Ende des Lockdowns in Erlangen: Ansturm auf die Innenstadt

8.3.2021, 19:56 Uhr
Ende des Lockdowns in Erlangen: Ansturm auf die Innenstadt

© Hans von Draminski

Der Handelsverband Bayern als Interessenvertretung des bayerischen Einzelhandels prognostizierte, dass bei der Geschäftsöffnung am Montag zunächst eher Zurückhaltung regieren würde und es wohl nur wenig "Einkaufstourismus" geben würde. Und lag mit dieser Einschätzung grundfalsch, wenigstens was Erlangen anging. Denn hier setzte der Run auf die City schon in den Vormittagsstunden ein.

"Wir freuen uns"

"Wir freuen uns", sagte Anja Menapace, Chefin des Modehauses Eisert in der Hauptstraße, angesichts eines im Rahmen des Corona-Hygienekonzeptes vollen Ladens, in dem Frauen und Männer gleichermaßen begeistert nach Frühjahrsmode stöberten und am Ende mit prallgefüllten Einkaufstaschen von dannen zogen.

Seit Mitte Dezember geschlossen

Seit Mitte Dezember war der Einzelhandel durch den zweiten Lockdown zur Schließung gezwungen gewesen. Am Montag durften die Geschäfte wie berichtet in jenen Städten wieder öffnen, in denen die 7-Tages-Inzidenz seit mindestens drei Tagen unter der 50er-Schwelle lag. In Erlangen schlugen am Montag 39,1 Fälle in den letzten sieben Tagen pro 100 000 Einwohner zu Buche. Umstellen auf strengere Regeln - "Click & Meet" beziehungsweise Beratung nach Voranmeldung - müsste der Einzelhandel wieder, wenn der Wert drei Tage in Folge zwischen 50 und 100 läge.

Mit Euphorie getränkt

Daran mag an diesem spürbar mit Euphorie getränkten Wiedereröffnungstag allerdings kaum jemand denken. Schaut man sich die Kfz-Kennzeichen der Autos an, die in den an die Erlanger Fußgängerzone angrenzenden Straßen parken, dann sieht man viele Nürnberger, Fürther und Forchheimer, aber auch "Auswärtige" beispielsweise aus Donauwörth oder Regensburg.

Uwe H. Werner, mittelfränkischer Bezirksgeschäftsführer des Handelsverbands Bayern (HBE), gönnt den Erlanger Einzelhandelsgeschäften nach eigenen Worten den starken Zuspruch. Allerdings hätte sich der Handelsverband gewünscht, dass die Läden flächendeckend hätten öffnen dürfen. "Das Robert-Koch-Institut und die Berufsgenossenschaft Logistik und Handel haben unabhängig voneinander festgestellt, dass die Infektionsgefahr im Einzelhandel gegen Null tendiert", weiß Werner.

Nachvollziehbare Ängste

Gebe es Inzidenz-bedingt nur punktuelle Öffnungen wie in Erlangen, dann steige durch die Frequenz der Einkaufenden das Risiko trotz effizienter Hygienekonzepte. Wer am Montag durch Erlangen lief, konnte die Ängste leicht nachvollziehen. 

Denn obwohl fast alle Menschen die Maskenpflicht in der Innenstadt und in den Geschäften befolgten, gab es doch vereinzelt Situationen, in denen Menschen vor den Ladeneingängen eng beieinanderstanden und im Gespräch vertieft waren, wobei sie bisweilen vergaßen, nach Verzehr ihrer Bockwurst oder ihres Salats die Maske wieder aufzuziehen.

Hotspot aus Unachtsamkeit

Aus solchen Unachtsamkeiten könnten dann doch wieder Hotspots entstehen. Wenn die Inzidenz auch in Erlangen für längere Zeit nach oben geht, dann könnte der Kaufrausch nach dem Lockdown ein kurzes Vergnügen bleiben.

Bei Marius Lorbach, Center-Manager der Arcaden, "schlagen zwei Herzen in der Brust": Einerseits wünscht er den von der Pandemie wirtschaftlich gebeutelten Mietern in den Arcaden nach der Wiedereröffnung gute Umsätze, mit denen sich die hohen Verluste durch den Lockdown abfangen lassen. Andererseits betont Lorbach die Verantwortung, die aller Beteiligten hinsichtlich des Infektionsgeschehens haben.

Hochfahren in extrem kurzer Zeit

Ihr Hygienekonzept hatten die Arcaden laut Lorbach schon vor dem Lockdown im Dezember fertig; nichtsdestoweniger sei es ein "logistischer Kraftakt" gewesen, in extrem kurzer Zeit – erst am Sonntag gab es grünes Licht – das Einkaufszentrum wieder hochzufahren.

Zu den zentralen Sicherheitsvorkehrungen gehört in den Arcaden ein Datenschutz-konformes elektronisches Zähltsystem, das bei drohender Überfüllung – die derzeit aufgrund der Sicherheitsabstände deutlich früher erreicht wird – Alarm auslöst. Dann seien, so Lorbach, die Sicherheitskräfte angewiesen, den Einlass in die Arcaden so lange zu blockieren, bis die Besucherzahlen das wieder gefahrlos erlauben.

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