterhalb dieser Altersgrenze "bleibt indes nach ärztlichem Ermessen und bei individueller Risikoakzeptanz nach sorgfältiger Aufklärung möglich", heißt es in dem Beschlussentwurf weiter.

Hintergrund der Diskussionen sind Hirnvenenthrombosen, die zuletzt im zeitlichen Zusammenhang mit Impfungen aufgetreten waren, vorwiegend bei Frauen unter 55. Dazu heißt es in dem Beschlussentwurf: "Obwohl deutlich mehr Frauen betroffen waren, schränkt die Stiko vorsorglich ihre Empfehlung für beide Geschlechter ein."

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