Warum Deutschland kein Tempolimit braucht

22.1.2019, 13:48 Uhr
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) fordert Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit in Ortschaften, weil die Zahl der Verkehrstoten seit Jahren kaum noch sinkt.

© Jörg Carstensen/dpa Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) fordert Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit in Ortschaften, weil die Zahl der Verkehrstoten seit Jahren kaum noch sinkt.

Früher nannte man es ein Thema fürs Sommerloch. Mangels Sommer böte sich in diesen Zeiten also das Winterloch an, wenn es ein solches gäbe. Denn in der Politik wird derzeit wieder diskutiert, ob es auf den deutschen Autobahnen ein Tempolimit geben sollte. Vorgeschlagen von einer Kommission der Bundesregierung, die sich darüber Gedanken machen soll, wie eine klimapolitisch nachhaltige Verkehrspolitik aussehen könnte, und (erwartungsgemäß) sekundiert vom Chef der "Deutschen Umwelthilfe" wird also eine flächendeckende Geschwindigkeitsbegrenzung, weil dies helfe, die Klimaschutzziele der Bundesregierung zu erreichen, die Unfallzahlen senke, die Staus und den Stress reduziere. Der Mensch will offensichtlich zu seinem Glück gezwungen werden, und dazu ist eine regulatorische Verkehrspolitik ein gutes Mittel.

 

Nur: Es ginge eben auch anders, ohne Zwang, sondern mit intelligenten Lösungen. Etwa einer immer besseren Motorentechnologie, zu der gerade die deutschen Autobauer fähig sind - auch  VW, wenn man sich dort an Recht und Gesetz hält. Selbst das Umweltbundesamt bestätigt, dass Pkw und auch Lkw heute sehr viel umweltfreundlicher unterwegs sind als vor 30 Jahren; dass die durch den Verkehr entstehenden Emissionen insgesamt nicht sinken, liegt daran, dass die Verkehrsdichte um ein Vielfaches zugenommen hat. So gesehen sind die in etwa gleichgebliebenen Verkehrsemissionen sogar ein Erfolg der Forscher und Entwickler bei den Fahrzeugherstellern. In deren eigenem Interesse ist es, hier nicht nachzulassen, die Verbrennungsmotoren immer effizienter zu machen und andere Antriebsformen (Wasserstoff, E-Technologie) zu entwickeln. 

Schauen wir auf die Entwicklung der Verkehrsunfallzahlen. 1991 wurden in Deutschland etwa 2,3 Millionen Vekehrsunfälle polizeilich registriert, 11.300 Menschen kamen dabei ums Leben. 2017  waren es etwa 2,6 Millionen Unfälle, bei denen 3180 Menschen umkamen. Ganz ohne flächendeckendes Tempolimit eine erfreuliche Entwicklung, die auf die verbesserte Sicherheitstechnologie in den Fahrzeugen und womöglich auch auf menschliche Vernunft zurückzuführen ist.

Wobei jeden Tag auf den Autobahnen zu besichtigen ist, dass menschliche Vernunft Grenzen hat. Da gibt es militante Raser, die ohne Rücksicht auf andere das Gaspedal durchdrücken, ihrem Gefährt freie Fahrt lassen, auffahren bis zum Äußersten, schlimme Unfälle verursachen. Übrigens nicht selten auf Streckenabschnitten mit Tempolimit. Ihnen beizukommen gelingt am besten mit Kontrollen, Radarfallen, Schleierfahndung.


Runter vom Gas! Alles spricht für ein Autobahn-Tempolimit


Und die lästigen Staus, wie ließen die sich am besten vermeiden? Weniger mit durchgängigen Tempolimits, sondern mit weniger Verkehr. Und mit intelligenter Verkehrsführung, wie es zum Beispiel die modernen Schilderbrücken, über die die Geschwindigkeit abhängig vom Verkehrsaufkommen reguliert wird, auf den Autobahnen rund um Nürnberg ermöglichen. 
Es gibt in der Regel immer bessere, wirkungsvollere Lösungen als rigide Zwangsmaßnahmen. Dass es in vielen anderen europäischen Ländern durchgängige Tempolimits gibt, ist aber kein Grund dafür, sie auch in Deutschland einzuführen.

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