Angekommen: Syrischer Familienvater engagiert sich bei der Feuerwehr

27.10.2020, 07:01 Uhr
Angekommen: Syrischer Familienvater engagiert sich bei der Feuerwehr

© Foto: privat

Irgendwann hielten es Rabah Abdalwahab und seine Frau nicht mehr aus. Der Syrer erinnert sich noch, wie 2015 der Krieg über sein Land kam. Er hatte damals ein eigenes Unternehmen in Latakia und war in der Baubranche tätig. Abdalwahabs Flucht begann damit, dass er mit seiner Frau von Stadt zu Stadt zog. Sie endete für ihn mit der Ankunft in Deutschland.

Doch erinnert er sich noch heute unter Tränen daran, wie viele Kinder und alte Leute er sterben sah. Im Krieg verlor er seine zwei Monate alte Tochter. Und irgendwann entschied das Ehepaar, dass es nun zu viel Schmerz und Leid gewesen seien. Als die Grenze geöffnet wurde, verließen sie ihr Heimatland und gelangten über die Türkei nach Griechenland.

Ihm wurde geholfen, also wollte er helfen

"Alle haben zugemacht, und Deutschland hat seine Grenzen aufgemacht", erinnert er sich. Die beiden Flüchtlinge erreichten Deutschland auf dem Landweg im März 2015. Für sechs Monate kamen sie nach Pappenheim, bevor sie in Treuchtlingen eine Wohnung bekamen.

Angekommen: Syrischer Familienvater engagiert sich bei der Feuerwehr

© Foto: Lidia Piechulek

Rabah Abdalwahab wandte sich etwa ein Jahr nach seiner Ankunft an den damaligen Bürgermeister Werner Baum. Ihm wurde geholfen, nun wolle er helfen, erklärte er schlicht. So kam der 35-Jährige zur Freiwilligen Feuerwehr, außerdem engagiert er sich bis heute bei der Treuchtlinger Nachbarschaftshilfe. "Wenn ich für ältere Menschen einkaufen gehe oder ihnen Gesellschaft leiste, kann ich etwas zurückgeben und mein Deutsch verbessern", sagt er.


Angekommen: Von Syrien zum Salon in Treuchtlingen


Viele seiner syrischen Freunde erhielten nur in Zeitarbeitsfirmen eine Anstellung. Aber Abdalwahab hatte Glück: Da er in Syrien eine Lehre zum Heizungstechniker absolviert hat, fand er schnell einen Job bei einem Solnhofener Installateur- und Heizungsbaumeister. Zwischenzeitlich wechselte er zur Hoch- und Tiefbaufirma Simon Hüttinger, bis er sich schließlich vor zwei Jahren selbstständig machte. Er sei sehr dankbar, weil er in dieser Sache von vielen Treuchtlingern Unterstützung erfahren habe. Heute betreibt er mit einem Mitarbeiter ein Dienstleistungsunternehmen für Hausmeisterservice und Gebäudereinigung.

Sein Sohn begeistert sich für die Feuerwehr

Abdalwahab hat seit seiner Ankunft in Deutschland kaum negative Erfahrungen gemacht. Er habe die Leute immer mit Respekt behandelt "und dann auch Respekt zurückbekommen". Er habe bereits vor fünfeinhalb Jahren erkannt, dass die Deutschen ein gutes Herz haben, sagt er.


Angekommen: Mit Karate ins Herz der Treuchtlinger


In seinem Alltag versucht er, allen Mitmenschen mit einem Lächeln zu begegnen, zu teilen und zu unterstützen. Gerade seinen Landsleuten aus Syrien geht er zur Hand, denn viele haben es schwerer als er es hatte, einen Job zu finden. Seine zwei Kinder, die beide in Treuchtlingen geboren sind, hat er längst mit seiner Begeisterung für die Feuerwehr angesteckt: Sein vierjähriger Sohn spielt am liebsten mit Feuerwehrautos und Abdalwahab erzählt immerzu von seinen Aufgaben und Erfahrungen.

Frieden für seine Kinder

Sein größter Wunsch ist heute, dass sein Sohn und seine Tochter nie wieder mit dem Krieg zu tun haben müssen. Für sich selbst wünscht er sich "einfach nur Ruhe", eine gute Beziehung zu seinen Mitmenschen und dass seine Kinder in die Schule gehen können.

Seine Frau und er fühlen sich mittlerweile in Treuchtlingen zuhause, erzählt er. Sein eigener Lebensplan sei damit längst fertig: Er habe einen Job und einen Ort gefunden, an dem er in Ruhe alt werden könne. Heute ist das größte Anliegen für den Familienvater, seinen Kindern den Weg in eine gute Zukunft zu ebnen. Sie sollen "in Frieden groß werden können".

Keine Kommentare