Trumps rassistischer Tweet könnte nach hinten losgehen

16.7.2019, 10:14 Uhr
Trumps rassistischer Tweet könnte nach hinten losgehen

© Alex Brandon/dpa

Manchmal möchte man in Donald Trump hineinschauen. In seine Gedankenwelt, in das, was ihn antreibt. Oder aufregt. Das könnte in den letzten Tagen so ausgesehen haben: "Nordkorea, ach, das ist ausgelutscht, und es bewegt sich nichts. Iran und die Atomkrise vielleicht? Nee, da wollen alle nur über ein amerikanischen Eingreifen reden, das tu ich mir nicht an. Hm, wie schaff's ich nur in die Schlagzeilen?" Und dann die Erleuchtung: "Ich hab's, ein bisschen Rassismus geht immer!"

Das mag ein Erklärungsansatz für seine jüngsten Twittereskapaden sein, in denen Trump - ohne Namen zu nennen - vier demokratische Kongressabgeordnete, allesamt dunkelhäutige Frauen mit Migrationshintergrund, beleidigt und verspottet: Alexandria Ocasio-Cortez, Rashida Tlaib, Ayanna Pressley und Ilhan Omar. Und es hat funktioniert, Trump hat mediale Aufmerksamkeit generiert, ohne dass er ein einziges von Amerikas drängendsten Problemen auch nur ein Stückchen weit entzerren konnte.

Poltern als Politikstil, das beherrscht derzeit keine besser als der Mann im Weißen Haus. Inhalte sucht man bei ihm meist vergeblich, auch im dritten Jahr seiner Amtszeit. "Spalten statt einen", das könnte auf seinem persönlichen Banner stehen. Dennoch, und das ist erstaunlich, hat er zumindest unter seinen Anhängern immer noch hohe Zustimmungsraten.

Bei Lichte betrachtet, könnte sich Trump rassistischer Tweet aber als Schuss ins eigene Knie herausstellen: Nach dem Bekanntwerden der Nachricht sprangen viele demokratische Abgeordnete den vier Gescholtenen zur Seite. Die in jüngster Zeit wahrlich nicht immer geschlossene Front der Demokraten hat sich dadurch etwas geschlossen. Gleichzeitig sind viele von Trumps Parteifreunden abgetaucht, wollen den fiesen Tweet lieber nicht kommentieren. Das spricht Bände - anscheinend gibt es auch unter den Republikanern ein Limit für Peinlichkeit. Und Donald Trump hat es ganz klar erreicht.

Verwandte Themen


5 Kommentare