Ungewöhnliche Initiative

Gegen Corona-Impfmüdigkeit: Erlanger Hausärzteverein appelliert an Bevölkerung

4.10.2021, 14:30 Uhr
Mit einem Appell an die Bevölkerung will der Erlanger Hausärzteverein die Corona-Impfbereitschaft erhöhen (Symbolbild). 

© Fabian Sommer/dpa Mit einem Appell an die Bevölkerung will der Erlanger Hausärzteverein die Corona-Impfbereitschaft erhöhen (Symbolbild). 

Ärztinnen und Ärzte äußern sich ja selten öffentlich politisch oder gesellschaftlich, was hat Sie als Hausärzteverein zu dem Aufruf gebracht, Herr Wunderlich?

Individuelle Gesundheit und eine gesunde Gesellschaft sind eng miteinander verknüpft. Als Hausärztinnen und Hausärzte erleben wir tagtäglich, wie sich berufliches, soziales und gesellschaftliches Umfeld auf die Gesundheit der Menschen auswirkt. Deshalb ist es für uns selbstverständlich, uns zu politischen und gesellschaftlichen Fragen zu äußern.

An wen richtet sich Ihr Corona-Impfappell nun besonders?

An all jene, die sich bisher mit der Entscheidung, in Anführungszeichen, pro Impfung schwer tun - aus welchem Grund auch immer. Wenn einige davon dazu motiviert werden könnten, aus ihrer Sichtweise einen Schritt zur Seite zu gehen, um ihre Entscheidung nochmal zu reflektieren, würde uns das sehr freuen. Mir liegt vor allem am Herzen, dass die Entscheidung über die Impfung nicht zum Ausdruck eines politischen Willens gemacht werden sollte.

Welche Skepsis und Bedenken gegenüber einer Corona-Impfung spüren Sie noch bei Ihren Patienten?

Bedenken zur Sicherheit und Wirkung stehen ganz oben, aber auch grundsätzliche Skepsis gegenüber Impfungen oder der Pharmaindustrie.

Glauben Sie, hartgesottene Impf-Gegner und -skeptiker mit Hinweis auf Ihre medizinische Expertise zu erreichen?

Möchte mehr Menschen zur Corona-Schutzimpfung bewegen: der Möhrendorfer Allgemeinarzt und Vorstand im Erlanger Hausärzteverein, Thomas Wunderlich. 

Möchte mehr Menschen zur Corona-Schutzimpfung bewegen: der Möhrendorfer Allgemeinarzt und Vorstand im Erlanger Hausärzteverein, Thomas Wunderlich.  © Melanie Mueller, NN

Ich erwarte schon, dass sich dieser Personenkreis mit den wissenschaftlichen Fakten auseinandersetzt und sich der gesellschaftlichen Bedeutung ihres Handelns bewusst ist. Dazu gehört auch, sich die Quellen anzusehen, aus denen man sich informiert.

Wer sollte sich jetzt noch auf jeden Fall möglichst bald impfen lassen, sind es Kinder?

Die Ständige Impfkommission, die Stiko hat die Impfung für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren empfohlen. Auch wenn die Impfung für den individuellen Schutz Älterer und Vorerkrankter ganz besonders wichtig ist: Wir müssen davon ausgehen, dass sich alle früher oder später infizieren werden; mit der Impfung haben wir es in der Hand, unsere eigene Gesundheit bestmöglich zu schützen. Zur Eindämmung des Infektionsgeschehens insgesamt ist natürlich jede Impfung hilfreich.

Verhalten sich viele bereits zu leichtfertig im Sinne von „die Pandemie ist schon vorbei“. Welche Regeln sollte man Ihrer Meinung dennoch weiterhin beachten?

Durch die bisher erreichte Impfquote ist vieles wieder möglich geworden. Das löst bei uns allen ein wenig die Bremse, und es ist ja auch schön, wenn man sich mit Freunden treffen oder ins Restaurant gehen kann. Dennoch ist es vor allem der Aufenthalt mit vielen Menschen in Innenräumen, der das höchste Risiko für Infektionen beinhaltet. Auch die so genannten AHAL-Regeln gelten weiterhin und sollten verinnerlicht bleiben, also Abstand halten, Hygiene-Maßnahmen beachten, Alltagsmaske tragen und Lüften.

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