Wohlgefühl haben

Warum richtiges Lüften im Winter wichtig ist

Elias Thiel

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Benedikt Dirrigl

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22.11.2023, 07:45 Uhr
Hier erfahren Sie, wann und wie Sie im Winter lüften sollten.

© IMAGO/Roman Möbius Hier erfahren Sie, wann und wie Sie im Winter lüften sollten.

In diesem Artikel:

Während draußen Minusgrade und eisiger Wind herrschen, halten die meisten Menschen ihre Türen und Fenster geschlossen, um die Wärme im Inneren zu bewahren. Allerdings sind vor allem in den Herbst- und Wintermonaten ein regelmäßiger Luftaustausch und gezieltes Heizen von großer Bedeutung.

Mit sinkenden Temperaturen im Freien sinken auch die Temperaturen in den Wohnräumen, was das Risiko von Schimmelbildung erhöht. Dies liegt daran, dass kalte Luft weniger Feuchtigkeit aufnehmen kann als die warme Luft. Aber wie kann man richtig heizen und lüften im Winter? Worauf sollte man achten und welche Unterschiede gibt es beim Lüften zwischen Altbau und Neubau?

In einem Haushalt mit vier Personen werden täglich zwischen sechs und zwölf Liter Wasser in die Luft abgegeben. Wenn diese Feuchtigkeit nicht regelmäßig durch Lüften beseitigt wird, besteht die Gefahr der Schimmelbildung.

Dies gilt sowohl für Wohnungen mit undichten Fenstern und Dächern als auch für energetisch sanierte Häuser mit Wärmeschutzfenstern. Besonders in Räumen, die nicht ausreichend oder überhaupt nicht beheizt werden, ist das Schimmelrisiko hoch.

Wenn die Luft abgestanden riecht, liegt dies oftmals an einer Kombination aus zu hoher Konzentration von Kohlendioxid, menschlichen Ausdünstungen sowie Schadstoffen und Gerüchen. Eine derart belastete Raumluft kann zu Müdigkeit und Konzentrationsproblemen führen. Heizen und Lüften tragen dazu bei, ein gesundes Wohnklima zu schaffen und einer Schimmelbildung vorzubeugen.

Überschüssige Feuchtigkeit sammelt sich vor allem an den kältesten Stellen im Raum an, wie beispielsweise in der Nähe von Fenstern oder hinter großen Möbelstücken. Eine solche Ansammlung von Feuchtigkeit begünstigt die Bildung von Schimmel. Schimmel ist nicht nur schädlich für die Bausubstanz, sondern kann auch gesundheitliche Probleme verursachen. Schimmelpilze können allergische Reaktionen auslösen und die Atemwege reizen.

Um dies zu verhindern, sollte man regelmäßig frische Luft in den Raum lassen und sicherstellen, dass die Raumtemperatur nicht unter 16 Grad Celsius fällt.

Ein angenehmes Raumklima hängt von der richtigen Kombination aus Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit ab. Je nachdem, ob man gerade entspannt oder Hausarbeit erledigt, sollte die Temperatur zwischen 18 und 22 Grad Celsius liegen.

Die Luftfeuchtigkeit sollte zwischen 40 und 60 Prozent betragen. Diese kann man am besten mit einem Thermo-Hygrometer überwachen. Auch einige Smart-Home-Systeme verfügen über Sensoren, welche die Luftfeuchtigkeit messen.

Wenn die Luftfeuchtigkeit unter 30 Prozent fällt, besteht zwar keine unmittelbare Schimmelgefahr, allerdings kann die trockene Luft die Schleimhäute reizen. Wenn die Luftfeuchtigkeit im Raum im Winter regelmäßig über 50 Prozent liegt, steigt das Risiko von Schimmelbildung. Schimmel kann bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von etwa 70 bis 80 Prozent direkt an einer Wand wachsen.

Achtung: Schimmel kann auch auftreten, wenn die Wand trocken erscheint und kein sichtbares Kondenswasser vorhanden ist.

Allerdings gibt es nicht nur eine geeignete, sondern verschiedene Methoden, um Räume effektiv zu lüften:

  • Stoßlüften
    Beim Stoßlüften öffnet man alle Fenster und Türen für einen kurzen Zeitraum. Dies sind in der Regel im Sommer 20 bis 30 Minuten und im Winter 5 bis 10 Minuten. Dadurch wird der Raum effizient belüftet und die verbrauchte Luft gleichzeitig durch frische Luft ersetzt. Dies ist besonders hilfreich, um Feuchtigkeit und schlechte Gerüche loszuwerden. Das Stoßlüften kann mehrmals am Tag bei abgedrehter Heizung durchgeführt werden.
  • Querlüften
    Beim Querlüften öffnet man die Fenster auf den gegenüberliegenden Seiten des Raumes, um eine Luftzirkulation zu schaffen.
    Dies fördert einen besonders effizienten Austausch von Innen- und Außenluft und hilft zugleich, den Raum schnell zu belüften.
  • Kipplüften
    Das Kippen der Fenster ist die ineffizienteste Methode und sollte vermieden werden. Hierbei wird das Fenster nur leicht geöffnet, sodass die Luft nur langsam ausgetauscht wird.

Falsches Lüften im Winter

Um falsches Lüften zu vermeiden, gilt es, die größten Fehler zu kennen.

  • Zu kurz oder zu lange Lüften
    Die richtige Lüftungsdauer ist entscheidend. Wird zu kurz gelüftet, findet kein ausreichender Luftaustausch statt, Feuchtigkeit und Schadstoffe bleiben im Raum zurück. Bei zu langer Lüftungsdauer kühlen Räume aus und müssen anschließend wieder stärker beheizt werden.
  • Kippen
    In diesem Sinne sollte man auch davon absehen, Fenster zu kippen. Durch die kleine Öffnung geht der Luftaustausch schlechter und langsamer von statten. Auch hier kühlen die Räume während dem Lüften aus, gleichzeitig bleibt zu viel Feuchtigkeit im Raum zurück, wodurch die Schimmelgefahr steigt.
  • Einschränkungen beim Lüften
    Deshalb sollte man auch von übermäßiger Dekoration auf Fensterbänken absehen. Diese erschweren das vollständige Öffnen der Fenster und damit das Stoßlüften.
  • Kein Lüften nach Wasserdampf
    Beim Kochen, Duschen oder Wäschetrocknen steigt die Luftfeuchtigkeit rapide an, weshalb bei der Bildung Wasserdampf augenblicklich gelüftet werden sollte.
  • Auskühlen lassen
    Durch Kippen und Dauerlüften kühlen Wohnräume aus. Die Kälte ist nicht nur unangenehm, sondern fördert auch die Schimmelbildung, da kalte Luft weniger Feuchtigkeit aufnehmen kann. Feuchtigkeitsansammlungen an kalten Stellen wie Fenstern oder hinter großen Möbeln werden somit begünstigt. Die Raumtemperatur sollte nicht unter 16 Grad Celsius fallen.

Falsches Lüften im Winter kann mehrere Probleme verursachen:

  • Schimmelbildung mit Auswirkungen auf Gesundheit und Bausubstanz
  • Energieverschwendung und erhöhte Kosten
  • Schlechtes Raumklima und gestörtes Wohlbefinden
  • Kondenswasserbildung

Nun stellt sich die Frage: "Wie kann man denn richtig lüften?" Daher gibt es hier einige Tipps, um Energie zu sparen und gleichzeitig die Schimmelbildung zu verhindern:

  1. Sparsam, aber ausreichend heizen
    Bestenfalls bleibt die Raumtemperatur über 17 Grad Celsius, um Schimmelbildung zu vermeiden. Zudem sollte man große Temperaturunterschiede zwischen verschiedenen Räumen verhindern.
  2. Bewusst heizen
    Die Heizung sollte nachts leicht reduziert werden und tagsüber auf einer konstanten Temperatur gehalten werden. Die Temperatur kann je nach Bedarf angepasst werden. Beim Lüften sollte man allerdings die Heizung ausschalten, um keine Wärme zu verschwenden.
  3. Heizkörper freihalten
    Gleichzeitig sollten keine Möbel vor den Heizkörpern stehen, um die Wärmezirkulation nicht zu beeinträchtigen.
  4. Richtig lüften
    Statt ständig gekippte Fenster zu nutzen, ist Stoßlüften deutlich effektiver. Dafür öffnet man drei bis viermal täglich alle Fenster für etwa fünf Minuten und sorgt für Durchzug.
  5. Lüften bei Bedarf
    Vor allem bei Feuchtigkeit, Sauerstoffmangel und sonstigen Schadstoffen sollte zusätzlich gelüftet werden. Zum Beispiel nach dem Duschen oder wenn viel Sauerstoff durch mehrere Personen im Haushalt verbraucht wurde, sollte man lüften.
  6. Zimmerpflanzen berücksichtigen
    Ein vermehrter Bestand an Zimmerpflanzen erhöht den Bedarf des Lüftens. Die Pflanzen geben Feuchtigkeit ab, welche die Raumluft beeinflusst und zu einem gesteigerten Bedarf an frischer Luftzufuhr führt.
  7. Fenster und Türen isolieren
    In älteren Gebäuden kann kalte Luft durch undichte Stellen eindringen. Daher sollte man diese Stellen bestenfalls abdichten. Praktische Maßnahmen dafür sind Dichtungsbänder oder Türschlitzabdeckungen.
  8. Rollläden nachts schließen
    Das Herunterlassen von Rollläden hilft, die Wärme drinnen zu halten und die Kälte draußen zu lassen.
  9. Badezimmer lüften im Winter
    Nicht immer reicht mehrmaliges kurzes Lüften aus, um die in Handtüchern, Bettdecken oder Oberflächen von Wänden und Möbeln gespeicherte Feuchtigkeit zu beseitigen.
    Ein kontinuierlicher Luftaustausch nach dem Stoßlüften ermöglicht eine allmähliche Entfernung dieser Feuchtigkeit. Diese Aufgabe kann beispielsweise von einer Lüftungsanlage im Badezimmer übernommen werden.
  10. Fenster schließen nicht vergessen
    Im Winter ist es wichtig, nach dem Lüften die Fenster wieder zu schließen und den Raum erneut zu beheizen. Beim konstanten Lüften geht viel Wärme verloren, und die Raumtemperatur kann stark abfallen.

Bestenfalls sollte man die Fenster drei bis vier Mal am Tag komplett öffnen. Dies gewährleistet ein gesundes und angenehmes Raumklima, indem die optimale Luftfeuchtigkeit in der Wohnung aufrechterhalten wird. Wer den ganzen Tag unterwegs ist, sollte zumindest jeweils morgens und abends einmal lüften.

In weniger gut gedämmten Altbauten ist die Wärmespeicherung oftmals unzureichend, was zu höheren Heizkosten führt. In solchen Fällen empfiehlt es sich, die Fenster nicht häufiger als zweimal täglich für jeweils fünf Minuten zu öffnen.

Hingegen verhält es sich in gut isolierten Dachgeschossen genau umgekehrt: Diese Räume behalten die Wärme oftmals länger. Daher kann man die Wohnung problemlos mehrmals täglich für jeweils fünf bis zehn Minuten lüften.