Unterschiedliche Verfahren

Novavax und Valneva: Das hat es mit dem "echten" Totimpfstoff auf sich

21.1.2022, 09:41 Uhr
Der Corona-Impfstoff von Valneva ist ein klassischer Totimpfstoff - er befindet sich allerdings erst im Zulassungsverfahren der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA.

© Frank Hoermann/SVEN SIMON via www.imago-images.de Der Corona-Impfstoff von Valneva ist ein klassischer Totimpfstoff - er befindet sich allerdings erst im Zulassungsverfahren der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA.

Der Impfstoff von Valneva ist ein Vakzin mit inaktivierten Viren. Es handelt sich dabei um eine klassische, seit 60 bis 70 Jahren eingesetzte Technologie mit bewährten Verfahren und sehr hoher Sicherheit, teilte die EU-Kommission im Rahmen eines Kaufvertrags mit. Die Technologie komme auch bei den meisten Grippe-Impfstoffen und vielen Impfstoffen für Kinderkrankheiten zum Einsatz, zum Beispiel bei Mumps, Masern und Röteln. Der Valneva-Impfstoff sei der derzeit einzige Impfstoffkandidat gegen Covid-19 auf Basis inaktivierter Viren - also ein echter Totimpfstoff. Er enthält das komplette Sars-CoV-2-Virus - natürlich inaktiviert (abgetötet).

Wie lange es dauert, bis das Vakzin tatsächlich auf den Markt kommt und verimpft werden kann, ist allerdings noch unklar. Die EMA prüft den Impfstoff derzeit in einem Rolling-Review-Verfahren.

Hilft der Impfstoff von Valneva auch gegen Omikron?

Eine erste Laborstudie des Konzerns macht Hoffnung: Diese hat gezeigt, dass sich nach drei verabreichten Dosen Antikörper des Serums bildeten, die die Omikron-Variante neutralisieren. Alle getesteten Proben enthielten Antikörper gegen das ursprüngliche Coronavirus, gegen die Delta-Variante und 87 Prozent waren auch gegen Omikron aktiv.

Novavax-Impfstoff ab Ende Februar verfügbar

Das Vakzin von Novavax namens "Nuvaxovid" ist dagegen schon weiter. Es wurde bereits von der EMA zugelassen und soll Ende Februar 2022 in Deutschland verfügbar sein. Laut Gesundheitsminister Karl Lauterbach sollen am 21. Februar 1,75 Millionen Dosen geliefert werden. Doch auch Novavax basiert auf einem neueren Verfahren und ist daher kein Totimpfstoff im engeren Sinn. Denn der entscheidende Bestandteil, der die Immunantwort auslösen soll, wurde nicht einem echten Virus entnommen, sondern ist ein gentechnisch hergestelltes Virus-Protein. Daher wird "Nuvaxovid" auch als Proteinimpfstoff bezeichnet.

Die Proteine werden vom Körper als fremd erkannt und das Immunsystem wird hochgefahren - spezifische Antikörper und T-Zellen werden gebildet. Die mRNA-Präparate von Biontech/Pfizer und Moderna funktionieren anders: Hier werden Körperzellen mit Hilfe von Erbgutschnipseln angeregt, selbst das Spike-Protein herzustellen, um eine Immunantwort auszulösen.

Soll man auf die Impfstoffe von Novavax und Valneva warten?

Auch dazu haben führende Experten eine klare Meinung:

"Wenn sich jemand nur mit einem solchen Impfstoff impfen lassen will, dann ist das immer noch besser als komplett ungeimpft zu sein", sagt Immunologe Watzl der Deutschen Presseagentur. Darauf zu warten hält er aber für unklug. "Wer auf diese Impfstoffe wartet, ist noch längere Zeit ungeschützt. Daher: Lieber jetzt impfen als warten."

Selbst der Chef des Herstellers Valneva hält von Zögern wenig. "Ich rate niemandem, auf unseren Impfstoff zu warten", sagte Thomas Lingelbach, Geschäftsführer des französischen Biotechnologieunternehmens, dem Spiegel. "Das wäre ethisch inakzeptabel." Er empfehle Verwandten und Bekannten zurzeit Impfstoffe der anderen Hersteller und habe sich selbst kürzlich mit dem mRNA-Produkt von Biontech boostern lassen.

Auch für Impfstoffforscher Florian Krammer (USA) hat Warten keinen Sinn. Er äußerte noch weitere Gründe dagegen, etwa mögliche sehr seltene Nebenwirkungen - womit man sich bei den milliardenfach eingesetzten anderen Corona-Impfstoffen schon auskenne - sowie Fragen der Lieferbarkeit.

Verwandte Themen