Alles, was Sie über die Stromtrasse wissen müssen 21 Bilder 3.7.2015, 14:19 Uhr Der Netzbetreiber Amprion plant eine rund 450 Kilometer lange Hochspannungsleitung von Sachsen-Anhalt bis ins schwäbische Meitingen. Ursprünglich verlief der bevorzugte Trassenkorridor quer durch Ober- und Mittelfranken sowie durch die Oberpfalz. Im Juni 2015 präsentierte Wirtschaftsminister Gabriel einen neuen Verlauf. 1 / 21 Bei der vom Netzbetreiber Amprion geplanten Strompassage Süd-Ost handelt es sich um eine Gleichstromleitung. Die Gleichstromtechnik ermöglicht laut Amprion eine „verlustarme Übertragung großer Mengen Energie und stabilisiert das bestehende Wechselstromnetz“. © dpa 2 / 21 Die geplante Stromtrasse soll mithilfe der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) Strom mithilfe einer weiteren Trasse von Norddeutschland in den Süden bringen. Bei diesem Verfahren werden große elektrische Leistungen bei sehr hohen Spannungen transportiert. Gleichstrom wird im Englischen durch das Kürzel DC ausgedrückt, das von der englischen Bezeichnung „direct current“ stammt. Aus unseren Steckdosen kommt übrigens Wechselstrom (AC = alternating current). Hier wird der Gleichstrom in Umspannwerken zu Wechselstrom umgewandelt. © A. Sichelstiel 3 / 21 Amprion ist beim Bau der 450 Kilometer langen Trasse von Bad Lauchstädt in Sachsen-Anhalt nach Meitingen in Bayern - die "Gleichstrompassage Süd-Ost" - für den Abschnitt im Freistaat zuständig. Ein ursprünglicher Entwurf sollte eigentlich mitten durch Franken und die Oberpfalz führen. © NN-Infografik 4 / 21 Die Amprion GmbH mit Sitz in Dortmund betreibt ein 11.000 Kilometer langes Übertragungsnetz zwischen Niedersachsen und Süddeutschland mit 160 Schalt- und Umspannanlagen. Aufgabe der rund 950 Mitarbeiter ist es, jederzeit Strom zu marktgerechten Preisen sicher zu übertragen. © Wolfgang Fellner 5 / 21 Es sind noch weitere Stromtrassen nach Bayern geplant. Die rund 800 Kilometer lange sogenannte Suedlink-Verbindung - von den Übertragungsnetzbetreibern TenneT TSO und TransnetBW - soll ab dem Jahr 2022 Windstrom von Schleswig-Holstein bis nach Bayern und Baden-Württemberg transportieren. © AFP 6 / 21 Grundlage für die Leitungen ist der nationale Netzentwicklungsplan. Er soll den Ausbaubedarf des deutschen Strom- und Gasnetzes in den nächsten zehn bis 20 Jahren darstellen. 2012 wurde der Plan zum ersten Mal ausgearbeitet, und zwar von den vier Übertragungsnetzbetreibern Tennet, Amprion, 50Hertz und TransnetBW. © Harald Munzinger 7 / 21 Der Netzentwicklungsplan bildet wiederum die Grundlage für den Bundesbedarfsplan. Das Bundesbedarfsplangesetz haben der Bundestag und der Bundesrat zugestimmt und ist am 26. Juli 2013 in Kraft getreten treten. Notwendigkeit und der vordringliche Bedarf wurden damit verbindlich festgelegt. Damit ist es nicht mehr möglich, die Trassen ansich in Frage zu stellen bzw. eine Alternativroute anzufechten. Geplant ist der Neubau von 2.800 Kilometern Leitungstrassen und die Verstärkung von 2.900 Kilometern bestehender Trassen. © dpa 8 / 21 Bis 2016 soll der endgültige Verlauf der Stromtrasse festgelegt werden. Genehmigungsbehörde ist die Bundesnetzagentur. Sie führt mit der Bundesfachplanung die länderübergreifende Raumordnung durch sowie das anschließende Planfeststellungsverfahren. © Reinl 9 / 21 Das Planfeststellungsverfahren soll bis 2018 abgeschlossen sein. Ab 2019 wird mit dem Bau der Trassen begonnen und anschließend ein Probebetrieb durchgeführt. Ab 2022 werden nach den bisherigen Plänen die neuen Stromtrassen in Betrieb genommen. © Reinl 10 / 21 Noch gibt es dazu aber viele ungeklärte Fragen, zum Beispiel den angemessenen Abstand der Trasse zur Wohnbebauung: Dazu gibt es nur schwammige Formulierungen, aber keine klaren Regeln. Stromleitungen müssen so weit von Wohnhäusern entfernt sein, dass die in der 26. Bundesimmissionsschutzverordnung (26. BImSchV) geregelten Feldgrenzwerte eingehalten werden. © Edgar Pfrogner 11 / 21 Diese Grenzwerte liegen bei 100 Mikrotesla für magnetische Felder und 5000 Volt pro Meter für elektrische Felder. Feste Abstände lassen sich pauschal nicht beziffern. Deshalb wird in jedem Einzelfall der jeweilige Abstand festgelegt, wobei die Bundesnetzagentur die Nachweise zur Einhaltung der Grenzwerte prüft. © Berny Meyer 12 / 21 Eine mögliche unterirdische Verlegung der Stromkabel als Alternative birgt seine Tücken. Die unterirdische, isolierte Leitungsführung in Tunneln oder Röhren ist für den Abschnitt in der Metropolregion nicht geplant. Dort sollen die Kabel oberirdisch über Ausleger an riesigen Masten geführt werden. © dpa 13 / 21 Der Trassenkorridor bezeichnet einen Gebietsstreifen, innerhalb dem die Trasse einer Stromleitung verläuft und für die die Raumverträglichkeit festgestellt werden soll oder festgestellt ist. Nach der Gesetzesbegründung soll der Trassenkorridor in der Bundesfachplanung 500 bis 1000 Meter breit sein. © afp 14 / 21 In Mittel- und Oberfranken sowie in der Oberpfalz regt sich enormer Widerstand gegen die geplante Stromautobahn: In Raitersaich gingen beispielsweise am Samstag, den 7. Februar, rund 250 Bürger gegen den geplanten Bau der Stromtrassen auf die Straße. © Hans-Joachim Winckler 15 / 21 Bürgerinitiativen aus Oberfranken und Ansbach zeigten sich mit den Forderungen der Raitersaicher solidarisch. Der Pegnitzer Bürgermeister, Uwe Raab, und einer der Hauptvertreter des Stromtrassen-Widerstands, forderte dazu auf, gegen das "Monster-Projekt" zu kämpfen und für eine dezentrale Versorgung mit Strom einzutreten. © Hans-Joachim Winckler 16 / 21 Nächtliches Highlight: Nach Anbruch der Dunkelheit brachten die Demonstranten allein durch die elektromagnetische Strahlung unter der Hochspannungsleitung Leuchtstoffröhren zum Leuchten. Mehr Impressionen von der Demo am Samstag in Raitersaich. © Hans-Joachim Winckler 17 / 21 Wochenlang wurde beim Energiedialog über die Stromtrasse diskutiert, unter anderem mit Wirtschaftsministerin Ilse Aigner. Wirklich weiter gekommen sind die Verantwortlichen dabei aber auch nicht. "Ich glaube nicht, dass Bayern zwei Trassen braucht", sagte Aigner etwa im Anschluss. "Die Formel lautet 2 minus X. Wie groß das X ausfällt, hängt von den Verhandlungen in Berlin ab." © dpa 18 / 21 Im Juni 2015 unterbreitet Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel einen Kompromissvorschlag - und schlägt damit wohl Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer vor den Kopf, der die Stromtrasse am liebsten komplett aus dem Freistaat verbannen möchte. Demnach könnte die Stromtrasse über den Ostbayernring führen, eine Leitung, die ohnehin aufgerüstet werden soll. Die Masten würden von Redwitz in Oberfranken in einem Bogen bis in die Nähe von Marktredwirtz und dann über Weiden nach Schwandorf führen - auch durch den Landkreis Nürnberger Land. © dpa 19 / 21 Beim Energie-Gipfel im Kanzleramt am 2. Juli 2015 hat Horst Seehofer nach eigener Einschätzung alle Kernanliegen Bayerns durchgesetzt. Er sei mit den Ergebnissen "rundum zufrieden". Laut dem CSU-Chef sind auch sämtliche Monstertrassen in Bayern kein Thema mehr. © dpa 20 / 21 Anfang 2016 übernahm der Anbieter Tennet die Planung für die Stromtrassen im bayerischen Teil. Die Firma Amprion ist somit Geschichte. © dpa 21 / 21 Eine Infoveranstaltung am 19. Februar sollte die interessierten Bürger Altdorfs über die Pläne des Übertragungsnetzbetreibers Tennet aufklären. Tennet war jedoch nicht erschienen, die Fronten zwischen Bürgern und Netzbetreiber Tennet verhärteten sich spürbar. © Eduard Weigert Verwandte Themen Bildergalerien Stromautobahn durch Franken und die Oberpfalz