Trumps Corona-Infektion: Warum man zunächst an eine Finte denkt

2.10.2020, 13:43 Uhr

Gerade erst hat eine Studie der Cornell University herausgefunden: Donald Trump ist der größte Verbreiter von "Fake News" über Corona. Die Uni wertete 38 Millionen Artikel über die Pandemie im englischsprachigen Raum aus. Ergebnis: 38 Prozent der Falschinformationen sind auf Trump zurückzuführen. Und: Der Präsident spielte die Gefährlichkeit des Virus wissentlich herunter. Das ist das Ergebnis der Recherchen der Reporterlegende Bob Woodward.

Man traut Trump inzwischen wirklich alles zu - und seine Anhänger würden ihm auch alles verzeihen. Sagt er also nun die Wahrheit, wenn er via Twitter (wie sonst) bekanntgibt, positiv getestet worden zu sein und sich mit der First Lady in Quarantäne zu begeben? Im Internet wuchern die Spekulationen, naheliegenderweise. Inszeniert Trump die Krankheit, um Nutzen daraus zu ziehen? Ein ziemlich ungeheuerlicher Verdacht - aber, wie gesagt: Bei Trump würde einen nichts überraschen.

Er wird nun den weiteren TV-Duellen mit Joe Biden höchstwahrscheinlich entkommen - beim ersten hat er selbst manche Anhänger durch seine Rüpeleien irritiert. Er könnte nach der Quarantäne als geheilter Held auf die Bühne zurückkehren und verkünden: Da seht ihr - so schlimm ist das Ganze nun wirklich nicht...

Spekulationen. Der US-Wahlkampf ist nun wohl zu Ende, 32 Tage vor der Wahl. Will Trump sie verschieben? Auch das sind Gerüchte, die wabern - und für die Trumps Verhalten jede Menge Gründe liefert.

Dass allerdings seine Ärzte eine Infektion vortäuschen - das mag man sich nicht vorstellen. Daher wird die Nachricht zutreffen. Trumps Beraterin Hope Hicks, die offenbar das Virus verbreitete, zeigte bereits am Mittwoch Symptome - was beim Präsidenten keineswegs zu mehr Vorsichtsmaßnahmen führte. Der Mann, der lange gegen Masken wetterte und die Pandemie mit grotesken Vorschlägen eindämmen wollte, war wohl zu leichtfertig.

Kann er weiterregieren? Wie werden die nächsten Wochen aussehen in diesen zutiefst gespaltenen, keineswegs vereinigten Staaten von Amerika? Der mögliche befristete Ausfall des mächtigsten Mannes der Welt irritiert nicht nur die Börsen. Er lähmt die USA gerade in dieser so entscheidenden Phase. Daher tut man selbst als Trump-Kritiker genau das, was sich im Falle einer Krankheit ohnehin gehört: gute Besserung wünschen!

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