Hochwasser in Deutschland

"Die Dramatik ist unvorstellbar": Bamberger Einsatzkräfte in NRW und Rheinland-Pfalz

22.7.2021, 18:27 Uhr
Ein Bild der Zerstörung nach dem Hochwasser in Iversheim, NRW.

© Jochen Tack via www.imago-images.de, imago images/Jochen Tack Ein Bild der Zerstörung nach dem Hochwasser in Iversheim, NRW.

Über 150 Tote, Hunderte Verletzte und zerstörte Existenzen: Das Hochwasser in Nordrhein-Westfalen und Rheinland Pfalz verursachte ein schreckliches und zugleich ungewohntes Maß an Leiden durch Starkregen.

Für die Aufräum- und Bergungsarbeiten in den von der Hochwasserkatastrophe betroffenen Gebieten sind auch Bambergerinnen und Bamberger aktiv - wie etwa 20 Einsatzkräfte des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), die zu einem 72-stündigen Einsatz nach Ahrweiler alarmiert wurden.

Weinende Menschen

Die Helferinnen und Helfer packen mit an, wo sie nur können: Feldküchen und Notunterkünfte aufstellen, kochen, Notstromaggregate installieren sowie medizinische Hilfe leisten. "Neben dem Aufbau der Infrastruktur ist das wichtigste, mit den Betroffenen zu reden", sagt Sohrab Taheri-Sohi, Pressesprecher des BRK in Bayern. "Unsere Leute treffen auf viele weinende und tiefverzweifelte Personen, die fast alles verloren haben. Die Dramatik ist unvorstellbar."

Das BRK in Bayern schickte bis Mittwoch insgesamt 600 Einsätzkräfte - 60 von ihnen gehören der psychosozialen Notfallversorgung an, die sowohl die Opfer als auch Helferinnen und Helfer vor Ort betreuen soll. Die Truppe aus Oberfranken wurde bereits von BRK-Leuten aus Mittelfranken abgelöst.

Malteser helfen mit Nahrungsmittel und Trinkwasser

Neben dem BRK machten sich am Sonntag auch 24 Einsatzkräfte der Schnellen Eingreiftruppe (SEG) der Malteser aus Bamberg, Kulmbach und Waischenfeld auf den Weg in den Westen Deutschlands. Die Malteser aus Bamberg sind einer Pressemitteilung zufolge für die Betreuung der Hochwasser-Opfer zuständig. Dazu gehört vor allem, vorübergehend obdachlos gewordene Menschen mit Nahrungsmitteln und sauberem Trinkwasser zu versorgen.

"Es ist jedes Mal eine Herausforderung, aber dafür sind wir ja da. Menschen zu helfen, ist nun mal Teil unseres Lebens", erklärt Birgit Albrecht, die mit ihrem Mann Josef Teil der SEG ist, ihre Motivation in der Mitteilung der Malteser.

Hilfe kam auch aus dem Landkreis Bamberg: Nachdem der Rotary-Club Remscheid einen Hilferuf sendete, schickten Landrat Johann Kalb (CSU), der Vorsitzende der Denk-Mal-Stiftung Bischberg/Bamberg Wolf Ibach und Kreisbrandrat Bernhard Ziegmann am Sonntag 115 Bautrockner in die Krisenregion.

Stadt Bamberg will Präventivmaßnahmen ergreifen

Wie lässt sich solch eine Katastrophe in Bamberg verhindern? Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) will dem Stadtrat für 2022 vorschlagen, Mittel für eine umfangreiche Kartierung der Gefahrenpunkte im Hinblick auf Starkregenereignisse bereitzustellen, wie die Stadt mitteilte.

"Die Kartierung soll helfen, die Gebiete zu identifizieren, die in Bamberg bei Starkregenereignissen besonders betroffen sind. Die Menschen, die in Bamberg leben, müssen um das Risiko und die Gefahren wissen, die durch die Wetterlage entstehen können", fordert Starke. Dazu bräuchten sie einfach abrufbare Informationen auf einer guten Datenbasis, welche die Stadt mit Fachplanerinnen und Planern erstellen will.

Bamberg als Schwammstadt

Klimareferent Glüsenkamp (Grünes Bamberg) hält es neben der Gefahrenabwehr für wichtig, Vorkehrungen in der Stadtentwicklung zu treffen: "Das Ziel ist eine Schwammstadt, die durch geringere Versiegelung, Gründächer und Fassadenbegrünung die Chance bietet, möglichst viel Wasser zu speichern, das dann gar nicht in Kanäle abgeführt werden muss."

Für den zweiten Bürgermeister problematisch: die Flächenversiegelung in Oberfranken-West betrage derzeit etwa einen halben Hektar pro Tag. "Ohne eine Umkehrung dieses Trends brauchen wir uns um Starkregenmanagement keine Gedanken zu machen", meint Glüsenkamp. Für Bamberg bedeute dies: effizientere Flächennutzung durch mehr Stockwerke und Schutz der wichtigen Grünflächen in der Stadt als Versickerungsflächen in der Schwammstadt.

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