Corona macht den Wehren nicht nur in Erlangen zu schaffen

Scott Johnston

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25.1.2021, 06:00 Uhr
Ohne Mundschutz und Abstand geht nichts mehr: So wie hier vor der Pandemie kann die Feuerwehr Höchstadt derzeit nicht üben.

Ohne Mundschutz und Abstand geht nichts mehr: So wie hier vor der Pandemie kann die Feuerwehr Höchstadt derzeit nicht üben.

Ausdrücklich verboten wurden sie laut Weber zwar nicht, doch wird generell empfohlen, auf sie zu verzichten. Wie alle Rettungskräfte zählen auch die Feuerwehren zur kritischen Infrastruktur. Deshalb wird an die Feuerwehrmänner auch appelliert, ihre Kontakte auf das Minimum zu beschränken und keine Reisen zu unternehmen. Seit 15. Dezember haben die drei Feuerwehrschulen in Bayern geschlossen.

Digitale Präsentationen

Bis dahin konnten dort noch spezielle Lehrgänge zum Beispiel für Maschinisten an der Drehleiter, Gerätewarte, Gruppenführer oder Atemschutzträger absolviert werden. Jetzt macht sich bezahlt, dass die Digitalisierung längst auch bei der Aus- und Fortbildung der Feuerwehren Einzug gehalten hat.

So liegen zahlreiche Präsentationen mit anschaulichen Bildern und Grafiken vor, die nun für den virtuellen Unterricht durch die einzelnen Wehren genutzt werden können. Anhand von Lehrvideos kann nachvollzogen werden, wie Geräte optimal eingesetzt und die Einsätze koordiniert werden können. Über ein Online-Lexikon oder Rückfragen per E-Mail lassen sich unklare Sachverhalte klären.

"Es wäre fatal"

Das Hauptaugenmerk wird bei der Kreisbrandinspektion in Zeiten der Pandemie darauf gelegt, dass im Notfall die Leistungsfähigkeit nicht beeinträchtigt wird. Kreisbrandmeister Weber: "Es wäre fatal, wenn es auch nur zu einem Corona-Fall in den Trupps käme. Dann müsste die komplette Wehr in Quarantäne. Wenn als Ersatz Kameraden aus größerer Entfernung anzurücken hätten, ging wertvolle Zeit verloren."

Auf Besprechungen davor oder danach wird bei Einsätzen in der jetzigen Situation verzichtet. Die Kräfte ziehen sich FFP2-Masken über, halten Abstand und verteilen sich auf mehr Fahrzeuge als sonst.

"Wir müssen da durch"

"Ohne Sprechen geht es natürlich nicht, aber wenn gleichzeitig die Geräte laufen, ist das alles andere als einfach. Gleiches gilt für den Kontakt über Funk. Aber es gibt keine Alternative – wir müssen da durch. Schließlich geht es bei unserer ehrenamtlichen Arbeit um das Leben und die Gesundheit von Menschen", so Sebastian Weber.

Auch für Oberbrandmeister Rainer Weber, dem Kommandanten der Herzogenauracher Feuerwehr, wäre es ein Albtraum, falls wegen eines Covid-19-Falles die Mannschaft ausfallen würde. Wenn es eine so große Wehr wie die Herzogenauracher betreffen würde, sei das kaum zu verkraften. 124 Aktive gehören aktuell der FFW Herzogenaurach an.

Zerreißprobe vor Ort

Der Verzicht auf Weiterbildung in der üblichen Form stelle die Wehr vor eine Zerreißprobe, sagt Rainer Weber. Durch ein Lernprogramm via Computer, Filme und didaktisch aufbereitete Unterlagen versuche man, das Defizit halbwegs aufzufangen. Der Gerätewart nimmt selbst immer wieder kurze Videos auf, um auch Einzelheiten zu vermitteln.

Schwierig werden dürfte es nach Einschätzung des Herzogenauracher Kommandanten, wenn die Ausrüstung erneuert wird: "Man kann sich noch so viel durchlesen, noch so viel Clips ansehen, aber das A und O ist und bleibt, mit dem jeweiligen Gerät zu agieren. Die Teamarbeit ist für uns Feuerwehrleute zentral – ohne Einüben funktioniert das nicht."

Grundausbildung digital

Auch die Grundausbildung wird in Herzogenaurach allein auf virtueller Basis abgehalten. Der praktische Teil wurde komplett verschoben. "Wir holen das nach, wenn Corona weitgehend überwunden ist. Dann muss der Nachwuchs zwei- oder dreimal in der Woche ran – statt wie in der Vergangenheit lediglich einmal", so Weber. Schließlich sei es für eine schlagkräftige Wehr elementar, dass laufend neue Jahrgänge nachrücken."

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