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Sabbatical – Alles, was man über das Sabbatjahr wissen muss

Simone Madre

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28.12.2022, 08:59 Uhr
Zeit für eine Sabbatical! Doch außer den Koffer und die Tickets muss noch einiges bei der Arbeit geregelt werden.

© igorovsyannykov, Pixabay, LizenzCC Zeit für eine Sabbatical! Doch außer den Koffer und die Tickets muss noch einiges bei der Arbeit geregelt werden.

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Das Sabbatical dient zur Neuorientierung oder Erholung. Das Sabbatjahr kann entweder ein Jahr mit Teilzeitarbeit oder eine komplette Auszeit von dem bisherigen Arbeitsleben darstellen. Nicht nur Beamte, sondern auch Studenten, Selbständige oder Angestellte können diese Möglichkeit für sich nutzen. Alles, was Sie rund um das Freihstellungsjahr wissen müssen, erfahren Sie hier.

Ein Sabbatical ist ein unbezahlter Sonderurlaub, den der Arbeitnehmer frei und individuell gestaltet. Dieser kann entweder für einige Monate ins Ausland gehen, sich ehrenamtlich engagieren oder sich auf die Familie konzentrieren. Die Beweggründe und Motivation für ein Sabbatjahr können also vielfältig sein und reichen von dem Wunsch nach Erholung über einer Weltreise bis hin zu sonstigen privaten, familiären oder beruflichen Gründen.

Viele Menschen sehen ein Freistellungsjahr auch als einen wichtigen Lebensabschnitt oder präventive Maßnahme, um einem Burnout vorzubeugen. Wer Jahre lang zu viel gearbeitet hat, kann neue Kraft sammeln, um im Anschluss beruflich wieder durchzustarten. Im Normalfall dauert das Sabbatical zwischen einem Monat und einem Jahr. Die Länge der Arbeitspause ist jedoch individuell und wird vom Arbeitnehmer mit dem Arbeitgeber vereinbart.

Es gibt keinen Unterschied zwischen einem Sabbatical und einem Sabbatjahr. Die Begriffe haben dieselbe Bedeutung und können daher synonym verwendet werden.

In einigen Ländern existiert tatsächlich ein gesetzlicher Anspruch auf ein Sabbatjahr, Deutschland gehört jedoch nicht dazu. Dennoch kann jeder Arbeitnehmer eine längere Pause einlegen, obgleich dies nicht einfach planbar und durchführbar ist. Für Lehrer, Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst gibt es eine Sonderregelung, die ein Sabbatical vereinfacht. Trotzdem ist es auch für jeden anderweitig Berufstätigen mit einer guten Planung möglich, eine lange Arbeitspause einzulegen.

Aber wie ist denn das Sabbatjahr im Arbeitsvertrag geregelt? Das Sabbatical ist nicht im Gesetz verankert und erfordert daher eine vertragliche Festlegung. Arbeitnehmer und -geber treffen eine individuelle Vereinbarung hinsichtlich der Auszeit.

Der Arbeitnehmer muss sich im ersten Schritt die Zustimmung seines Arbeitgebers einholen und sich dann über die Realisierung Gedanken machen. Im Folgenden werden alle Finanzierungsmöglichkeiten für die Realisierung eines Sabbaticals aufgelistet und erklärt, was es für Unterschiede bei der Finanzierung des jeweiligen Sabbatjahr-Modells gibt.

  1. Unbezahlter Urlaub: Wenn der Mitarbeiter ein Jahr lang unbezahlten Sonderurlaub nimmt, verzichtet er dementsprechend für den Zeitraum auf sein gesamtes Entgelt. Der gegenseitig abgeschlossene Arbeitsvertrag wird für die Auszeit stillgelegt und tritt wieder in Kraft, sobald der Arbeitnehmer an seinen Arbeitsplatz zurückkehrt. Die Einzahlung der Krankenversicherungs- und Rentenbeiträge durch den Arbeitgeber entfällt komplett. Der Mitarbeiter muss sich also selbst für das Einzahlen seiner Sozialversicherungsbeiträge kümmern, sofern er dies wünscht.

  2. Langzeitarbeitskonto: Sammelt der Beschäftigte Überstunden und Urlaubsstunden auf einem Langzeitarbeitskonto an, kann er diese für eine Freizeitphase in Anspruch nehmen. Dies bietet den Vorteil, dass der Mitarbeiter Anspruch auf eine Entgeltfortzahlung hat und zudem weiterhin kranken- sowie rentenversichert ist.

  3. Lohnverzicht durch ein Teilzeitmodell: Eine weitere Möglichkeit für den Arbeitnehmer besteht darin, auf einen Teil des Lohnes zu verzichten und diesen ein paar Jahre anzusparen. Dann bekommt der Arbeitnehmer im Sabbatical eine Lohnfortzahlung.
    Beispiel: Ein Arbeitnehmer leistet die vertraglich vereinbarte Arbeitszeit von 40 Stunden die Woche. Die Arbeitsleistung wird jedoch nur für 20 oder 30 Wochenstunden vergütet. Nach einigen Jahren haben Arbeitnehmer bereits genug für die Fortzahlung während der gesamten Freizeitphase gespart. In diesem Modell ist der Mitarbeiter weiterhin sozialversichert und erhält die gesamte Zeit über ein Gehalt.
    Achtung: Wenn sich ein Mitarbeiter für dieses Modell entscheidet, handelt es sich um eine sogenannte Wertguthaben-Vereinbarung. Der Mitarbeiter tritt durch das Ansparen von Gehaltsbestandteilen in eine Vorleistung, sodass das Wertguthaben verzinst und gegen Insolvenz abgesichert werden muss.

  4. Kündigung: Die wohl weitreichendste Maßnahme ist die Kündigung, um ein Sabbatical möglich zu machen. Dennoch ist diese manchmal notwendig und bietet Mitarbeitern eine Möglichkeit der beruflichen Neuorientierung. Beschäftigte, die ihren Job kündigen möchten, können die Freistellungsphase nutzen, um sich beruflich neu zu orientieren.

Viele Berufstätige mit dem Wunsch eines Freistellungsjahres fragen sich: "Wie sieht es eigentlich bei einem Sabbatical mit der Krankenversicherung aus?" Erfolgt die Freistellung mit einer Entgeltfortzahlung, ist der Arbeitnehmer weiterhin sozialversichert. Dies gilt auch für unbezahlten Urlaub unter einem Monat. In diesem Fall greift dann nämlich die Nachversicherungsfrist von genau einem Monat ab dem Zeitpunkt der Stilllegung des Arbeitsvertrags. Nach dem ersten Monat der Freistellung muss der Arbeitnehmer sich selbständig versichern.

Zugleich muss die sogenannte Wertguthabenvereinbarung bei einer Fortzahlung des Entgelts während des Sabbatjahres speziellen gesetzlichen Voraussetzungen unterliegen, damit die Sozialversicherungen gültig sind. Hier sollten Arbeitnehmer somit auf Nummer sicher gehen und die Vereinbarung rechtlich prüfen.

Die Voraussetzungen sind:

  • Die Wertguthabenvereinbarung muss schriftlich erfolgen.
  • Die Vereinbarung gilt ausschließlich für den vereinbarten Zweck und nicht als allgemeine flexible Gestaltung der Arbeitszeit.
  • Das Arbeitsentgelt wird ausschließlich für die Auszahlung während der vereinbarten Freistellung eingebracht.
  • Das Entgelt, das während der Freistellung fällig ist, muss über 450 Euro pro Monat liegen.
  • Eine Ausnahme besteht dann, wenn der Arbeitnehmer vor dem Sabbatical bereits geringfügig beschäftigt war.

Ein Sabbatjahr bezeichnet eine geplante berufliche Auszeit. Nicht nur der Arbeitnehmer, sondern auch das Unternehmen können von einem Sabbatical profitieren. Die berufliche Freistellung kann aber auch einige Nachteile mit sich bringen. Sowohl Chancen als auch Risiken sind im Folgenden aufgelistet.

Vorteile für den Arbeitnehmer

  • Der Mitarbeiter kann sich individuell Zeit nehmen und auf persönliche Ziele konzentrieren.
  • Zudem kann er sich beruflich oder privat neu orientieren.
  • Ein Sabbatical hilft nicht nur beim Stressabbau, sondern dient auch zur Vorbeugung stressbedingter Erkrankungen wie zum Beispiel einem Burnout oder Boreout.
  • Eventuell können Beschäftigte Zeit in die persönliche Weiterbildung investieren, die sie schon vorantreiben wollten.
  • Zugleich ist es natürlich auch möglich, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen, die möglicherweise während der letzten Arbeitsjahre zu kurz gekommen ist.
  • In einem Sabbatjahr kann man Träume verwirklichen und die Welt so bereisen, wie man es sich immer gewünscht hat. Zudem kann die freie Zeit in Ruhe genossen werden, da der sichere Job und das fixe Einkommen am Heimatort auf die Arbeitnehmer warten.

Vorteile für den Arbeitgeber

  • Für das Unternehmen sinken durch ein Sabbatical zum einen die Kosten von krankheitsbedingten Ausfällen.
  • Zum anderen wirkt sich die Möglichkeit eines Sabbaticals positiv auf die Mitarbeiterakquise aus. Der Beschäftigte, der ein Sabbatjahr in Anspruch nimmt, ist nach der Auszeit häufig deutlich erholter, motivierter und leistungsfähiger. Dies wirkt sich dann auch positiv auf das Unternehmen und das Arbeitsklima aus.
  • Durch die Chance eines Sabbatjahres kann das Unternehmen eine gute Beziehung zu seinen Mitarbeitern aufbauen, sodass die Mitarbeiter dem Unternehmen möglichst lange erhalten bleiben.

Nachteile für den Arbeitnehmer

  • Viele Menschen befürchten, dass ihre Karriere unter der beruflichen Auszeit leidet. Denn natürlich können die Arbeitskollegen in dem Zeitraum des Sabbatjahrs die Karriereleiter weiter nach oben klettern.
  • Zudem kann sich der Einstieg nach einem Sabbatical möglicherweise schwierig gestalten. Neue Strukturen, neue Aufgaben oder sogar ein Abteilungswechsel erschweren die Einarbeitung. In einem Jahr Abwesenheit kann sich vieles verändern.
  • Wer kein Entgelt während seines Sabbaticals erhält, muss vorher etwas ansparen oder während der Auszeit genügend Geld verdienen, um seine Arbeitspause zu finanzieren und die Sozialversicherungsbeiträge zu bezahlen.

Nachteile für den Arbeitgeber

  • Für den Arbeitgeber fällt eine Fachkraft für einen längeren Zeitraum aus. Das Unternehmen muss sich also schnellstmöglich um einen qualifizierten Ersatz kümmern.
  • Die Genehmigung eines Sabbaticals kann eventuell das Arbeitsklima auch verschlechtern, da einige Arbeitskollegen den Mitarbeiter um seine Auszeit beneiden. Vor der Genehmigung eines Sabbaticals müssen alle Bedingungen abgesprochen und vertraglich geregelt werden. Beispiele dafür sind unter anderem das Finanzierungsmodell, die Vertretung, bestehender Resturlaub und das Widerrufsrecht.

Es gibt einige Punkte, die man bereits vorher berücksichtigen sollte, bevor man sich für eine berufliche Auszeit entscheidet. Hier gibt es eine kleine Liste mit Fragen, die man sich vorher stellen sollte. Erst, wenn Arbeitnehmer diese Fragen beantworten können, sollte der nächste Schritt folgen.

  1. Was sind die Beweggründe für das Sabbatjahr? Welchen Zweck soll die berufliche Auszeit erfüllen?
  2. Welche Nachteile können sich für die Karriere ergeben?
  3. Wie kann die Auszeit finanziert werden? Welches Finanzierungsmodell ist sinnvoll?
  4. Klärung der Wohnungsnutzung bei Reiseplänen: Ist eine Untervermietung möglich? Ist die Wohnsituation geklärt?
  5. Welche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es?
  6. Wie ist der Sozialversicherungsschutz während des Sabbaticals? Sollte ich weiter Geld in die Sozialversicherungen einzahlen? Muss ich das vielleicht sogar?
  7. Ist eine zusätzliche Auslandsversicherung sinnvoll?
  8. Was muss bei einer Auslandsreise vorher geplant werden?
  9. Kann ich die Auszeit nutzen, um mich ehrenamtlich zu engagieren? Was sind mögliche Hilfsprojekte?

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