Obst und Gemüse statt Steak und Schäufele

Nach Forderung von SPD-Politikerin: Das sind die Vorteile des Fleischverzichts

Markus Maisel

Online-Redaktion

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2.4.2022, 05:55 Uhr
Fleisch oder nicht? Immer mehr Menschen verzichten auf tierische Produkte. Nun fordert auch SPD-Entwicklungshilfeministerin Svenja Schulze Fleischesser dazu auf, ihren Fleischverzehr zu reduzieren. 

© Uli Deck, NN Fleisch oder nicht? Immer mehr Menschen verzichten auf tierische Produkte. Nun fordert auch SPD-Entwicklungshilfeministerin Svenja Schulze Fleischesser dazu auf, ihren Fleischverzehr zu reduzieren. 

Der Ukraine-Krieg sorgt für die wohl größte Ernährungskrise seit dem zweiten Weltkrieg. Um den Hunger in der Welt zu reduzieren, rief Entwicklungsministerin Svenja Schulze vor wenigen Tagen auf, weniger Fleisch zu essen: "60 Prozent des weltweit produzierten Maises wird an Tiere verfüttert, in der EU ist es bei Weizen ähnlich", so Schulze in einem Interview gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Es würde der Getreideversorgung in Entwicklungs- und Schwellenländern mittel- und langfristig sehr helfen, wenn wir in den reichen Ländern weniger tierische Produkte essen würden." Doch es gibt weitere Gründe, warum seltener Fleisch auf unserem Teller landen sollte.

Der Klimaaspekt

Nach Angaben von WWF Deutschland sorgen tierische Produkte für 68 Prozent der Treibhausgas-Emissionen der Ernährung. Dabei tragen sie nur zu 30 Prozent zur Nahrungsmittelenergieversorgung bei.

Viel effektiver ist im Vergleich dazu der Verzehr pflanzlicher Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte oder pflanzliche Öle: Sie decken die täglichen Nahrungsmittelenergieversorgung zu 70 Prozent - generieren allerdings nur 32 Prozent der Treibhausgase.

Doch warum ist Fleischverzehr so klimaschädlich? Um Futterpflanzen zu produzieren, ist ein hoher Energieeinsatz nötig. Außerdem ist die Umwandlung pflanzlicher Futtermittel in tierische Produkte nicht besonders effizient. Hierbei spricht man von "Veredelungsverlusten". Bedeutet: Nahrungsmittel, die direkt der menschlichen Ernährung dienen könnten - wie zum Beispiel Getreide, Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Fisch - werden an Tiere verfüttert. Ein Großteil des Energiegehalts pflanzlicher Nahrung geht dadurch verloren.

Nicht nur Veredelungsverluste ließen sich durch weniger Fleischkonsum vermeiden. Der Rückgang der Fleischproduktion könnte auch Platz für Getreide-Anbau schaffen. So könnte laut der SPD-Entwicklungshilfeministerin Schulze ein Rückgang der Schweinefleischproduktion um 30 Prozent etwa ein Zehntel der Ackerfläche in Deutschland freimachen. "Darauf könnte man fünf Millionen Tonnen Getreide anbauen", so Schulze. Längerfristig würde sich so weltweit die Versorgungslage verbessern.

Ob durch Veredelungsverluste, hohe CO2-Emissionen wegen der langen Transportwege oder hohem Wasserfußabdruck - unser Verzehr von Steak, Schnitzel und Co. hat unmittelbaren Einfluss auf unser Klima. Die Reduzierung des Fleischkonsums macht also nicht nur angesichts einer bevorstehenden globalen Versorgungsnotlage Sinn: "Wenn wir in den ökologischen Grenzen unserer Erde bleiben wollen, sollten höchstens noch knapp drei Prozent unserer Nahrung aus Fleisch- und Wurstprodukten bestehen. Das sind etwa 300 Gramm pro Woche", sagt Markus Wolter, Landwirtschaftsexperte beim WWF Deutschland.

Zu viel Fleisch ist ungesund

150 Gramm Fleisch isst jeder deutsche täglich. Damit schaden wir nicht nur Tieren und dem Klima, sondern auch unserer Gesundheit.

Eine Auswertung von knapp 1.600 Studien durch Forscher der Harvard University School of Public Health belegten, dass verarbeitetes Fleisch das Risiko für Herzerkrankungen um bis zu 42 Prozent erhöht. Auch die Wahrscheinlichkeit, Diabetes zu bekommen, kann schon beim täglichen Konsum von gerade einmal 50 Gramm verarbeitetem Fleisch ausreichen. Verantwortlich dafür sollen Natrium und Schadstoffe sein, die während der Zubereitung entstehen.

Verarbeitetes Fleisch so schädlich wie Zigaretten

Die WHO ging 2015 sogar so weit, dass sie verarbeitetes Fleisch als sicher krebserregend und rotes Fleisch als wahrscheinlich krebserregend einstufte. Damit ist verarbeitetes Fleisch auf der gleichen Gefährdungsstufe wie Zigaretten.

Auch wenn Fleischkonsum nicht der unmittelbare Auslöser ist, so hängen viele Krankheitsbilder wie Darmkrebs, Diabetes oder Rheuma mit einem erhöhten Fleischkonsum zusammen.

Wenn Svenja Schulze dazu aufruft, weniger Fleisch zu konsumieren, kann das also nicht nur positive Auswirkung auf die globale Versorgungslage, sondern auch auf unser Klima und auf unsere Gesundheit haben. Zeit, den eigenen Fleischkonsum zu überdenken.

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