Anwalt bringt im Fall Peggy früheren Verdächtigen ins Spiel

8.5.2019, 20:25 Uhr
In einem Waldstück bei Rodacherbrunn in Thüringen entdeckte ein Pilzsammler im Sommer 2016 Skelettteile der vermissten Peggy. Die Polizei umzäunte das Gelände.

© Bodo Schackow/dpa In einem Waldstück bei Rodacherbrunn in Thüringen entdeckte ein Pilzsammler im Sommer 2016 Skelettteile der vermissten Peggy. Die Polizei umzäunte das Gelände.

Strafverteidiger Jörg Meringer vertritt den heute 42 Jahre alten Manuel S., den die Ermittlungsbehörden in Bayreuth im Visier haben. Sie sind auf S. aufmerksam geworden, als eine Wissenschaftlerin vergangenen Herbst an den sterblichen Überresten der neunjährigen Peggy winzige Pollen von Torf identifizierte. Sie waren im Schädel des Kindes gefunden worden, Peggy musste sie vor ihrem Tod eingeatmet haben. Diese Spur führte die Ermittler zu S. Denn er hatte in früheren Vernehmungen angegeben, am 7. Mai 2001, dem Tag, als Peggy aus ihrem Heimatort Lichtenberg in Oberfranken verschwand, seiner Mutter in Lichtenberg geholfen zu haben, als sie Pflanzen im Garten umtopfte.


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Zudem hatte ihn eine Überwachungskamera der örtlichen Bank beim Geldabheben aufgenommen, obwohl S. angegeben hatte, er sei zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr in der Stadt gewesen. Doch für Anwalt Meringer sind diese Anschuldigung nicht stichhaltig genug. Weder auf dem jetzigen Anwesen von S. und seiner Familie noch auf dem Areal seiner Eltern in Lichtenberg hätten die Spurenanalysten exakt die Zusammensetzung der Pollen entdeckt, die man an Peggys Leichnam ausmachen konnte, sagte der Verteidiger. Deswegen sei auch der Haftbefehl gegen S. aufgehoben worden. Er fordert stattdessen in einem Brief an die Staatsanwaltschaft in Bayreuth, das Augenmerk wieder auf Holger E. aus der Nähe von Halle zu richten.

Eigene Tochter missbraucht

E. ist jener Mann, der bereits mehrfach von der Polizei vernommen worden war. Als die Beamten unmittelbar nach Peggys Verschwinden unangekündigt auf dem Bauernhof seiner Eltern in Sachsen-Anhalt auftauchten, trug E. ein Amulett mit dem Foto von Peggy um dem Hals. In seinem Zimmer fanden sich weitere Aufnahmen von dem Mädchen. Man war auf E. gekommen, weil seine Telefonnummer auf einem Zettel in einem Buch in Peggys Zimmer stand.


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E. war immer wieder und oft mehrtägig in Lichtenberg bei seinem Stiefbruder zu Besuch gewesen, der im gleichen Haus wie Peggy und ihre Mutter lebte. Kurz nachdem E. wegen sexuellen Missbrauchs seiner eigenen zweijährigen Tochter verurteilt worden war, kam heraus, dass er sich auch an der Tochter seines Stiefbruders vergangen hatte — Peggys bester Freundin.

Anwalt Meringer fordert nun in seinem mehrseitigem Schreiben, das Anwesen von E. bei Halle auf Torf-Pollen hin zu untersuchen. Das zumindest dürfte schwer werden, denn diese Pollen befinden sich nicht lose in der Umgebung.

Deswegen hat Meringer noch einen zweiten Hinweis nachgeschoben: Möglicherweise finde man dort einen Bezug zu jener Silage-Folie, deren Reste man an Peggys Leiche gefunden hat. Die Staatsanwaltschaft in Bayreuth ließ offen, ob sie dem Ansinnen Meringers folgen wird. Man prüfe das Schreiben, sagte Oberstaatsanwalt Jochen Götz kurz und knapp gegenüber unserer Redaktion.

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