Biergartenbesuch ab Montag: Unsicherheit bei Betreibern

14.5.2020, 10:44 Uhr
Der Entlas-Keller in Erlangen darf nach Corona-Pause wieder öffnen. Doch so wie in den letzten Jahren wird es heuer kaum aussehen auf dem Berg.

© Klaus-Dieter Schreiter Der Entlas-Keller in Erlangen darf nach Corona-Pause wieder öffnen. Doch so wie in den letzten Jahren wird es heuer kaum aussehen auf dem Berg.

Am Montag machte Walter Nussel in einem großen Gasthof in der Oberpfalz den Praxis-Check. Zusammen mit Vertretern des Wirtschafts- und des Gesundheitsministeriums schaute sich der mittelfränkische CSU-Landtagsabgeordnete an, wie Hygienevorschriften im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie im "wirklichen Leben" umgesetzt werden könnten.


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Die Delegation, zu der auch Fachleute der Berufsgenossenschaft und des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) zählten, sah sich bei dem Probebetrieb in der Gaststätte mit Fremdenzimmern, Tagungsräumen, Wellness-Bereich und Biergarten überall um – in der Küche, in den Gast- und Lagerräumen und natürlich auch in den Toiletten, um einen gangbaren Weg für die bayerischen Wirte zu finden. Wenn ab dem kommenden Montag der Gastronomiebetrieb im Freistaat zumindest im Außenbereich wieder erlaubt ist, soll es keine Unklarheiten geben.

 

"Außerdem muss der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben", fordert Nussel, der auch der Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Bürokratieabbau ist. Schließlich seien Gastronomie und Hotellerie mit am schlimmsten vom Lockdown getroffen worden.

Ärger über die frühe Sperrstunde

Ob sich das Geschäft angesichts der nun vom Ministerrat konkretisierten Regeln rechnen wird, daran hat aber unter anderem Pia Zapf ihre Zweifel. "Dass wir bereits um 20 Uhr wieder schließen müssen, ist für mich unbegreiflich", sagt die Gastronomin, deren Mann den Araunerskeller in Weißenburg betreibt. Österreich, wo Lokale derzeit bis 23 Uhr geöffnet haben dürfen, fahre da einen wesentlich pragmatischeren Kurs.

 

Über 300 Sitzplätze im Freien bietet die von zahlreichen schattenspendenden Bäumen eingerahmte Waldgaststätte der Zapfs normalerweise. Wegen der Abstandsregeln müssen sich die Betreiber aber vorerst auf 60 bis 70 Plätze beschränken. Ob das reichen wird, um schwarze Zahlen zu schreiben, wissen sie nicht. "Probieren tun wir‘s. Die Hoffnung stirbt zuletzt", sagt Pia Zapf.

Vincenz Schiller klingt da schon optimistischer. "Wenn es einer schafft, dann wir", ist der Betreiber des Entlas-Kellers am Erlanger Berg überzeugt. Außerhalb der Bergkirchweih gibt es dort Selbstbedienung, so dass der Kellerwirt und Brauer einen vergleichsweise kleinen Personalstamm hat. Und da der bekannte Biergarten über zwei Ebenen verfügt, ist Schiller bei der Anordnung der Biergarnituren sehr flexibel. "Spannend ist aber die Frage, wie die Leute das Angebot annehmen", betont der Erlanger Gastronom.

Diese Unsicherheit treibt auch Birgit Hempel um. "Da hatte ich schon einige schlaflose Nächte deswegen", erzählt die Pächterin des Schindler-Kellers in Forchheim, die den Shutdown laut eigener Aussage nur bis Ende Mai wirtschaftlich hätte durchhalten können. Normalerweise bietet ihr Betrieb 300 bis 350 Gästen Platz, nun belässt sie es bei 28 Garnituren, an denen jeweils bis zu vier Gäste Platz nehmen dürfen.


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"Wir werden trotzdem den gleichen Personalaufwand haben, weil unsere Bedienungen ja weitere Wege gehen müssen", erklärt Hempel, die gerade auch an den Formularen herumtüftelt, auf denen ihre Gäste Namen und Kontaktdaten hinterlassen müssen. "Da gab es in den vergangenen Tagen noch so viele offene Fragen", klagt die Wirtin des Schindler-Kellers, die seit über 30 Jahren in der Gastronomie tätig ist. Trotzdem kann sie nur schwer abschätzen, ob sich bei all den Mehrkosten, unter anderem für die regelmäßige Desinfizierung von Tischen, Bänken, Tabletts und Türklinken, der Betrieb tatsächlich rentiert.

Diese Gefahr sieht auch Gerhard Engelmann, Bezirksgeschäftsführer des Dehoga Mittelfranken. Für viele Gastronomen könnte das Hochfahren unter Umständen gar nicht sinnvoll sein, wenn dem Personalaufwand und dem Wareneinsatz ein zu geringer Umsatz gegenüberstehen würde, warnt der Verbandsfunktionär.

"Wir hingen in der Luft"

Norbert Winkelmann, Wirt des Hallerndorfer Brauhauses am Kreuzberg (Kreis Forchheim), ärgert sich außerdem darüber, dass die Bayerische Staatsregierung nach der Verkündigung der Lockerungen eine komplette Woche gebraucht hat, um die genauen Auflagen für die Betriebe auszuarbeiten. "Wir hingen ja völlig in der Luft", kritisiert der oberfränkische Gastronom, der in den vergangenen Tagen schon zahlreiche Anrufe von Stammgästen bekommen hat. Winkelmann ist deshalb "grundsätzlich optimistisch" und freut sich, wenn die Zwangspause in einigen Tagen beendet ist.


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Auch viele Freunde des Tucherhofs in Nürnberg scharren schon mit den Hufen. "Täglich rufen Leute bei uns an und wollen wissen, welche Band bei uns am Vatertag spielt", erzählt Geschäftsführer Michael Katusic hörbar amüsiert. Denen müsse man erst einmal erklären, dass der Betrieb zunächst auf Sparflamme laufe. Von den etwa 1000 Plätzen, die in dem beliebten Treff am Marienbergpark normalerweise zur Verfügung stehen, will Katusic zunächst 200 bis 300 nutzen. "Wir müssen erst einmal schauen, wie sich das alles rechnet." Nach einer Woche werde dann eine erste Bilanz gezogen und gegebenenfalls nachjustiert.

 

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