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Tomaten ausgeizen: Warum es sinnvoll ist - und wie es funktioniert

Elias Thiel

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14.6.2023, 08:13 Uhr
Hier finden Sie eine Anleitung, um Tomaten richtig auszugeizen.

© IMAGO / Westend61 Hier finden Sie eine Anleitung, um Tomaten richtig auszugeizen.

In diesem Artikel:

Tomaten ausgeizen ist für alle Hobbygärtner eine wichtige Praxis, die saftige und reiche Tomaten ernten möchten. Diese besondere Technik des Beschneidens fördert gesundes Wachstum und eine bessere Fruchtbildung der Pflanze.

In diesem Artikel erfahren Sie, warum das Ausgeizen sich positiv auswirkt, wie Sie es richtig machen und welche Vorteile es für die Tomatenpflanzen bietet. Mit diesen Tipps maximieren Sie Ihre Ernte und können sich auf aromatische und qualitativ hochwertige Tomaten freuen.

Beim Ausgeizen von Tomatenpflanzen handelt es sich um eine gängige Praxis in der Tomatenpflege, bei der Seitentriebe der Pflanze entfernt werden.

Diese Seitentriebe können das Wachstum und die Fruchtbildung der Tomatenpflanze beeinträchtigen. Durch das Ausbrechen oder Abschneiden der Seitentriebe wird die Energie der Pflanze in das Wachstum und die Fruchtentwicklung gelenkt. Das Ausgeizen fördert gleichzeitig auch eine bessere Luftzirkulation und verhindert die Bildung von dichtem Laub. Dadurch werden Krankheiten reduziert. Durch diese gezielte Schnitttechnik erhält man eine gesündere Pflanze mit größerer Fruchtqualität und höherem Ertrag.

Die Frage, ob das Ausgeizen der Tomatenpflanzen sinnvoll ist, beschäftigt viele Hobbygärtner. Schließlich wünschen sich alle Gärtner eine reiche Ernte. Allerdings haben moderne Tomatensorten, die auf hohe Erträge gezüchtet wurden, oftmals so viele Triebe und Fruchtansätze, dass eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen schwierig ist. Wenn man alle Triebe wachsen lassen würde, blieben die Tomaten aufgrund der kurzen Vegetationsperiode in Mitteleuropa klein und würden nicht vollständig ausreifen. Durch das Ausgeizen und gezielte Schneiden der Tomatenpflanzen fördert man somit das Wachstum großer, aromatischer Früchte und setzt dabei auf Qualität statt Quantität.

Ein weiterer wichtiger Grund für das Ausgeizen von Tomatenpflanzen ist das Auslichten. Damit die Tomaten gut ausreifen und ihr süß-fruchtiges Aroma entwickeln können, benötigen sie ausreichend Sonneneinstrahlung. Gleichzeitig sollten die Blätter nach dem Regen schnell trocknen. Wenn die Pflanze einem dichten Laub aufgrund von wuchernden Trieben ausgesetzt ist, erhalten die Früchte nicht genug Sonnenlicht und die Blätter bleiben zu lange feucht. Dies kann Pilzerkrankungen wie Braun- und Krautfäule bedingen. Durch das Ausgeizen wird daher nicht nur die Durchlüftung verbessert, sondern auch das Risiko von Krankheiten verringert.

Das regelmäßige Ausgeizen von Tomaten bietet zudem auch praktische Vorteile für alle Gärtner. Insbesondere bei Topf-Tomaten ist es wichtig, dass die Pflanzen gut aufgebunden werden und gerade wachsen können. Wenn die Tomatenpflanze in alle Richtungen sprießt, wird das Aufbinden schwierig und bei Wind können schwere Triebe mit Früchten leicht abbrechen.

Durch ein rechtzeitiges Ausgeizen und Hochbinden kann die Tomatenpflanze in eine aufrechte Form gebracht werden. Somit wird sie sicher an ihrer Stütze entlanggeführt und erhält eine stabile und aufrechte Position. Dies erleichtert die spätere Ernte und reduziert den Platzbedarf, insbesondere bei großen Stabtomaten.

Ein weiterer Vorteil des Ausgeizens ist die optimale Nutzung der Fläche in einem Gewächshaus. Wenn keine Seitentriebe entstehen, benötigen Stabtomaten weniger Standfläche und können dichter gepflanzt werden. Dadurch erzielt man einen höheren und qualitativ besseren Fruchtertrag im Vergleich zu Pflanzen mit Seitentrieben, die mehr Platz für sich beanspruchen.

Geiztriebe bei Tomaten (auch bekannt als Seitentriebe oder Nebentriebe) sind zusätzliche Triebe, die zwischen dem Hauptstamm und den Blattachseln (Beginn des Nebentriebs) einer Tomatenpflanze wachsen. Diese kleinen Zusatz-Triebe entstehen aus den schlafenden Knospen in den Blattachseln und bedingen eine starke Verzweigung der Pflanze. Geiztriebe wachsen schnell und werden zu langen, verzweigten Trieben.

So sieht ein Geiztrieb aus.

So sieht ein Geiztrieb aus. © imageBROKER/O. Diez via www.imago-images.de

Das Ausgeizen bezieht sich auf das Entfernen oder Beschneiden dieser Geiztriebe, um das Wachstum und die Fruchtbildung der Tomatenpflanze zu optimieren.

Wie erkennt man Geiztriebe bei Tomaten?

  • Geiztriebe wachsen zwischen dem Hauptstamm und den Blattachseln der Tomatenpflanze
  • Geiztriebe haben in der Regel ein paar Blätter an der Spitze
  • Oftmals sind sie weicher, dünner und grüner als der Hauptstamm
  • Sie wachsen seitlich nach oben oder zur Seite

Schwachwüchsige Buschtomaten und Wildtomaten benötigen in der Regel kein Ausgeizen. Diese Sorten tragen Blüten und somit Früchte an allen Seitentrieben. Der Ertrag ist bei ihnen ohne Ausgeizen bereits am höchsten.

Kleinfruchtige Cocktail- und Cherry-Tomaten kann man entweder wild wachsen lassen oder mit mehreren Trieben ziehen. Das Ausgeizen ist bei diesen Sorten optional und hängt von den individuellen Vorlieben ab.

Um die Tomaten korrekt auszugeizen, gibt es hier eine einfache Schritt-für-Schritt-Anleitung:

  1. Wachstum der Tomatenpflanze beobachten: Zuerst sollte man warten, bis die Pflanze etwa 30 bis 40 Zentimeter hoch ist und mehrere Blätter entwickelt hat.
  2. Geiztriebe suchen: Im zweiten Schritt sucht man entlang des Hauptstamms und in den Blattachseln nach den Seitentrieben, die zwischen dem Hauptstamm und den Blättern wachsen. Geiztriebe sind in der Regel weicher und dünner als der Hauptstamm.
  3. Welche Tomatentriebe entfernen? Bei den meisten Tomatensorten sollten alle Geiztriebe entfernt werden, um das Wachstum der Hauptpflanze zu fördern. Wer jedoch mehr Früchte möchte, kann selektiv vorgehen und einige Triebe belassen. Wenn man ein bis zwei kräftige Seitentriebe pro Tomatenpflanze stehen lässt, sind gute Ernte-Erfolge möglich.
    Wichtig ist es allerdings, diese Seitentriebe gut abzustützen. Bestenfalls entfernt man alle Triebe, die zu dicht am Hauptstamm wachsen und das Wachstum der Pflanze beeinträchtigen. Zudem sollte man kranke, beschädigte oder schwache Triebe immer entfernen.
  4. Tomaten ausgeizen: Geiztriebe abschneiden oder -ziehen. Mit den Fingern kann man kleine Geiztriebe vorsichtig abbrechen. Alternativ kann man auch eine saubere Gartenschere oder ein scharfes Messer für größere Geiztriebe verwenden, um sie nah am Hauptstamm abzuschneiden. Dabei sollte man darauf achten, die Pflanze nicht zu beschädigen.
    Tipp: Man kann die ersten Geiztriebe der Saison als Stecklinge nutzen, um neue Pflanzen zu züchten. Dafür stellt man die abgeschnittenen Triebe in ein Glas mit Wasser und lässt sie ein paar Tage stehen, bis sie Wurzeln entwickeln. Anschließend kann man sie in einen Topf mit frischer Kompost- oder handelsüblicher Pflanzenerde setzen. Die Jungpflanzen sollten zunächst an einem schattigen Standort platziert werden, damit sie gut anwachsen. Sobald sie größer sind, ziehen sie an einen sonnigen Platz um. Diese Methode ermöglicht es, zusätzliche Tomatenpflanzen zu vermehren und die Ernte zu erweitern.
  5. Größere Blätter entfernen: Um eine bessere Durchlüftung zu ermöglichen, sollte man auch größere Blätter entfernen. Dazu nutzt man ebenfalls ein scharfes Messer und schneidet die Blätter von unten nach oben ab. Die Blattstiele sollten keinesfalls abgerissen werden, da der Haupttrieb sonst Wunden bekommt. Dies macht die Pflanze anfälliger für Krankheitserreger wie Braun- oder Krautfäule.
    Achtung: Die Pflanze sollte nicht zu stark entlaubt werden, da ein gewisser Blattschutz wichtig ist. Schließlich fungieren die Blätter als natürlicher Schutz der Pflanzen.
  6. Regelmäßige Kontrolle: Die Tomatenpflanzen sollten regelmäßig überprüft werden. Dabei sollte man neue Geiztriebe entfernen, die sich fortlaufend entwickeln. Das Ausgeizen sollte während des gesamten Wachstumszyklus der Pflanzen stattfinden.
    Achtung: Beim Ausgeizen sollten stets die Anweisungen des Herstellers oder Züchters sowie die Eigenschaften der Tomatensorte berücksichtigt werden.

Wer das Ausgeizen der Tomaten vergessen hat, sollte…

  • den aktuellen Zustand der Tomatenpflanzen überprüfen
  • die größten und kräftigsten Geiztriebe entfernen, um Platz und Luftzirkulation zu schaffen
  • Pflanzen mit Stützstäben oder einem Tomatenspalier unterstützen
  • auf eine ausreichende Bewässerung und Nährstoffversorgung achten
  • Schädlinge und Krankheiten beobachten, die durch unzureichende Belüftung begünstigt werden

Das Ausgeizen wird zwar in einem frühen Stadium empfohlen, hat aber auch später im Wachstumszyklus noch positive Auswirkungen.

Sobald Tomaten kräftig wachsen, sollte man sie regelmäßig ausgeizen. Dieser Prozess erstreckt sich normalerweise von Juni bis September. Eine gute Richtlinie scheint, dass die Pflanze mindestens einmal pro Woche gründlich inspiziert wird.

Bei den folgenden Pflanzen wird das Ausgeizen ebenfalls empfohlen:

  • Gurken
  • Paprika
  • Auberginen
  • Weinreben
  • Bestimmte Obstbäume (zum Beispiel Apfelbäume und Pfirsichbäume)

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