Erlangen: Kein "Adventsticket" im öffentlichen Nahverkehr

5.11.2019, 06:00 Uhr
Erlangen: Kein

© Andre De Geare

Die Idee kam aus dem Stadtteilbeirat Innenstadt. Jene Bürgerrunde fände es gut, ein vergünstigtes Bus-Tagesticket für die Innenstadt einzuführen. Das Ganze könnte probeweise zur Adventszeit laufen und beispielsweise als "Glühweinticket" oder "Adventsticket" firmieren. Die Beiräte waren einhellig dafür und stellten einen entsprechenden Antrag, der jüngst im Umwelt-, Verkehrs- und Planungsausschuss zur Sprache kam, dortselbst aber nicht gerade Beifallsstürme auslöste.

Die Hindernisse und Vorbehalte schienen durchaus nicht klein. Denn ein vergünstigtes Tagesticket für die Innenstadt würde letztlich bedeuten, dass damit auch eine neue Tarifzone innerhalb der Tarifzone 400 geschaffen werden müsste, die den Bereich "Innenstadt" bündig definiert. Und das würde eine Änderung des VGN-Tarifzonenplans bedeuten. Die Einführung einer solch neuen Tarifzone für einen einzelnen Sondertarif widerspricht jedoch den Prinzipien der VGN-Tarifgestaltung. Letzlich bedarf es dazu der Zustimmung aller Gesellschafter und Grundvertragspartner im VGN. Und die Regierung von Mittelfranken müsste das Ganze noch absegnen. Überdies müssten die verminderten Einnahmen durch die Antragsteller dieses Sondertarifs ausgeglichen werden, hieß es.

Damit nicht genug. Die Stadtwerke wiesen ferner darauf hin, dass die während der Adventstage eingesetzten Busse stets "stark ausgelastet" sind und es besonders an den Adventssamstagen doch regelmäßig zu "Kapazitätsengpässen" komme. Sollte das beantragte "Adventsticket" am Ende doch eingeführt werden, käme es sicherlich zu einer merklich gesteigerten Nachfrage, was wiederum zusätzliche Fahrten nach sich zöge. Doch dazu fehlen schlicht die nötigen Busfahrer. Nicht zuletzt deshalb rieten die Stadtwerke von der Verwirklichung des gewünschten Sondertarifs ab.

Das stieß durchaus auf offene Ohren. Natürlich sei der ÖPNV eine sinnvolle Sache. Aber die Forderung nach jenem "Ticket" sei schon "sehr populär", der Einsatz "nicht effektiv genug" und deshalb "halten wir das für nicht sinnvoll", meinte SPD-Rätin Felizitas Traub-Eichhorn. Ablehnung auch vom CSU-Fraktions-Chef Jörg Volleth, obschon er den Antrag des Stadtteilbeirats "vom Grundsatz her nicht so verkehrt" fand. Schließlich habe die Stadt ja den Klimanotstand ausgerufen, und überhaupt möchte man den ÖPNV grundsätzlich fördern.

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Die ablehnende Haltung der Stadtwerke in dieser Sache gründet auf handfeste Sorgen, Nöte und EU-Regelungen, die ESTW-Vorstandsvorsitzender Matthias Exner versuchte, deutlich zu machen. "Die EU will, dass jede Stadt ihr eigenes Ding macht". Unter anderem müssen sich die Stadtwerke nun selbst nach Busfahrern umschauen. Apropos Busfahrer – Exner wies darauf hin, dass das durchschnittliche Alter der Busfahrer bei etwa 50 Jahren liegt, dass die Leute inzwischen an ihre Leistungsgrenze stoßen, und zudem ein hoher Krankenstand zu beklagen sei. Auch deswegen mussten jüngst an einem Tag 45 von den 1350 täglichen Busfahrten gestrichen werden. Außerdem konnten "an acht Tagen nicht alle Fahrten durchgeführt werden". Exner sieht das Busfahrer-Thema generell als ein "größeres und ernstzunehmendes Problem, das wir lösen müssen." Die Ausschussrunde nahm die Erläuterungen der Stadtwerke einstimmig zur Kenntnis.

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