DAK-Studie "Sucht 4.0": So krank machen Soziale Netzwerke

23.5.2019, 07:53 Uhr
Soziale Netzwerke nutzen rund 86 Prozent der fast sieben Millionen Werktätigen in Bayern.

© Tobias Hase, NN Soziale Netzwerke nutzen rund 86 Prozent der fast sieben Millionen Werktätigen in Bayern.

Problematisch ist auch bei diesen suchtgeneigten Beschäftigungen nicht der normale, sondern der übermäßige Gebrauch. So nutzt mehr als die Hälfte der 6,9 Millionen bayerischen Beschäftigten Computerspiele, 5,5 Prozent davon durchaus exzessiv und 1,2 Prozent attestiert die Studie eine klassische Abhängigkeit von dieser Beschäftigung. Das sind immerhin 86.000 Personen.

So genannte "Social Medias" wie Facebook nutzen sogar 85,7 Prozent der fast sieben Millionen Werktätigen im Freistaat. 0,5 Prozent sind von dieser Beschäftigung so gefesselt, dass man ihnen Abhängigkeit diagnostiziert. Auch der Gebrauch von E-Zigaretten hat offenbar Suchtpotential. Zwar dampfen nur 3,8 Prozent der Beschäftigten überhaupt, von ihnen aber sind nach der DAK-Studie "Sucht 4.0" 1,5 Prozent als abhängig zu bezeichnen.

Die neuen Suchtmittel sind damit auf gutem Weg, gegenüber den klassischen Abhängigkeiten aufzuholen. Noch aber stellen die Tabakabhängigen mit 1,2 Millionen aber noch die mit Abstand größte Gruppe. Jeder elfte Beschäftigte im Freistaat zeigt einen "riskanten" Alkoholgenuss. Das sind 653.000 Personen.

Das Suchtrisiko durch Gamen, Trinken und Rauchen hat nach Angaben der DAK gravierende Folgen für die Arbeitswelt. Der Krankenstand bei betroffenen Erwerbstätigen sei mehr als doppelt so hoch. Sie seien unkonzentrierter im Job und kämen häufiger zu spät. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse verstärkt die Krankenkasse ihr Engagement zur Erforschung insbesondere der neuen Abhängigkeiten von Computerspielen und sozialen Medien. Zudem startet sie ein neues Präventionsangebot bei Alkoholproblemen.

Laut DAK-Gesundheitsreport 2019 haben Arbeitnehmer in Bayern mit Hinweisen auf eine so genannte Substanzstörung deutlich mehr Fehltage im Job als ihre Kollegen ohne auffällige Probleme. Der Krankenstand der Betroffenen ist mit 7,2 Prozent fast doppelt so hoch. Sie fehlen aber nicht nur im Job, weil sie wegen ihrer Suchtproblematik krankgeschrieben werden. Vielmehr zeigen sich bei ihnen in allen Diagnosegruppen mehr Fehltage. Besonders deutlich ist der Unterschied bei den psychischen Leiden. Hier sind es viermal so viele Fehltage. Bei Muskel-Skelett- Erkrankungen wie Rückenschmerzen gibt es ein Plus von 127 Prozent, bei Atemwegserkrankungen sind es 60 Prozent. "Sucht ist eine Krankheit, die jeden treffen kann", sagt Sophie Schwab, Leiterin der DAK-Landesvertretung in Bayern.

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