40 Biber leben in der Erlanger Innenstadt

1.4.2021, 15:00 Uhr
40 Biber leben in der Erlanger Innenstadt

Er ist Vegetarier, bringt bis zu 35 Kilo Kampfgewicht auf die Waage und baut Burgen. Vielleicht haben Sie ihn oder seine Werke schon bemerkt? Beim morgendlichen Joggen, beim Spielplatzbesuch oder beim Spazierengehen? Besonders an der Schwabach ist er anzutreffen, oder besser gesagt nicht er, sondern seine "Opfer": Bäume. Seit einiger Zeit sieht man diese angeknabbert und abgeknickt überall, wo es Bäche oder Flüsse gibt.

Geschätzte 40 Biber leben alleine im Stadtgebiet Erlangen. Sie knabbern Bäume im Garten an, setzen Wiesen unter Wasser und sind aufgrund ihrer Raubzüge auf Feldern ein Dorn im Auge der Landwirtschaft. Denn Biber ernähren sich rein vegetarisch, also von Gräsern, Trieben und von Baumrinde. Nicht aber von Holz.

Größter Feind: Der Mensch

Probleme gibt es eigentlich nur durch den größten Feind des Bibers: die Menschen. Wir jagten den Biber vor allem wegen seines besonderen Felles bis zur Ausrottung.In Bayern wurde er bis 1867 verdrängt, ist aber seit 1966 wieder anzutreffen. Heute leben über 20 000 Tiere an bayerischen Flüssen und Bächen.

Erlangens Biberberater Wolfgang Maisel setzt sich für die Aufklärung rund um das Thema ein und vermittelt bei Problemen zwischen Biber und Mensch. Es ist bekannt, dass in Erlangen so gut wie alle Bäche oder Flüsse schon von Bibern besetzt sind. Ein Anstieg in der Biberpopulation ist zu verzeichnen, laut Wolfgang Maisel ist das aber nicht bedenklich, da sich der Überschuss durch ein begrenztes Nahrungsangebot von selbst reguliert. Deswegen hat sich der Biber parallel dazu auch geografisch ausgedehnt, denn wo vor Jahren noch kein Biber war, kann man heutzutage, durch die Walz der Jungbiber vom Elternhaus raus in die freie Welt flussaufwärts, Biberspuren entdecken.

Bäume angeknabbert

Zum Beispiel am Dechsendorfer Weiher oder dort, wo die Seebach entlang fließt. Und wer den zugezogenen Biber bemerkt, tut das nicht unbedingt glücklich, denn es wird nicht als ausschließlich gut befunden, wenn etwa der selbst gepflanzte Baum angeknabbert wird.

Als Tipp bei akutem Biberproblem rät der Biberberater zu Drahthosen, einem ringförmigen Zaun aus Draht für Bäume. Ein Elektrozaun ist auch zulässig, meistens ist eine Drahthose aber effektiv genug.

Jagen nur mit Ausnahmeregelung

An den Pelz darf man dem Biber aber nicht gehen. Innerhalb der EU zählt der Biber zu den streng geschützten Arten. Somit ist es verboten ihn zu verletzen oder zu töten. Wenn man einen Biber jedoch entfernen muss, braucht es erst eine artenschutzrechtliche Ausnahmeregelung vom Umweltamt. Doch zum Glück des zweitgrößten Nagetiers der Welt wurde diese Genehmigung bislang noch nie in Erlangen erteilt.

Der Biber wird schnell als Sündenbock für alle möglichen Probleme missbraucht, dabei treiben Biber Menschen normalerweise nicht in den Wahnsinn, sondern sind hilfreiche und wichtige Tiere für uns und die Natur. Denn für den Menschen dient er zum Beispiel als Sicherheitskraft. Das Aufstauen der Bäche führt zu breiter angelegtem Wasser, welches wiederum besser geeignet ist, Hochwasser aufzunehmen.

Biber ausgesetzt

In der Eifel setzte man den Biber vor über 15 Jahren aus und überwachte sein Verhalten. Ergebnisse zeigten, dass Hochwasser von der Eifel bis Köln eineinhalb Tage länger braucht, sodass man sich besser darauf vorbereiten konnte. Dazu schützt er durch seinen Damm andere Bäche und bewahrt diese ganz vor Hochwasser. Außerdem erhöht sich dort, wo der Biber Bäche oder Flüsse aufstaut, die Artenvielfalt. Für 80 Tierarten, darunter Libellen, Fische oder Frösche, schafft der Biber neuen Lebensraum.

Teil des Ökosystems

Und wenn Sie das nächste Mal einen angeknabberten Baum finden, denken sie nicht, dass der Biber eine rodende Bestie ist, sondern sehen sie ihn als das, was er ist, nämlich ein wichtiger Teil des ganzen Ökosystems. Wenn er nicht gerade Ihren Garten umgräbt oder Ihre Bäume fällt, dann freuen Sie sich daran, dass er nach über 40 Jahren Wiedereingliederung in Bayern erneut ein Teil unseres Stadtbildes ist. Denn am Ende ist er einfach nur ein falsch verstandener Mitbürger.

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