Reiterin Elke Philipp möchte zu den Paralympics nach Tokio

24.1.2020, 05:57 Uhr
Reiterin Elke Philipp möchte zu den Paralympics nach Tokio

© Foto: teammyrtill.com

Elke Philipp reitet seit 2013 Championate und sammelt schon lange für Deutschland Medaillen und Titel. Sie hat eine komplette Koordinationsstörung der Muskulatur und daher eine linksbetonte spastische Lähmung. Den Oberkörper kann sie nicht drehen. Wenn sie zu weit nach vorne kommt, fällt sie vornüber. Ihre Pferde mussten also erst lernen, mit unkoordinierten, plötzlichen Bewegungen umzugehen – für schreckhafte Fluchttiere eine schwierige Aufgabe. Dennoch hat sie schon mehrere Turniere rund um den Globus bestritten, auch bei den letzten Paralympischen Spielen in Rio de Janeiro ging sie an den Start und holte mit der Mannschaft den zweiten Platz und damit eine Silbermedaille.

Die vergangene Saison ist eher mäßig zu Ende gegangen, blickt Philipp zurück. Bei der Europameisterschaft in Rotterdam im August schrammte die Treuchtlingerin mit Platz 4 knapp an den Medaillenrängen vorbei. "Der erste Platz war in greifbarer Nähe, es haben nur wenige Zehntelprozentpunkte gefehlt", erinnert sich Philipp. Der Grund: Bei einem entscheidenden Pflichtelement hat sich eine Wespe zwischen Brille und Augen der Reiterin niedergelassen und für Anspannung gesorgt.

Doch auch ihr Pferd Fürst Sinclair hatte mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen und musste sich seit der Europameisterschaft in Behandlung begeben. Der medizinische Check für Mensch und Tier ist für die Teilnahme in Tokio auch wichtig. Denn im japanischen Spätsommer können noch Temperaturen um die 40 Grad Celsius herrschen, manche Wettkämpfe der Spiele sollen deshalb in den Morgen oder in die Abendstunden verlegt werden.

Reiterin Elke Philipp möchte zu den Paralympics nach Tokio

© Foto: kyodo/dpa

 Und auch der Zusammenhalt mit dem Team wird in Tokio anders sein als sonst: Normalerweise sind Reitwettkämpfe für Menschen mit und ohne Behinderung immer zur selben Zeit, die Paralympics starten hingegen erst über zwei Wochen nach Ende der Olympischen Spiele.

Doch noch ist das Ticket für Elke Philipp nicht gebucht, sie ist jedoch eine der Favoriten. Vier Deutsche Parareiter werden in Tokio an den Start gehen, am 18. Juli entscheidet sich, wer an der Reihe ist. Neben Seminaren und Untersuchungen stehen dann noch einige Wettbewerbe auf der Tagesordnung, vor allem das berühmte Maimarkt-Turnier in Mannheim.

Los geht es aber bereits im März in Dänemark, innerhalb des deutschen Teams werden dann die Reiter ausgesucht, die mit einem bestimmten Pferd die beste Leistung bei den internationalen Wettbewerben abgeliefert haben. "Ich hätte auch eine Einladung nach Doha (Katar) gehabt, die musste ich aber ausschlagen. Das Management für die Pferde ist zielgerichtet auf Tokio und da werden Turniere ausgewählt mit wenig Risiko für das Pferd", sagt Philipp. Schließlich müssten die Tiere extra mit den Flugzeug auf die arabische Halbinsel reisen, eine extreme Kraftanstrengung für die Tiere. Auch nach Tokio würde es mit dem Frachtflugzeug gehen, davor müssen die Tiere in Quarantäne bleiben. "Also steht ein anstrengendes Jahr vor uns."

Jagd nach Medaillen

Deswegen wolle das Deutsche Olympische Komitee auch nur die besten Athleten mit auf die Reise schicken, die dann auch möglichst viel Edelmetall mitbringen sollen – denn die Medaillen sind nicht nur glanzvoll, sondern bringen auch Geld. "Das Deutsche Team muss aufpassen, damit wir nicht ins Hintertreffen geraten, denn die internationale Konkurrenz hat an Fachkompetenz zugelegt, wovon wir sehr lange profitiert hatten," so Philipp. Andere Nationen, vor allem die Niederlande und in Nordeuropa, hätten in den vergangenen Jahren durch Sponsorengelder und staatlicher Unterstützung massiv im Pferdesport aufgeholt. Trotz der widrigen Umstände will sich Philipp durchkämpfen – und wie in Rio wieder eine Medaille mitnehmen.

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