Alter Bahntunnel wird für die Zukunft fit gemacht

21.2.2020, 05:56 Uhr
Alter Bahntunnel wird für die Zukunft fit gemacht

© Andreas Dollinger

Farbmarkierungen der letzten Inspektion zieren Wände und Firste und weisen auf Schadstellen hin, die meisten sind aber schon mit bloßem Auge zu erkennen. Zwischen abgeplatztem Beton finden sich Risse im Mauerwerk, an vielen Stellen dringt Wasser in den Tunnel, das in kälteren Wintern als diesem lange Eiszapfen bildet. Der Kirchbergtunnel der Eisenbahnstrecke von Treuchtlingen nach Ingolstadt bei Zimmern hat schon bessere Tage gesehen.

In den späten 1860er Jahre gruben sich die Tunnelbauer in der sogenannten Deutschen Bauweise durch den Jurakalk. 108 Meter "kurz" wurde die innen ausgemauerte Röhre am Ende. Mehr als 150 Jahre ist der Tunnel damit nun alt, und laut Deutscher Bahn wohl in seiner heutigen Form am Ende seiner technischen Lebenszeit.

In Vorbereitung auf die Elektrifizierung der Altmühlbahn wurde 1962 die letzte größere Sanierung durchgeführt. Um Platz für die Oberleitung zu schaffen, weiteten die Bauarbeiter damals das Gewölbe im oberen Bereich auf und verkleideten das anstehende Gestein mit Spritzbeton. Gleichzeitig konnten sie auch die Schäden einer Explosion beheben und die Entwässerung am Boden des Tunnels umbauen.

Die Entwässerungsrohre hinter den Wänden waren hingegen unerreichbar. Das heute eindringende Wasser ist nun ein Indiz dafür, dass sich in den Rohren mittlerweile der Kalk abgelagert hat (Versinterung).

Schon seit längerem plant die Deutsche Bahn daher eine erneute Instandsetzung des Tunnels, wobei dafür mehrere Verfahren zur Auswahl stehen. Die Bahn betont, dass die Sanierung nicht aus Gründen der Standsicherheit, sondern wegen der Betriebssicherheit erfolgen müsse. In diesem Zusammenhang wurde auch bereits die Höchstgeschwindigkeit der Züge von 110 auf 80 Kilometer pro Stunde gedrosselt.

Zur Vorbereitung der Sanierung des teilweise denkmalgeschützten Bauwerks hat die Bahn seit Jahresbeginn Erkundungsbohrungen durchführen lassen. Nachts rückte eine spezialisierte Bohrgesellschaft aus Sachsen-Anhalt an und trieb ihre Maschine mehrere Meter tief durch Tunnelwand und Fels. Die Bohrgeräte und mehrere Tausend Liter Wasser waren dabei auf einem Bauzug gelagert, der bereits vor Weihnachten in Treuchtlingen eintraf und auf dem Baumaschinengleis unweit der Medina-Moschee parkte.

Vandalismus am Zug

Ärgerlicherweise machten sich dort Vandalen am Zug und einem daneben geparkten Lastwagen zu schaffen und schlugen unter anderem die Rücklichter ein. Mittlerweile sind die Arbeiten abgeschlossen, die entnommenen Bohrkerne werden nun im Labor auf ihre Beschaffenheit untersucht. Die Ergebnisse sollen helfen, genaueres über den tatsächlichen Zustand des Tunnels und des umliegenden Gesteins zu erfahren, um so das beste Sanierungsverfahren zu bestimmen.

Zur Diskussion steht neben neuen Innenschalen aus Schalbeton mit unterschiedlichen Abdichtungen offenbar auch ein kompletter Neubau des Tunnels wenige Meter weiter. Betrieblich wäre das wohl die einfachste, aber auch die teuerste Variante, wie es von einem mit der Materie vertrauten Eisenbahner heißt. Bei einer Sanierung mit der "Tunnel in Tunnel"-Methode müsste der Zugverkehr auf der vielbefahrenen Strecke dagegen wohl viele Monate lang eingleisig durch die Röhre geführt werden. In jedem Fall soll der Tunnel aber ein Normalprofil erhalten und dann die heutigen Sicherheitsvorschriften erfüllen.

Mögliches Muster für andere

Laut Deutscher Bahn ist der Kirchbergtunnel bei Zimmern (einen zweiten Tunnel gleichen Namens gibt es übrigens auf der Bahnstrecke Landau–Rohrbach in der Pfalz) ein repräsentatives Beispiel für die Sanierung von Mauerwerkstunneln. Dabei soll auch neueste digitale Planungs- und Überwachungstechnik zum Einsatz kommen. Die beteiligten Bauingenieure referierten daher schon mehrfach bei internationalen Branchentreffen über die anstehenden Arbeiten. Bis 2024 will die Bahn im ganzen Land insgesamt 36 meist historische Tunnel instandsetzen. Die Mittel dafür stammen aus einem im Jahr 2015 beschlossenen Modernisierungsprogramm des Bundes.

Auf der Strecke zwischen Treuchtlingen und Ingolstadt werden künftig noch mehr Züge unterwegs sein, allerdings werden sie nicht den Tunnel bei Zimmern passieren. Denn die Bayerische Eisenbahngesellschaft, die den Bahnverkehr im Freistaat plant, hat vier weitere Zughalte für die neue Station Ingolstadt-Audi bestellt. Morgens sind es die Verbindungen der Bayerischen Regiobahn (BRB) mit künftigen Abfahrtszeiten um 5.07 und 6.06 Uhr ab Ingolstadt Hauptbahnhof. Abends halten zwei Züge aus Eichstätt mit Ankunft um 16.53 und 18.55 Uhr in Ingolstadt. Hinzu kommt freitags ein Stopp, dieser Zug kommt um 15.53 Uhr am Ingolstädter Hauptbahnhof an.

Umbau in Gaimersheim

Langfristig sollen alle BRB-Züge in der Hauptverkehrszeit sowie zusätzlich Züge aus Regensburg stündlich in Ingolstadt-Audi halten. Dann gäbe es auf dem Abschnitt von Ingolstadt nach Eichstätt-Bahnhof einen Halbstundentakt. Dazu muss die Bahn allerdings den Bahnhof in Gaimersheim umbauen.

Schon heute wenden die Züge in Eichstätt ohne größeren zeitlichen Puffer, um die Anschlüsse in Ingolstadt zu erreichen. Zusätzlich schränkt das Begegnungsverbot von haltenden Zügen in Gaimersheim die Flexibilität des Fahrplans ein: Während Reisende dort das Gleis überqueren, um zum Bahnsteig in Richtung Ingolstadt zu gelangen, darf aus Sicherheitsgründen kein Zug entgegenkommen.

Insbesondere wegen der knappen Umsteigezeiten am Ingolstädter Hauptbahnhof muss bei dem Zug mit Ankunft um 16.53 Uhr in Ingolstadt und bei der Freitagsverbindung ein Halt an einer anderen Station entfallen. In Abstimmung mit dem Landkreis Eichstätt fiel die Entscheidung auf Tauberfeld.

Dieser Haltepunkt wird zu diesen Zeiten durchschnittlich von nur einem Reisenden genutzt. Die Fahrgäste aus Tauberfeld können weiterhin die stündlich verkehrenden Regionalbahnen zwischen Treuchtlingen und Ingolstadt nutzen. Der Engpass in Gaimersheim soll laut DB Netz voraussichtlich bis Ende 2024 beseitigt werden.

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