Gemeinnützige Reiseveranstalter wegen Corona vor dem Aus

28.4.2020, 11:00 Uhr
Gemeinnützige Reiseveranstalter wegen Corona vor dem Aus

© Foto: Harald Sippel

In Zahlen ausgedrückt: Für Flüge, Hotels oder Ferienhäuser wurden bis jetzt rund 230 000 Euro bezahlt. "Diese Zahlungen zurückzufordern, gestaltet sich äußerst schwierig, da auch die Vertragspartner in finanziellen Nöten sind", so Rosalinde Geyer.



Die Anzahlungen der Kunden betrugen rund 295 000 Euro, von denen die Vorauszahlungen abgezogen werden müssen. Für die bereits gebuchten Hotels und Ferienhäuser sind in den nächsten Monaten die Restzahlungen zu leisten. Die Verträge wurden vor der Corona-Pandemie unterschrieben.

Weil es aber mittlerweile weltweit Reisebeschränkungen gibt, mussten Reisen abgesagt werden. "Und die Kunden fordern ihr Geld zurück", sagt Rosalinde Geyer.

Weil das Geld in Corona-Zeiten knapp ist, musste die GmbH bereits "alle geringfügig Beschäftigten entlassen". Die festangestellten Mitarbeiter "wurden in Kurzarbeit geschickt". Eine Vorsprache bei einem Geldinstitut ergab, dass 30 000 Euro Kredit möglich seien. "Allerdings müsste ich als Geschäftsführerin privat dafür haften", so Rosalinde Geyer. "Ich bin Gesellschaftergeschäftsführerin einer gemeinnützigen GmbH. Ich, erhalte ausschließlich mein Gehalt. Ich kann und will nicht privat für Kredite von Cross Over Tours bürgen."

Obwohl die bayerische Soforthilfe beantragt wurde, sei bis jetzt noch kein Geld eingegangen. "Unser kleines gemeinnütziges Unternehmen steht mit dem Rücken an der Wand", sagt Rosalinde Geyer. Wie es weitergeht, weiß sie noch nicht. "Es ist einfach traurig, darüber nachzudenken, dass wir vielleicht in Zukunft die vielen behinderten Menschen enttäuschen müssen, weil wir keine Reisen mehr anbieten können."


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Wie wichtig das Unternehmen und seine Reisen für Menschen mit besonderen Bedürfnissen ist, weiß Carlota Schatz nur zu gut. Ihre Tochter Michaela, die das Down-Syndrom hat, fährt seit 2014 regelmäßig mit Cross Over Tours in Urlaub, die 28-Jährige war schon in Portugal, Dänemark, Mallorca, Malta, Kreta und sogar New York City.

"Für Kinder mit Behinderung findet man noch eher Kinder- und Jugendreisen, an denen sie ohne Eltern teilnehmen können, für Erwachsene gibt es aber in dem Bereich kaum Angebote", sagt die Mutter.

Das Erlanger Reisebüro ist daher für die Betreffenden fast die einzige Chance, zu erschwinglichen Preisen ohne Mutter und Vater, aber mit fachkundiger Betreuung von daheim wegzukommen. Das tut Menschen mit Handicap ebenso gut wie jenen ohne: Nach jeder der ein- bis zweiwöchigen Tour ist ihre Tochter mit vielen neuen Eindrücken und gestärktem Selbstbewusstsein zurückgekehrt, berichtet die Mutter.

Auch für dieses Jahr ist bereits eine Reise gebucht. Nach Zypern sollte es gehen, doch Corona wirbelt alles durcheinander. Aber im Gegensatz zu anderen Menschen, die ihren Traumurlaub eben einfach auf 2021 oder 2022 verlegen, hat die Familie aus Adelsdorf nun richtig Angst. Denn wenn Cross Over Tours die Krise finanziell nicht irgendwie übersteht, wird es für Michaela Schatz wohl erst einmal keine Möglichkeit mehr geben, ohne Eltern weiter wegzufahren.

"Die Vorstellung macht mich traurig", sagt deshalb die junge Frau, "mir würde etwas fehlen." Zwar gefallen ihr auch die gemeinsamen Reisen mit ihren Eltern, aber mal ohne sie zu sein, sei eben etwas Besonderes.

Auf die Frage, was ihr an den Reisen am Besten gefällt, antwortet sie ohne groß überlegen zu müssen: "Bloß dabei zu sein, ist schon schön genug".


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