Treuchtlinger Para-Reiterin Elke Philipp im Höhenflug

22.6.2017, 06:05 Uhr
Treuchtlinger Para-Reiterin Elke Philipp im Höhenflug

© Nadine Harms

Die dritte deutsche Titelverteidigung sowie Mannschafts-Silber und Einzelplatz vier bei den Paralympics in Rio: 2016 war für Elke Philipp ein äußerst erfolgreiches Jahr. Dafür erhielt die Treuchtlingerin, die sich nach einer schweren Erkrankung im Alter von 20 Jahren mit viel Willen und Ausdauer zurück ins Leben und an die Welt­spitze des Behindertensports gekämpft hat, im Herbst vergangenen Jahres vom damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck das „Silberne Lorbeerblatt“.

Weitere Auszeichnungen für ihre internationalen Erfolge waren das Ehrenzeichen der Fédération Équestre Nationale (FN) in der höchsten Klasse „Gold mit olympischen Ringen“ sowie der Bayerische Löwe samt Eintrag ins Goldene Buch der Stadt München. Im Frühjahr folgten ein zweiter Platz beim internationalen Drei-Sterne-Turnier in Doha/Katar sowie zwei Siege beim Maimarktturnier in Mannheim und beim internationalen Turnier im niederländischen Roosendaal.

Bei den Deutschen Meisterschaften der Para-Dressurreiter in Werder ging es für die Mittelfränkin nun „golden“ weiter. Vor rund 2000 Zuschauern beteiligten sich mit 37 Reitern mehr Starter als je zuvor an dem Turnier. Dabei ließ Philipp im Grade I/II nichts anbrennen und holte auf Regaliz (spanisch für „Lakritz“) mit Wertungsnoten von 75,30 Prozent im Team-Test, 76,07 Prozent in der Championatsaufgabe und 75,95 Prozent im Freestyle zum fünften Mal den Meis­tertitel. Seit 2012 sind die 53-Jährige und ihr zehnjähriger Rappwallach ein eingespieltes Team, dem in der Klasse der am schwersten behinderten Reiter national kein und weltweit nur ganz wenige Konkurrenten etwas entgegenzusetzen haben.

Olympia-Freunde und Konkurrenten

Silber im Grade I/II ging in Werder an die erst 25-jährige Paralympics-Teilnehmerin Alina Rosenberg aus Konstanz auf Nea’s Daboun, Bronze an die an Multipler Sklerose erkrankte Silvia Logemann (40) aus dem niedersächsischen Berne auf Danjo AS. Meistertitel in den weniger schweren Behinderungsgraden holten Elke Philipps Olympia-Mitstreiterin Claudia Schmidt auf Romeo Royal (Grade III), die Olympiasiegerin von London und nun 15-fache Deutsche Meisterin Hannelore Brenner auf Kawango (Grade IV) sowie Neuling Annike Hölken auf El Dorado (Grade V).

Treuchtlinger Para-Reiterin Elke Philipp im Höhenflug

© Bundesregierung/Breloer

Die sehbehinderte Carolin Schnarre, die sonst im Grade V dominiert und auch im Paralympics-Team von Rio war, hatte ihren bewährten Hannoveraner Del Rusch diesmal zuhause gelassen. Der 17-jährige Wallach gehörte bis vor kurzem ebenfalls Elke Philipp, die ihn der 24-jährigen Osnabrückerin zur Verfügung stellte. Mit Ersatzpferd Doremifasola mischte diese aber nicht auf den vorderen Plätzen mit.

In Werder mit dabei war auch Philipps neues Pferd Fürst Sinclair. Der siebenjährige Oldenburger-Hengst hatte der Treuchtlingerin schon beim Maimarktturnier in Mannheim den Titel gerettet, nachdem Regaliz am zweiten Wettkampftag verletzungsbedingt ausgefallen war. Er holte mit 70,77, 72,38 und 74,00 Prozent am Ende Rang drei.

Für Elke Philipp geht es nun arbeitsreich weiter. Am zweiten Juli-Wochenende geht es zum nächsten Turnier ins saarländische Überherrn, eine Woche darauf zu den Bayerischen Meisterschaften nach München und wiederum ein Wochenende später zum Bundeskader-Training nach Warendorf. Im August stehen dann die Europameisterschaften in Göteburg an. Auch die Vorbereitungen auf die Paralympics-Qualifikation für 2020 in Tokio laufen bereits.

Elke Philipp erkrankte im Alter von 20 Jahren an einer viralen Hirnhautentzündung. Seither ist die heute 53-Jährige spastisch gelähmt und rumpfinstabil. Oft benötigt sie Rollstuhl oder Krücken sowie bei Anstrengung eine künstliche Atemöffnung im Hals. Schon vor ihrer Karriere im Para-Reitsport war die Frau des Treuchtlinger Apothekers Werner Philipp zweimal deutsche Meisterin im alpinen Behindertensport. Vor ihrer Erkrankung tanzte sie unter anderem in der Treuchtlinger Prinzengarde.

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