Beschwerden bei der Stadt

Fürths erste Fahrradstraße: Ärger bei Anwohnern

17.7.2021, 11:00 Uhr
Fürths erste Fahrradstraße: Ärger bei Anwohnern

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Drohen alte Seilschaften an der neuen Fahrradstraße zu zerbrechen? Der Landtagsabgeordnete Horst Arnold und der Fürther Oberbürgermeister kennen sich schon viele Jahre und sind wenigstens politisch einer Meinung: Beide sind Mitglied der SPD. Uneins sind sie aber, was die Radroute in der Dambacher Straße angeht. Während sie eines der Vorzeigeprojekte des Oberbürgermeisters ist, hält der Landtagsabgeordnete wenig davon.

Horst Arnold ist als Anwohner der Karolinenstraße unmittelbar von der neuen Verkehrsführung betroffen. Wegen Einbahnstraßenregelungen rund um die Dambacher Straße muss er nun deutlich längere Wege fahren, um nach Hause zu kommen – das sei "sehr belastend". Nicht nur er habe sich deshalb an die Fürther Verwaltung gewandt. Dort sei ihm gesagt worden: "Es ist nichts in Stein gemeißelt." Er hofft, dass in der Oktober-Sitzung des Stadtrats Verbesserungsvorschläge präsentiert werden.

Nachfrage bei der städtischen Verkehrsplanung. Die aktuelle Regelung sei zwar kein Test, so Fürths oberster Verkehrsplaner Maximilian Hartl, aber Veränderungen seien grundsätzlich denkbar. Er betont allerdings: "Die Lösung ist nicht einfach so vom Himmel gefallen." Über ein halbes Jahr lang habe man Vor- und Nachteile abgewogen. "Was wir sehen, ist ein Produkt der Zusammenarbeit aus Tiefbauamt, Straßenverkehrsamt und Verkehrsplanung."

In der Eingewöhnungsphase

Stand heute gebe es keine Bestrebungen, die Verkehrsführung im Bereich der Fahrradroute zu ändern. Nicht etwa, weil die Verwaltung Anpassungen ablehne, sondern weil man gerade in der Eingewöhnungsphase steckt, "in der wir Feedback und Resonanz sammeln". Sie könne bis zu einem Jahr dauern.

Danach werden die gesammelten Erkenntnisse ausgewertet – und die Verkehrsführung wird bei Bedarf angepasst. Grundsätzlich, betont Arnold, sei er ja ein Befürworter der Fahrradstraße. "Aber es müssen alle mit einbezogen werden." Und: Die Grunderreichbarkeit müsse geregelt sein.

Maximilian Hartl hält die momentane Lösung dagegen für sinnvoll. Sie sei wohlüberlegt. Ziel der vielen Einbahnstraßen ist es, die Route für den motorisierten Verkehr unattraktiv zu machen und den sogenannten Schleichverkehr aus der Dambacher Straße zu verbannen. Also jene Fahrzeuge, die dort bislang unterwegs waren, um die viel befahrene Schwabacher Straße zu umgehen. Das funktioniert Hartl zufolge. "Es ist wesentlich ruhiger geworden in dem Gebiet", sagt er, "aber es gibt auch Anwohner, die gerne wie bisher mit ihrem Fahrzeug auf dem gewohnten Weg zur Haustür fahren möch-
ten."

Sie zählen als Anliegerinnen und Anlieger und dürfen die Route auch weiterhin nutzen. Eine Anwohnerin hat keinerlei Verständnis für die Umwege, die sie seit fast vier Wochen fahren muss. Sie wohnt neben dem Talweg. Wenn sie ihre Mutter in einem Zirndorfer Altenheim besuchen will, könne sie nicht mehr wie bislang direkt die Fuchsstraße ansteuern, sondern müsse den Weg über die Herrnstraße hoch zur Schwabacher Straße nehmen. Der Rückweg führe sie über die Fichtenstraße und mehrere Ampeln. "Blöder geht es nicht", lautet ihr Fazit.

Die Stadt weiß, dass die Einschnitte einigen Betroffenen nicht gefallen. Hartl erklärt, dass die Streckenführung durch den geplanten Umbau der Schwabacher Straße noch einmal verkompliziert wird, der wegen des neuen Feuerwehr-Standorts nötig ist. Weil die Einsatzkräfte die Schwabacher Straße als Hauptroute zum Ausrücken gen Süden nutzen, ist auch künftig stadteinwärts keine Linksabbiegerspur in die Karolinenstraße möglich.

Am Ende kommt es laut Hartl auf die Bilanz an. Die neue Route werde von Radlern rege genutzt, und inzwischen kommen bei ihm – im Gegensatz zur Zeit des Umbaus und der Eröffnung – mehr positive als negative Rückmeldungen an.

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