Bürokratie-Ärger bei Finanzämtern

Steuer-Rückzahlung 2023: Warum Millionen Deutsche lange auf ihr Geld warten müssen

Eva Orttenburger

Online-Redaktion

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9.12.2022, 11:30 Uhr
Viele Bürger hoffen auf ein finanzielles Polster durch die Steuer-Rückzahlung 2023. Doch die wird im kommenden Jahr länger auf sich warten lassen.

© e-arc-tmp-20200805_181127-3.jpg, NN Viele Bürger hoffen auf ein finanzielles Polster durch die Steuer-Rückzahlung 2023. Doch die wird im kommenden Jahr länger auf sich warten lassen.

Viele Bürgerinnen und Bürger in Deutschland haben gehofft, mit einer zeitigen Steuererklärung zu Beginn des neuen Jahres ihr finanzielles Polster aufzubessern. Manche haben die Rückzahlung des Finanzamtes schon fest eingeplant, um laufende Kosten damit zu tilgen. Doch die Hoffnung auf einen schnellen Geldsegen dürfte sich zerschlagen.

Florian Köbler, Chef der Steuergewerkschaft, spricht gegenüber der Bild-Zeitung von einem "Horror"-Szenario für die Steuerverwaltungen im kommenden Jahr. Der Grund: Die von der Ampel-Regierung beschlossene und zum Teil schon ausgezahlte 300-Euro-Energiepreispauschale. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erhielten diese im Herbst 2022, Rentnerinnen und Rentner bekommen sie bis zum 15. Dezember 2022. Doch damit rutschen tausende Bürger (unter anderem viele Rentner) in die Steuerpflicht und müssen ebenso eine Erklärung für das Jahr 2022 abgeben.

Finanzämter arbeiten am Limit

"Die Zahl der Steuererklärungen ist damit in die Höhe geschossen und die Finanzämter, die ohnehin schon am Limit arbeiten, kommen mit der Bearbeitung nicht mehr hinterher", erklärt Köbler der Bild. Er warnt, dass sich die Menschen in Deutschland auf verspätete Rückzahlungen einstellen müssen. Normalerweise dauert die Bearbeitung der Steuererklärung durch das Finanzamt vier bis sechs Wochen, danach ist die Rückzahlung auf dem Konto.

CDU-Sozialexperte Dennis Radtke fordert angesichts der verspäteten Rückzahlung eine Entschädigung für Bürgerinnen und Bürger. Schließlich müssten diese auch eine Strafe zahlen, wenn sie selbst ihre Steuererklärung zu spät einreichen.

Steuererklärung 2023: Diese Entlastungen gibt es für Steuerzahler

Eine positive Nachricht gibt es allerdings noch im Hinblick auf die Steuererklärung, denn einige Gesetzesänderungen sorgen für Entlastungen, von denen fast alle Steuerzahlerinnen und Steuerzahler profitieren. Allerdings erst bei der Rückzahlung im Jahr 2024, da die meisten Gesetzesänderungen zur Abfederung der kalten Progression erst am 1. Januar 2023 in Kraft treten.

Unter anderem wurde der Grundfreibetrag für das Abrechnungsjahr 2022 auf 10.347 Euro angehoben, für das Jahr 2023 steigt der Wert nochmals auf 10.908 Euro. Auf dieses Einkommen müssen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer keine Steuern zahlen. Damit bleibt ein höherer Anteil des jährlichen Einkommens steuerfrei.

Auch der Einkommensteuertarif wurde an die Inflation angepasst, damit greifen höhere Steuersätze nur bei einem realen höheren Einkommen. Zudem gibt es mehr Geld über eine höhere Homeoffice-Pauschale. Steuerpflichtige können ab 2023 für jeden Kalendertag, an dem sie ausschließlich zuhause arbeiten, einen Betrag von sechs Euro geltend machen – maximal sind dann 1.260 Euro möglich statt bisher 600 Euro.

Damit sind ab dem Jahr 2023 210 Homeoffice-Tage begünstigt. Profitieren tun Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer allerdings erst mit der Steuer-Rückzahlung im Jahr 2024 von der neuen Regelung. Für die Steuererklärung für das Jahr 2022 bleibt es noch bei 120 Tagen mit jeweils fünf Euro. Die Regelung gilt auch, wenn kein häusliches Arbeitszimmer zur Verfügung steht. Arbeitnehmer profitieren aber erst von ihren Home-Office-Tagen, wenn ihre Werbungskosten (Fahrtkosten, Fortbildungen und Berufskleidung) über 1.000 Euro betragen.

Im Schnitt geht das Ministerium durch die geplanten Neuerungen im Steuergesetz von einer Entlastung von 192 Euro pro Angestellten aus, sofern sich deren Einkommen nicht verändert. Sprich: Es gibt zumindest bei der Steuer-Rückzahlung im Jahr 2024 mehr Geld für alle Steuerpflichtigen. Bei der Rückzahlung im Jahr 2023 brauchen Bürgerinnen und Bürger dagegen viel Geduld.