"Volkskunde" zu bieder: Treuchtlinger Museum sucht Namen

10.7.2019, 12:17 Uhr

© Patrick Shaw

Die Zahl der Ankünfte in der Altmühlstadt ist laut Tourismus-Chefin Stefanie Grucza nach einem Höchststand von rund 30.200 im Jahr 2016 und 29 500 im Jahr 2017 wieder leicht auf 29.700 gestiegen. Die Übernachtungen blieben mit 106.200 indes deutlich unter dem Wert von 2017 (119.200). Das liegt laut Grucza an der bisherigen Art der Hochrechnung, die sie nicht nachvollziehen konnte und deshalb geändert habe. Die Touristiker beklagen seit Jahren, dass viele Vermieter zu niedrige oder gar keine Gästezahlen melden, um sich Steuern, Kurabgabe oder die Anmeldung als Gewerbe zu sparen.

Noch auffällig ist, dass sich laut der Statistik die Übernachtungen in Privatquartieren von 68.100 auf 21.400 massiv verringert haben, während sie im gewerblichen Bereich von 51.100 auf 84.800 gestiegen sind. Hier nennt Grucza neben der neuen Hochrechnung Schließungen aus Altersgründen und gesetzliche Vorgaben als Ursachen. Aber auch das wegen des Umbaus vorübergehend eher dünne Angebot der Altmühltherme scheint Urlauber abzuschrecken.

Im Landesvergleich schneidet Treuchtlingen damit eher mau ab. So stieg die Übernachtungszahl 2018 im Freistaat um 4,6 Prozent, im Landkreis und im Naturpark Altmühltal um 3,3 Prozent. Dass in Bayern die meisten Urlauber in Kurorten übernachten, lässt Grucza jedoch hoffen. Schließlich sei eines ihrer Ziele "die gezielte Standortentwicklung in Richtung einer wirklichen Kurstadt".

Urlauber sind ein Wirtschaftsfaktor

Ein Wirtschaftsfaktor ist der Fremdenverkehr in Treuchtlingen schon jetzt. Knapp 16,8 Millionen Euro beträgt der Jahresumsatz, davon 10,7 Millionen aus dem Übernachtungssektor und 6,1 Millionen aus den Taschen der Tagesgäste. Der Reisemobilstellplatz, dessen Erweiterung am 23. Juli eingeweiht wird, trägt etwa 750.000 Euro dazu bei und ist laut Grucza mit über 19.000 Übernachtungen im Jahr "das Pferd, auf das wir setzen sollten". Auch an den "Kulturschmankerln im Forsthaus" möchte die Touristikerin festhalten.

Für die nächsten Jahre hat sich Grucza ein Pilotprojekt rund ums "Waldbaden" vorgenommen. Außerdem will sie viel analytische Arbeit leisten. So hat sie bereits eine lange Liste mit Stärken und Schwächen der Altmühlstadt aufgestellt, darunter zum Beispiel die gute Ärzteversorgung, die landschaftliche Lage, die Heilquellen und die Verkehrsanbindung, aber auch das im Detail oft lieblose Ortsbild, der Mangel an zeitgemäßer Gastronomie und Hotellerie, die schleppende Digitalisierung und nicht zuletzt die Treuchtlinger selbst als "negative Multiplikatoren".

Gruczas Hauptziele: "Treuchtlingen als Gesundheitszentrum" (vielleicht erneut mit einem Versuch in Richtung "Kneipp") sowie eine "emotionale Positionierung der Bürger". Dabei warnt die Fachfrau vor "mangelnder Überzeugung wegen vergangener Misserfolge, interkommunalem Wettbewerbsdenken, fehlenden Schlüsselinvestitionen und rückschrittlicher Technik".

Infozentrum boomt, Museen schwächeln

Die Zahlen des Naturparkzentrums, des Volkskunde- und des Karlsgrabenmuseums stellte Leiterin Marlit Bauch vor. Während das Infozentrum im Vorjahr 265 Führungen mit 8388 Teilnehmern verzeichnete, schwächeln die Museen mit 2335 (minus 1459) und 541 (minus 158) Besuchern. Das soll nach der Modernisierung des Heimatmuseums und dem Kauf des Karlsgrabens durch die Städte Weißenburg und Treuchtlingen nun bald besser werden.

Und durch einen neuen Namen: "Volkskundemuseum klingt verstaubt und unattraktiv", sind sich Grucza und die Ausschussmitglieder einig. Drei Varianten stellte sie vor: "Museum Treuchtlingen", "Museum für Altmühlfranken" und "REM: RegionalMuseum für Altmühlfranken" – wobei die zweite Variante der Zustimmung des Kreistags bedürfe.

So recht wurden die Ratsmitglieder freilich mit keiner Version warm: Die Worte "Museum", "Treuchtlingen" und "Altmühlfranken" sollten vorkommen, der Name aber nicht zu sperrig sein. Eine Werbeagentur soll deshalb nun mehrere Entwürfe samt Logo erarbeiten und nach der Sommerpause präsentieren.

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