Angst vor noch mehr Bahnlärm im Landkreis Bamberg

16.3.2015, 06:00 Uhr
In Sachen Lärmschutz hofft der Kreistag  auf die Unterstützung durch das Bundesland Bayern und den Bund.

© dpa In Sachen Lärmschutz hofft der Kreistag auf die Unterstützung durch das Bundesland Bayern und den Bund.

Die Zahl acht steht im chinesischen für "Glück". Im Landkreis Bamberg hingegen droht eine nachhaltige Verbindung mit "Ärger", genauer gesagt mit "Lärm". Hintergrund ist das Bauprojekt 8.1 innerhalb des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit (VDE) Schiene Nr. 8. Ab 2018 soll Berlin in vier Stunden von München per ICE erreichbar sein. Die Ausbaupläne der Bahn haben erhebliche Folgen für die Domstadt und ihre Umgebung, welche innerhalb der Bahntrasse Nürnberg–Erfurt liegt.

Drei Trassenvarianten stehen seit Oktober 2014 zur Disposition. Die Deutsche Bahn favorisiert seit jeher die Variante "Oberirdische Durchfahrt mit innovativem Lärmschutz". Eingedenk ihres Status als Weltkulturerbe befürwortet die Stadt einen Güterzugtunnel zwischen Münchner Ring und Kronacher Straße. Die "Bürgerinitative Bahnsinn" fordert eine Ost-Umfahrung in Parallellage zur A73. Stimmen, welche einen unabhängigen Sachverständigen zur Entscheidungsfindung fordern, mehren sich. Zwar ist die letztgenannte Planskizze nach Meinung der Deutschen Bahn nicht realisierbar. Allerdings wirft auch die Lärmschutzstrategie des Unternehmens Fragen auf. Den "innovativen Lärmschutz" soll es erst geben, wenn die Strecke viergleisig ausgebaut ist. Das heißt Lärmschutzmaßnahmen wie eine drei bis vier Meter hohe Schutzmauer könnten einige Jahre auf sich warten lassen. Inzwischen wären nach Angaben des Altendorfer Bürgermeisters Karl-Heinz Wagner (CSU) 40.000 Anwohner an der Bahnstrecke von der Geräuschkulisse passierender Züge betroffen.

Zeitgemäßes Lärmschutzkonzept als Ziel

Besonderes Gewicht erhält dabei der Streckenabschnitt zwischen Bamberg und Forchheim-Nord. Da Finanzierung und zeitliche Umsetzung der Ausbaumaßnahmen von zwei auf vier Gleise noch unklar sind, droht nicht nur eine Engstelle bei zunehmendem Güterverkehr. Vielmehr gefährdet er den Lärmschutz für die restliche Bahntrasse. Erschwerend kommt hinzu, dass die Bahn mit dem "Schienenbonus" bei Lärm plant. Unter seiner Anwendung wäre es möglich, dass der Lärmpegel rund zweimal so hoch ausfällt wie Straßenlärm an vergleichbaren Strecken. Zwar ist dieser Bonus zu Jahresbeginn vom Bund gekippt worden, aber das Planfeststellungsverfahren läuft seit über 18 Jahren.

Der Kreistag arbeitet deshalb parteiübergreifend darauf hin, dass Freistaat und Bund helfen, die Mehrkosten für moderate Lärmbelastung finanziell auszugleichen und ein optimales Lärmschutzkonzept umzusetzen. So könne die Bahn bewogen werden, rückwirkend auf den Schienenbonus zu verzichten. Ein entsprechender Antrag der Bürgermeister von Altendorf, Breitengüßbach, Hallstadt, Hirschaid, Kemmern, Rattelsdorf, Strullendorf und Zapfendorf wurde nun einstimmig beschlossen. Diesem war Mitte Januar ein deckungsgleicher Antrag von Bündnis 90/Die Grünen vorausgegangen. Darin argumentierte man, der Schienenbonus zwischen Zapfendorf und Altendorf sei nicht zu rechtfertigen, da sich das Siedlungsbild entlang der Trasse seit 1996 enorm verdichtet habe. Großes Vorbild dabei sei die Rheintalbahn, bei der eine Anpassung der Baupläne und die Kostenübernahme für verbesserten Lärmschutz durch Baden-Württemberg und den Bund bereits gelangen.

Da die Umbaumaßnahmen für barrierefreie Bahnhöfe als erklärtes Ziel des Bundes, nach Meinung Wagners eng mit Schallschutzmaßnahmen zusammen hingen, rechnet er mit guten Chancen auf einen positiven Ausgang dieser "politischen Entscheidung". Erste Baumaßnamen hierfür sollen im Herbst in Zapfendorf beginnen.



Der Lärm des Güterverkehrs könnte neben Schutzmauern und Schallschutzfenstern auch durch zusätzliche technische Ausstattung der Gleise mit Schienendämpfern oder Schwingisolierungen vermindert werden. Eine Ergänzung an den Zügen selbst wäre schon jetzt der Einsatz von Flüsterbremsen. Diese reduzieren den Lärm um 10 Dezibel, was von menschlichen Ohren als Halbierung des Lärmes wahrgenommen wird. Nach den Vorgaben der Bundesregierung werden alle 60.000 Güterwagen der Deutschen Bahn bis 2020 umgerüstet – gerne schon jetzt im Landkreis Bamberg.

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