Warum Restaurants kostenloses Trinkwasser anbieten sollten

12.3.2019, 11:19 Uhr
Ein kostenloses Glas Wasser im Café? In Deutschland keine Selbstverständlichkeit.

© dpa/ Roland Weihrauch Ein kostenloses Glas Wasser im Café? In Deutschland keine Selbstverständlichkeit.

In manchen Lokalen im Urlaub ist es üblich, in den Vereinigten Staaten sogar Pflicht: Zum Essen gibt es Leitungswasser, oft ungefragt und immer kostenlos. Es ist nicht bekannt, dass diese Praxis Wirte in den Ruin getrieben hätte. Im Gegenteil: Die Gäste fühlen sich gut umsorgt und kommen gern wieder.

Nun will die EU diese gute Regelung auch in den Ländern der Gemeinschaft einführen - und die Interessenvertretung der Gastwirte, der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband, läuft Sturm dagegen. Warum eigentlich?


Nürnberg: Immer mehr Geschäfte bieten kostenlos Leitungswasser an


Die Gründe erschließen sich nämlich so schnell nicht. Ein Liter Leitungswasser kostet um die 0,4 Cent, ist also spottbillig. Klar, vielleicht bestellen die Gäste dann unter dem Strich weniger - übrigens oft sündhaft teures - Mineralwasser. Aber das ist nicht wirklich die Frage. Die lautet nämlich: Macht der Wirt dann weniger Umsatz?

 

Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass es nicht so kommt. Denn: In manchen Lokalen gibt es mit der Rechnung noch etwas Süßes, eine kleine Schokolade oder eine Praline zum Beispiel. Erfahrene Kellnerinnen wissen: Reichen sie solch ein Geschenk, fällt das Trinkgeld höher aus.

Übertragen auf das Glas kostenlose Wasser heißt das: Wer etwas geschenkt erhält, ist großzügiger - sehr wahrscheinlich auch bei den Bestellungen. Und auf solch eine Perspektive können sich die deutschen Gastwirte ruhig einlassen, wie ihre Kollegen im Ausland auch. Die EU tut also gut daran, sich vom Sturm im Wasserglas nicht beeindrucken zu lassen und eine für alle Seiten sinnvolle Regelung umzusetzen.

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