Bahn-Ärger zwischen Nürnberg und Stuttgart: "Go Ahead" startet mit uralten Waggons

15.12.2019, 11:26 Uhr
Mit diesen Waggons hat das britische Unternehmen "Go Ahead" den Betrieb aufgenommen.

© Wolfgang Laaß Mit diesen Waggons hat das britische Unternehmen "Go Ahead" den Betrieb aufgenommen.

Flirt heißen die neuen Triebzüge bezeichnenderweise. Mit WLAN-Zugang, Steckdosen, Klapptischen, rollstuhlgerechten Toiletten, Klimaanlagen und barrierefreien Einstiegen.

Seit Sonntag und dem Fahrplanwechsel sollten die komfortablen Eisenbahnwagen eigentlich rollen im Regionalexpressverkehr zwischen Nürnberg und Stuttgart – stattdessen sind aber rund 50 Jahre alte Waggons mit nur geringfügig moderneren Zugmaschinen unterwegs. Und das wohl noch bis mindestens Ende Februar, wie ein Lok-Führer bestätigt. "Wahrscheinlich aber noch um einiges länger."

Ein miserabler Gesamteindruck

Wer in Ansbach, Wicklesgreuth, Heilsbronn oder Roßtal jetzt zusteigt, traut seinen Augen und Ohren nicht. Und wer einen empfindlichen Magen hat, sollte sich die Fahrt gleich zweimal überlegen, die Stoßdämpfer sind entweder kaputt oder gar nicht vorhanden. Zudem kracht und scheppert es, dass die Fahrgäste ihr eigenes Wort nicht mehr verstehen, erst recht bei den lautstarken Durchsagen des Zugführers. Nach jedem Zwischenstopp: "Vorsicht, die Türen werden geschlossen." Nach jedem Zwischenstopp der nächste Bahnhof.

Die Toiletten in den Go-Ahead-Waggons wirken wie aus einer anderen Zeit.

Die Toiletten in den Go-Ahead-Waggons wirken wie aus einer anderen Zeit. © Wolfgang Laaß

"Nächster Halt Nürnberg Hauptbahnhof: Der Zug endet hier, bitte alle aussteigen": Die erlösende Nachricht tröstete auch am Sonntagvormittag nur für einen Moment über den miserablen Gesamteindruck hinweg. Was es unter anderem alles nicht gibt: WLAN-Zugang, Steckdosen, Klapptische, Klimaanlagen und barrierefreien Einstiegen. Die natürlich auch nicht rollstuhlgerechten, höchstens einen Quadratmeter großen Toiletten sehen aus wie rund 50 Jahre nicht geputzt.

Großspurige Ankündigungen

Zwischenzeitlich seien die Waggons mal modernisiert worden, bestätigt der Lok-Führer, muss dabei aber selbst schmunzeln.

Mit einem Handhebel wird die Zugheizung im Abteil reguliert.

Mit einem Handhebel wird die Zugheizung im Abteil reguliert. © Wolfgang Laaß

Der englische Verkehrsgesellschaft "Go Ahead" hatte bereits 2017 nach einer öffentlichen Ausschreibung den Zuschlag für die auch von Pendlern rege genutzte Strecke erhalten und somit eigentlich ausreichend Zeit, den Start im Dezember 2019 vorzubereiten. Dennoch konnten die Briten ihren großspurigen Ankündigungen bislang nicht nachkommen, obwohl im Bahnhof Ansbach in den vergangenen Tagen bereits drei Flirt-Triebzüge herumstanden.

Zum Einsatz kommen vorerst aber andere.


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