Verschiedene Szenarien
Wann und wie endet der Ukraine-Krieg? Experten geben erste Einschätzung
Online-Redaktion
Wie lange der Krieg in der Ukraine andauern wird, hängt stark von der Armee der Ukrainer ab und wie lange sie sich gegen die russische Invasion verteidigen kann. Zwar sind bereits einige Gebiete unter russischer Kontrolle, bei der Hauptstadt Kiew und an anderen Frontlinien leisten die Ukrainer aber erbittert Widerstand - bislang mit Erfolg.
Die stellvertretende Direktorin des Programms für internationale Sicherheit der USA, Emily Harding, warnt in einem Beitrag auf Politico, dass der Ukraine-Krieg zehn Jahre lang andauern könnte. Mit dieser Einschätzung sorgte sie für großes Aufsehen. Zeitgleich räumt Harding ein, dass diese Schätzung "nicht unmöglich, aber auch nicht pessimistisch" sei. Denn sollte der Krieg mehrere Jahre dauern, hätte die Ukraine eine gute Chance, mit Hilfe der Nato als Sieger hervorzugehen. Der Expertin zufolge sei Moskau derzeit weit entfernt davon, einen schnellen Sieg zu erringen. Die Taktik Putins einer schnellen Kontrolle des Landes ginge nicht auf.
Konflikt in der Ukraine - diese Szenarien sind denkbar
Die Zeit ist auch in anderer Hinsicht auf der Seite der Ukraine: Je länger die Sanktionen des Westens gegen Russland in Kraft sind, desto weniger Gelder zur Finanzierung des Krieges stehen Moskau zur Verfügung. Bereits jetzt ist der Rubel im Sturzflug, eine gewaltige Inflation droht. Je schlechter es der Wirtschaft geht, desto mehr Kritikerinnen und Kritiker des Angriffskrieges wird es in Russland geben. Die Opposition hat sich bereits formiert. Auch Oligarchen nehmen bereits Abstand von Putin. Protestierende gingen auf die Straße, sie wurden jedoch verhaftet. Laut Harding brauche es in dem Krieg von den Ukrainern und den westlichen Kräften Geduld.
Auf das beschriebene Szenario spekulieren auch die drei Experten Barry Pavel, Peter Engelke und Jeffrey Cimmino im Atlantic Council, einer überparteilichen Organisation in den USA. Kann die Ukraine sich mit der Unterstützung der Nato lange gegen das russische Militär durchsetzen, kann der Kreml irgendwann die Kosten des Krieges nicht mehr tragen und würde sich zurückziehen. Die Ukraine würde dann souverän bleiben und sich dem Westen weiter annähern, während Putin mit seiner Machtstellung im eigenen Land zu kämpfen hätte.
Ukraine-Krieg: Was passiert bei einem Sieg Russlands?
Ein weiteres Szenario könnte nach harten Gefechten ein Sieg Russlands sein. Der Kreml könnte eine Marionettenregierung einsetzen, die die Bevölkerung jedoch womöglich nicht akzeptieren würde. Es sei nicht leicht, ein Land mit 40 Millionen Bürgerinnen und Bürgern besetzt zu halten. Aufstände könnten Russland dazu zwingen, sich doch noch zurückzuziehen. Zudem könnte auch ein Staatsstreich oder ein Volksaufstand im eigenen Land Putin zu Fall bringen. Experten schätzen dieses Szenario jedoch als unwahrscheinlich ein, weil der Kreml durch Propaganda und Zensur ausländischer Medien versucht, im eigenen Land ein anderes Bild des Krieges zu verbreiten.
Im dritten Szenario von Pavel, Engelke und Cimmino könnte ein neuer Eiserner Vorhang in Europa entstehen. Nämlich dann, wenn Putin den Krieg gewinnt und Aufstände niederschlägt. Diese Spaltung könnte auch viele Gefahren und Unsicherheiten für den Westen bedeuten, bis hin zu einem Krieg zwischen Russland und den Nato-Staaten. Hierbei wäre der Ukraine-Konflikt nur der Beginn eines größeren Krieges. Beobachter erwarten zwar nicht, dass Putin ein Nato-Mitglied direkt angreift und damit einen Atomkrieg riskiert. Es könnte jedoch weitere Drohungen und Provokationen geben. Auch ein Angriff der einst sowjetischen Republik Moldau sei denkbar.
Alle Expertinnen und Experten weisen jedoch darauf hin, dass die Lage dynamisch und die Handlungen Russlands nicht leicht zu deuten seien. Die Menschen in der Ukraine müssen somit weiter hoffen und bangen, dass ihr Land den Angriffskrieg überstehen kann.
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