"Ich habe das nicht für Ruhm gemacht"

Er stellte sich Würzburger Messerangreifer entgegen: Iraner als Held gefeiert

28.6.2021, 13:35 Uhr
Trauerkerzen und Blumen liegen vor einem Kaufhaus in Würzburg, in dem ein Mann eine brutale Messerattacke begangen hat. 

© Nicolas Armer, dpa Trauerkerzen und Blumen liegen vor einem Kaufhaus in Würzburg, in dem ein Mann eine brutale Messerattacke begangen hat. 

Auf den Aufnahmen, die im Internet kursieren, ist auch er zu sehen. Mit einer Tasche versucht der Iraner Chia Rabiei, dem 24-Jährigen Somalier das lange Messer aus der Hand zu schlagen.

Zuvor hatte der Angreifer damit drei Frauen getötet und sieben weitere Menschen teilweise schwer verletzt.

Rabiei ist Kurde und kommt aus dem Iran, er ist erst seit 18 Monaten in Deutschland. Der 42-Jährige ging am Freitagnachmittag durch die Innenstadt und traf dort zufällig auf den Amokläufer mit dem Messer.

Ohne lange nachzudenken stellt er sich ihm, wie auch andere Passanten, entgegen. Dadurch werden wohl noch mehr Tote verhindert.

"Eine Frage der Menschlichkeit"

"Für mich war sofort klar, dass ich helfen musste", sagte Rabiei später in einem Video der Zeitung "Welt". "Das ist für mich eine Frage der Menschlichkeit. Ich habe das nicht für Ruhm gemacht, sondern einfach aus Menschlichkeit", so Rabiei weiter.

Am Sonntagnachmittag legte Bayern Ministerpräsident Markus Söder (CDU) am Tatort einen Kranz nieder und traf dabei auch auf Rabiei. Bilder des Bayerischen Rundfunks zeigen, wie Söder ihm für sein Einschreiten dankt.

Söder will dem 42-Jährigen, der in einer Flüchtlingsunterkunft wohnt, eine Tapferkeitsmedaille verleihen. Was Rabiei erlebt hat, nahm ihn sehr mit, wie er dem BR schilderte.

„Ich kam hierher und habe die Frau gesehen. Sie lag da so an der Seite. Drei bis vier Leute waren bei ihr, der Krankenwagen war noch nicht da. Ich habe gesehen, dass die am Hals geblutet hat und Leute haben die Stelle abgedrückt. Mir tut es leid, dass ich nicht früher gekommen bin. Wäre ich fünf oder zehn Minuten früher gekommen, wäre vielleicht diese Frau noch am Leben.“

Bundesregierung betroffen

Auch die Bundesregierung hat sich über den tödlichen Messerangriff entsetzt gezeigt. „Es ist eine Tat von nicht zu begreifender Brutalität und Bösartigkeit“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin.

Die Anteilnahme gelte den Opfern, deren Familien und Augenzeugen. „Die Bundeskanzlerin und die gesamte Bundesregierung hoffen, dass die Verletzungen heilen, dass die Betroffenen wieder gesund werden können an Körper und an Seele und dass sie für diesen Weg Begleitung und Unterstützung finden“, sagte Seibert.

Lob für das schnelle Eingreifen

Es gebe aber auch Grund zur Dankbarkeit: für das schnelle Eingreifen der Polizei und den Mut und die Geistesgegenwart von Passanten, die sich dem mutmaßlichen Täter entgegenstellten. „Das ist eine Heldentat, die die vollbracht haben“, sagte Seibert über Letztere.

Warum der Somalier, der in Würzburg in einer Obdachlosenunterkunft lebte, die Menschen attackierte, ist immer noch unklar. bekannt. Der Täter war in der Vergangenheit mehrfach psychisch auffällig.

Die Ermittler prüfen allerdings auch, ob es sich um einen islamistischen Anschlag handeln könnte. Auch Seibert verwies auf „Hinweise auf islamistische Hasspropaganda“ in der Wohnung des mutmaßlichen Täters.

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