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Der mysteriöse Tod des Weidener Rotlicht-Königs

2.7.2021, 06:00 Uhr
Walter Klankermeier, der in Weiden mehrere Nachtlokale betrieb, verschwand am 14. Juni 1982 spurlos. Zwei Monate später wurde die Leiche des Rotlicht-Königs in einem wenige Kilometer von Weiden entfernten Waldstück gefunden. Mit Flyern wie diesem warb er für den Striptease in seiner Fortuna-Bar.

© Stadtarchiv Weiden Walter Klankermeier, der in Weiden mehrere Nachtlokale betrieb, verschwand am 14. Juni 1982 spurlos. Zwei Monate später wurde die Leiche des Rotlicht-Königs in einem wenige Kilometer von Weiden entfernten Waldstück gefunden. Mit Flyern wie diesem warb er für den Striptease in seiner Fortuna-Bar.

Die mit Brillanten besetzte Rolex im Wert von über 30.000 Mark hing noch am Handgelenk des Getöteten, als die Polizei die Spuren sicherte. Am 24. Juni 1982 war Walter Klankermeier spurlos verschwunden, zwei Monate später wurde seine Leiche von einer Preiselbeersammlerin in einem abgelegenen Waldstück gefunden.

Klankermeier war mit einem einzigen Schuss in den rechten Herzbeutel regelrecht hingerichtet worden. Der Mord wurde trotz intensiver Ermittlungen einer eigenen Sonderkommission nie aufgeklärt. In unserem Podcast „Abgründe“ erinnert sich der in Weiden aufgewachsene Redakteur André Ammer im Gespräch mit Lena Wölki an dieses Verbrechen, das die Menschen in Ostbayern auch nach knapp 40 Jahren noch beschäftigt.

Wurde Klankermeier auch gefoltert?

Viele Menschen in Weiden, einer beschaulichen Stadt mit etwa 42.000 Einwohnern, sind fest davon überzeugt, dass es ein Auftragsmord war. Irgendjemand, der Walter Klankermeier aus dem Weg räumen wollte, habe Profikiller engagiert – so wurde damals in der Stadt gemunkelt. Bei der Obduktion der Leiche wurden neben der tödlichen Schussverletzung mehrere gebrochene Rippen festgestellt. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Nachtclub-Besitzer vor seiner Erschießung gefoltert wurde.

Dieser Mord sorgte auch angesichts der schillernden Vergangenheit des Betreibers von mehreren Nachtlokalen, Kneipen und Discotheken bundesweit für Schlagzeilen. Schon zu seinen Lebzeiten hatte Walter Klankermeier dafür gesorgt, dass immer wieder mal in überregionalen Zeitungen, Boulevardmedien und auch in Sexzeitschriften über das scheinbar verschlafene Weiden berichtet wurde.


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„In Hamburg verboten, in Weiden geboten“ war einer der Slogans, mit denen der gewiefte Geschäftsmann die Werbetrommel für seine Etablissements rührte. In seiner Fortuna-Bar etwa war angeblich nicht nur der „schärfste Strip in ganz Bayern“ zu sehen, sondern unter anderem auch Live-Sex auf der Bühne. Wer das „Heißeste vom Heißen“ erleben wollte, der musste dafür laut Klankermeier nicht auf die Reeperbahn in Hamburg fahren, sondern bekam es in der nördlichen Oberpfalz präsentiert.

Viele Bürger waren empört über das unsittliche Treiben

Die Stadt versuchte zwar immer wieder, diesem Treiben Einhalt zu gebieten und entzog Klankermeier zwischendurch auch die Konzession, doch der gebürtige Augsburger setzte sich juristisch zur Wehr und reizte bei den Programmen in seinen Lokalen den rechtlichen Spielraum voll aus. Vielen Bürgern war das ein Dorn im Auge, unter anderem sammelten Kommunalpolitiker mehrere tausend Unterschriften, um Druck auf den Weidener Stadtrat zu machen und diese Shows, die "dem Sittlichkeitsempfinden und der Moral eines Durchschnittsbürgers widerstreben", zu unterbinden.

Klankermeier wiederum, der nach einer Metzgerlehre einige Zeit in den USA lebte und sich dort laut eigenen Worten vom Kellner und Koch bis zum Hotelier hochgearbeitet hatte, freute sich über diese zusätzliche Publicity. Aus dem gesamten Freistaat kamen die Besucher. „Jeder echte Bayer geht zum Walter Klankermeier“ war deshalb ein weiterer Slogan des Rotlicht-Königs, der es mit seinen Geschäften angeblich zum Multimillionär gebracht hatte.

Der 42-Jährige hatte sich freilich auch Feinde gemacht, etwa wenn er Mädchen aus anderen Etablissements abwarb oder sich gegen andere Rotlicht-Größen wehrte, die in Weiden Fuß fassen wollten. Darüber hinaus schuldete eine ganze Reihe von Personen dem Nachtclub-Besitzer Geld. Nach der Ermordung Klankermeiers fand die Polizei einige Schuldscheine über erhebliche Beträge in dessen Luxuswohnung.

Eine Pfarrerstochter erbte das Vermögen

Ein gefundenes Fressen für Boulevardjournalisten aus ganz Deutschland war auch das Testament des Getöteten. Hatte Klankermeier sein Vermögen doch einer 19-Jährigen Pfarrerstochter vermacht, die er aus einem Reitsportverein kannte. Der Rotlicht-König, der auch zwei teure Rassepferde besaß, hatte die hübsche junge Frau offensichtlich still aus der Ferne verehrt.

Da Mord bekanntlich nicht verjährt, sind die Akten des ebenso spektakulären wie mysteriösen Mordfalls bei der Kripo auch heute noch nicht geschlossen. In all den Jahren gab es zwar die eine oder andere Spur, doch mehr als ein Anfangsverdacht, etwa gegen ehemalige Mitarbeiter Klankermeiers, ergab sich nicht daraus.

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