Stationärer Handel vs. Onlineshopping: "Der Kunde will Attraktionen"

17.7.2020, 18:31 Uhr
Zumindest die Nürnberger Karstadt-Filialen werden erhalten bleiben.

© Stefan Hippel Zumindest die Nürnberger Karstadt-Filialen werden erhalten bleiben.

Es ist eine Geschichte mit Happy End - zumindest für die Nürnberger Karstadt-Filialen, ihre Mitarbeiter und deren Familien. Beide Häuser werden der Stadt erhalten bleiben.

Das Interesse, mit dem die Menschen in der Region die angekündigten Schließungen begleitet haben, zeigt, wie wichtig vielen Konsumenten der stationäre Handel ist. Zumindest emotional. Die Realität ist leider eine andere: Zu bequem ist das Shoppen im Internet. Corona hat diese, sich seit Jahren abzeichnende Entwicklung, weiter verstärkt. Karstadt und andere (Traditions-)Unternehmen haben verpasst, dem eine durchdachte, auf die Bedürfnisse heutiger Generationen angepasste Strategie entgegenzustellen.

Vernachlässigte Zonen

Die Kommunen wiederum haben ihre Einkaufszonen vernachlässigt. B-Lagen außerhalb der City - wie das Einkaufzentrum Langwasser mit seiner Karstadt-Filiale - haben längst an Attraktivität verloren. Selbst die Nürnberger Innenstadt, immer Magnet für alle aus der Region, die ein Einkaufserlebnis woll(t)en, muss sich abmühen, um das bieten zu können, was die Konsumenten erwarten.

Auch andere Städte in der Region kämpfen seit Jahren darum, dass die Kunden ihnen weiter treu bleiben. Besonders schwer tun sich damit naturgemäß kleinere Kommunen, die aufgrund ihrer Größe nur eine Grundversorgung bieten können. Jeden, der ein wenig mehr braucht, zieht es fort.

Aber auch die größeren Städte müssen kämpfen: In Erlangen blicken viele alteingesessene Einzelhändler einer ungewissen Zukunft entgegen. Das Einkaufszentrum Arcaden läuft nach Angaben der Betreiber zwar gut, doch in einer Stadt mit der Kaufkraft Erlangens könnte man mehr Betrieb erwarten.

Fürth, lange Einkaufsdiaspora, hat sich wiederum gemausert: Mehrere Zentren wie der Neue Markt haben eröffnet, sie gruppieren sich um den neuen Wochenmarkt. Und dieser, mit seinen festen Buden und der Gastronomie, ist eine Attraktion für sich. Und solche muss man den Konsumenten bieten, sollen sie sich auch in Zukunft in die Städte zum Einkaufen begeben.

Und so muss Nürnberg ebenfalls an sich arbeiten. Man braucht kreative Ideen, ein wenig Mut und Veränderungswille. Und, wie immer, Geld.

Gut, dass die Stadt dieses in die Hand nimmt, um den in die Jahre gekommenen Bereich im Untergeschoss des Karstadts an der U-Bahnstation Lorenzkirche aufzumöbeln. Man hätte es schon viel früher tun können. Und auch der Bereich um das Langwasserzentrum hätte eine ordentliche Verschönerung verdient.

Denn eines müssen sich die Citymanager und Kommunalpolitiker bewusst machen: Wer sich einmal vom Live-Einkaufserlebnis verabschiedet hat und auf den Geschmack des Online-Shoppens gekommen ist, kommt unter Umständen nicht wieder.

Verwandte Themen


36 Kommentare