Heiraten in der Corona-Krise: Wir begleiten ein Paar

22.3.2020, 06:00 Uhr
Heiraten in der Corona-Krise: Wir begleiten ein Paar

© Foto: Harald Sippel

"Irgendwie", sagt Andreas Langenbach, "haben wir uns das alles anders vorgestellt." Als er und Saschka Haberl im letzten Oktober ihre Hochzeit planten, war von der Corona-Krise nichts zu ahnen. In den letzten beiden Wochen stand das Paar ständig in Kontakt mit dem Standesamt. "Wir waren im Zwiespalt, ob man absagt oder ob man guckt, wie wird es sein", sagt Andreas Langenbach.



"Terminierte Trauungen finden bis auf Weiteres statt", hieß es am Dienstag von Seiten der Stadt. Mit maximal acht Personen. Andreas Langenbach und Saschka Haberl entschlossen sich, den Termin nicht zu verschieben. Unsicherheit gab es trotzdem — denn man wusste nicht genau, ob nicht doch noch eine Ausgangssperre verhängt würde. Am Donnerstag dann konstatierte Andreas Langenbach: "Im Moment sieht es so aus, als ob es morgen klappen könnte." So war es auch: Am Freitag waren sie eines von sechs Paaren, die in Erlangen getraut wurden. Zwei Paare hatten sich entschlossen, die Trauung zu verschieben.

"Die Eltern der beiden Brautleute, jeweils ein Trauzeuge und wir beide, das ist eine traurige Situation", umreißt Andreas Langenbach das, was gemeinhin gerne als "der schönste Tag im Leben" bezeichnet wird. Geheiratet wird in Erlangen noch bis in den April hinein im Bürgersaal im Palais Stutterheim, weil das Trauzimmer im Rathaus renoviert wird. Abstand halten: Das gilt auch hier. Der Bürgersaal ist groß, die Hochzeitsgesellschaft wird auf den Raum verteilt. Gratulieren und Fotos machen geht natürlich trotzdem, und "einen schönen Spruch extra, das machen wir gerne", sagt Standesamtsleiterin Heidi Petri.

Aber nicht nur um das Ja-Wort geht es bei all dem, auch um die Feierlichkeiten danach. Die Hochzeitsgesellschaft jedenfalls ist deutlich geschrumpft. "Wir haben den Kreis der Geladenen immer weiter reduziert", erklärt der Bräutigam. "Die Großeltern haben wir zum Beispiel wieder ausgeladen."

Aus Sicherheitsgründen, um sie zu schützen, da ältere Menschen anfälliger sind für das Coronavirus. Andreas Langenbach weiß das. Und auch, dass die Infektionsraten weiter ansteigen werden. Er arbeitet als leitender Oberarzt in der Unfallchirurgie im Krankenhaus in Forchheim. Wie alle Kliniken, sagt er, "sind wir große Anlaufstelle für Verdachtsfälle". Strenge Hygienemaßnahmen müssen eingehalten werden, Isolationsstationen wurden aufgebaut, es gibt jeden Tag Krisensitzungen mit einer Neubewertung der Situation — die Hochzeit ist für ihn ein kurzes Innehalten in einer sehr stressigen Situation.

Auf ganz andere Weise ist Saschka Haberl von der Coronakrise betroffen. Sie ist freischaffende Musikerin, hat als Geigerin auch internationale Auftritte — doch jetzt ist alles abgesagt, sie ist zum Innehalten gezwungen.

"Es trifft ausnahmslos jeden", sagt Andreas Langenbach. "Irgendwie muss man das Beste daraus machen." Was die Hochzeit betrifft, verlangt die Situation jedenfalls Improvisieren und Kompromisse. Der Plan, zum Mittagessen in ein Restaurant zu gehen, musste nicht verworfen werden, allerdings gelten dort die jetzt üblichen Auflagen. Die Feier am Abend fand im Privaten statt. Und auch sonst war einiges anders.

"Friseur, Make-up, Blumen — all das gibt es gerade ja nicht", sagt Andreas Langenbach. Das heißt, Friseurläden dürfen eigentlich schon öffnen, "aber man muss sich fragen, muss das noch sein?", meint er. Eineinhalb Meter Sicherheitsabstand einzuhalten, sei dort jedenfalls unmöglich. Der Kosmetikladen, mit dem schon ein Termin vereinbart war, hat zu. Blumen gibt es jetzt vom Markt statt aus dem Blumengeschäft. Gestrichen sind auch die Flitterwochen. "Wir wollten erst nach Kopenhagen, dann an den Tegernsee, jetzt bleiben wir halt hier", sagt der Bräutigam.

Aber es gibt auch Positives zu berichten: "Sehr schön ist die Hilfsbereitschaft von allen", sagt Langenbach. Herausfordernde Zeiten, in denen sie den Bund fürs Leben geschlossen haben. Und der Kuss am Ende, der ist dann ein richtiger Kuss. Abstand halten gilt hier nicht.

Info zu den Hochzeiten in Erlangen

500 Trauungen hat das Erlanger Standesamt im vergangenen Jahr durchgeführt. In den wärmeren Monaten, insbesondere im Mai, ist eigentlich "Hochsaison" fürs Heiraten. Dann können es pro Woche auch 20 Trauungen sein. Regulär wird im Trausaal im Rathaus geheiratet. Da dieser derzeit renoviert wird, muss bis April auf den Bürgersaal im Palais Stutterheim ausgewichen werden. Für spezielle Trautermine stehen auch das Egloffsteinsche Palais, die Orangerie und der Brunnensaal im Stadtmuseum zur Verfügung.

Wegen des Coronavirus gelten besondere Auflagen. Terminierte Trauungen finden in Erlangen bis auf Weiteres statt, allerdings werden seit Mittwoch, 18. März, aufgrund der räumlichen Situation in den Trauräumen maximal acht Personen zugelassen. Bei einer Ausgangssperre wird es — wie jetzt in Freiburg — keine Trauungen mehr geben. Anders verhält es sich bei Nottrauungen, die beispielsweise im Hospiz oder Krankenhaus erfolgen, wenn jemand todkrank ist. Hierbei handelt es sich um unabdingbare Dienstleistungen.

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