Erlangen: Römerboot geht beinahe unter

22.9.2020, 16:35 Uhr
Erlangen: Römerboot geht beinahe unter

© Hans von Draminski

Was den Projektleiter, Professor Dr. Boris Dreyer vom Lehrstuhl für Alte Geschichte der Friedrich-Alexander-Universität, besonders traurig macht: Eigentlich hätte das "Fridericiana Alexandrina Navis" gestern zum Altmühlsee transportiert werden sollen, um Promotion für das neue Bootsbau-Projekt des ehrenamtlichen Universitäts-Team zu machen. Statt dessen stand am Dienstagnachmittag Ursachenforschung in Sachen "Beinahe-Untergang" auf der Agenda.

Das "Fridericiana Alexandrina Navis" war aus Sicherheitsgründen am Wochenende in der Mitte des Dechsendorfer Weihers vor Anker gegangen. Am Samstag wurden Jugendliche dabei beobachtet, wie sie trotz zahlreicher Verbotsschilder das Römerboot "enterten" und offenbar auch versuchten, den Anker aufzuholen. Dies gelang ihnen allerdings laut Zeugenaussagen nicht.

Ob dieselben Jugendlichen für das Vollaufen des Bootes verantwortlich sind, konnte bis zum Redaktionsschluss nicht geklärt werden.

Feuerwehr half mit Pumpe

Die Feuerwehr half dabei, das beinahe bis zum Freibord vollgelaufene Boot beim Yachthafen ans Ufer zu ziehen. Per Lenzpumpe wurden etliche Liter Wasser aus dem Holzrumpf gepumpt. "Ein bisschen Wasser nimmt ein solches Boot immer auf – aber nicht solche Mengen innerhalb von Stunden", erklärt Professor Dreyer, während er lose Sitzbänke und andere durch das Wasser gelöste Einzelteile des Bootes auffischt und Helfern an Land weiterreicht.

An einen Zufall mag Dreyer nicht glauben, zumal im gleichen Zeitraum am Wochenende beim benachbarten Bootsverleih sämtliche Tretboote von ihren Liegeplätzen losgemacht wurden.


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Nachdem die Pumpen – außer dem Feuerwehrgerät kommen noch eine weitere Elektropumpe und die nach römischem Vorbild konstruierte Handpumpe des Bootes zum Einsatz – ihr Werk getan haben, wird das potenziell lecke Boot hinüber zum Bootsverleih geschleppt, weil die dortige Slipanlage groß genug ist, um den Nachbau aus dem Wasser ziehen zu können. Danach geht es an die schwierige Lecksuche.

Bilge voller Schlamm

Wie Dreyer ausführt, kann bereits ein kleines, kaum bemerkbares Loch dafür sorgen, dass ein solches Boot über einen längeren Zeitraum mit Wasser vollläuft. Nachdem der Einbruch des Weiherwassers dafür gesorgt hat, dass die sogenannte Bilge, der unterste Raum des Bootes oberhalb des Kiels, dick mit Schlamm überzogen ist, lässt sich nicht auf Anhieb sagen, wo das "Fridericiana Alexandrina Navis" ein Loch hat. Eine sichtbare Beschädigung muss allerdings vorhanden sein, um Anzeige erstatten zu können, so die Polizeistreife vor Ort. Klar ist: Damit das "Fridericiana Alexandrina Navis" bald wieder fährt, braucht es viele Arbeitsstunden.

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