Auffrischungs-Angebote

Wer bekommt eine dritte Impfung? Das ist in Bayern geplant

19.8.2021, 14:52 Uhr
Noch gibt es wenige Daten zu Auffrischungsimpfungen.

© Fabian Sommer/dpa/Symbolbild Noch gibt es wenige Daten zu Auffrischungsimpfungen.

Derzeit bieten Impfzentren und niedergelassene Ärzte Auffrischungsimpfungen an. Diese sind bestimmt für Menschen in Alten- und Pflegeheimen, Einrichtungen der Eingliederungshilfe, Patienten mit Immunschwäche oder Immunsuppression, Pflegebedürftige, die zuhause leben, Menschen ab 80 Jahren und andere besonders schützenswerten Personengruppen. Geimpft werden soll mindestens sechs Monate nach der letzten Corona-Spritze.

Damit können aktuell Personen eine Spritze bekommen, die die bis Mitte Februar ihre letzte Impfung erhalten haben. Seit dem 27. Dezember 2020 wird in Bayern geimpft, anfangs mit einem Abstand von drei Wochen. Daher ist die Impfung bei einem Teil der Geimpften sogar bereits sieben Monate her.

Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek erklärte vorab zum Vorgehen: "Wir knüpfen an unser Vorgehen zu Beginn der Impfkampagne an und beginnen zunächst mit den Menschen, die am stärksten gefährdet und am wenigsten mobil sind, also vor allem den Menschen in den Alten- und Pflegeheimen. Sie brauchen jetzt als erste eine Erneuerung ihres Schutzes gegen eine schwere COVID-19-Erkrankung."

Diese Impfstoffe werden verwendet

Verwendet werden jeweils mRNA-Impfstoffe wie Biontech und Moderna. "Dabei spielt es keine Rolle, mit welchem Impfstoff man vorher geimpft worden ist", so Holetschek. Das Angebot einer Auffrischungsimpfung gilt für alle Personen der Zielgruppe, ob diese nun ursprünglich Biontech, Moderna oder Astrazeneca erhalten haben.

Spezielle Auffrisch-Impfstoffe, die neue Virusvarianten wie Delta besser abdecken sollen, sind noch in Arbeit. Der Charité-Impfexperte Leif Sander erklärte kürzlich, es sei aber auch bei den verfügbaren Impfstoffen mit einem "sehr guten Schutz" und wahrscheinlich deutlich angehobener Immunantwort nach der Auffrischung zu rechnen.

Auffrischungsimpfungen haben früher begonnen als erwartet

Ursprünglich sollte im September gestartet werden. Am 16. August gab Holetschek dann bekannt, dass sofort begonnen werden könne. Dies führte anfänglich zu Verwirrung, weil nur ein Teil der Impfzentren bereit war. Im einem Impfzentrum kam sogar die Polizei, weil ein 84-Jähriger nicht ohne Impfung gehen wollte.

Auffrischungsimpfungen sind übrigens auch in allen anderen Bundesländern für besonders schützenswerte Gruppen eingeplant. So hatten sich die Gesundheitsminister aller Länder Anfang August abgestimmt.

Kommt die dritte Impfung für alle?

Für weitere Personengruppen ist eine dritte Impfung in Bayern bislang nicht geplant. Noch gibt es laut Thomas Mertens, Chef der Ständigen Impfkommission (STIKO), keine ausreichende Datengrundlage für Auffrischungsimpfungen. Mertens betont, dass sich sein Gremium intensiv mit der Frage der Auffrischungsimpfungen beschäftigt.

Auch dem Virologen Christian Drosten zufolge wird für die meisten Menschen im Herbst keine Auffrischungsimpfung gegen Sars-CoV-2 nötig sein. Für die breite Bevölkerung werde irgendwann vielleicht ein Altersniveau definiert werden, ab dem eine Auffrischungsimpfung sinnvoll werde. "In diesem Herbst kommt es aber darauf an, überhaupt erst einmal die Impflücken bei den über 60-Jährigen zu schließen."

Geht die Schutzwirkung der Impfung zurück?

Die Impfstoffhersteller Pfizer und Biontech hatten bereits Anfang Juli gemeinsam mitgeteilt, dass sie von einem Rückgang der Schutzwirkung ihres Coronavirus-Vakzins ein halbes Jahr nach der zweiten Impfung ausgehen. Grundlage seien unten anderem vom israelischen Gesundheitsministerium aus der praktischen Anwendung erhobenen Daten. Auf dieser Basis sei es wahrscheinlich, "dass eine dritte Dosis innerhalb von sechs bis zwölf Monaten nach der vollständigen Impfung erforderlich sein wird".

Bei ihrer laufenden Studie zu einer Booster-Impfung seien "ermutigende Daten" zu beobachten. Bei 10.000 Teilnehmern, von denen die eine Hälfte den Impfstoff erhalte und die andere ein Placebo, sei die Zahl der Antikörper bei den Geimpften um das Fünf- bis Zehnfache höher als nach den ersten beiden Impfungen.

Allerdings ist es laut dem Erlanger Infektionsimmunologen Christian Bogdan es völlig normal, dass mit zunehmender Zeit nach einer vollständigen Grundimmunisierung die Serumspiegel der Antikörper gegen das Zielantigen der Impfung abnähmen. "Daraus kann nicht automatisch ein Verlust der klinischen Schutzwirkung abgeleitet werden."

Wie der Infektiologe Christoph Spinner gegenüber dem BR schilderte, ist noch nicht genau bekannt, wie das menschliche Immunsystem das Coronavirus abwehrt. Beteiligt seien unterschiedliche Antikörper, T-Killer-Zellen, B-Gedächtniszellen sowie weitere Elemente des Immunsystems.

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