In Corona-Zeiten: Ansturm auf Erlanger Wälder

8.1.2021, 11:00 Uhr
In Corona-Zeiten: Ansturm auf Erlanger Wälder

© Klaus-Dieter Schreiter

Der Wald ist für viele Menschen ein Zufluchtsort geworden, um der Corona-Angst ein wenig zu entkommen. Und: Bewegung an der frischen Luft ist gerade in Zeiten von Corona gesund. Förster und Polizei bestätigen, dass darum für viele Menschen auch in und um Erlangen ein Waldspaziergang auf dem Programm steht. Das aber macht hin und wieder auch Probleme.

Forstbetriebsleiter: "Es ist verdammt viel los"

"Es ist verdammt viel los, die Wälder sind extrem gut besucht", sagt Johannes Wurm. Er ist Forstbetriebsleiter bei den Bayerischen Staatsforsten und für den rund 24 000 Hektar großen Nürnberger Reichswald zuständig. "Der Reichswald ist offen für alle, die Naherholung suchen, und alle sind herzlich willkommen", sagt er. Aber einige der "Besucher" in seinem Wald kommen offenbar nicht nur zur Erholung.

Denn in letzter Zeit haben Wurm und seine Mitarbeiter "unendlich viel Müll" zwischen den Bäumen entdeckt. Offenbar hätten viele Menschen aufgrund der derzeitigen Einschränkungen viel Zeit gehabt, ihre Keller auszuräumen, vermutet der Forstbetriebsleiter. "Das hat dann mit Erholung natürlich nichts mehr zu tun", schimpft er.

Darüber hinaus wurden offenbar auch Partys im Wald gefeiert und Hütten gebaut. Trotz solcher negativen "Ausfälle" resümiert Johannes Wurm: " 95 Prozent der Waldbesucher verhalten sich auch in Corona-Zeiten adäquat".

Abstands- und maskenmäßig keine Probleme

Der Chef der Polizeiinspektion Erlangen-Land, Erster Polizeihauptkommissar Matthias Link, bestätigt ebenfalls, dass sich die Menschen in und an den Wäldern im Erlanger Umland meist vernünftig verhalten. Vor allem der Ausflugsverkehr an den Feiertagen sei enorm gewesen, kleinere Gruppen habe man auch festgestellt, aber "abstands- und maskenmäßig" habe es bislang "überhaupt kein Problem" gegeben.

Die Parkplätze in der Nähe der "Erholungs-Hotspots" – dazu gehören etwa das Damwildgehege bei Kalchreuth, die Urwildpferde im Tennenloher Forst, das Wildschweingehege am Obi-Kreisel und der Dechsendorfer Weiher – seien allerdings vor allem an den Feiertagen überbelegt gewesen.

Da hätte die Polizei dann Verwarnungen zwischen 15 und 25 Euro aussprechen müssen. Teilweise seien die Rettungswege zugeparkt, und Autos würden auch außerhalb der markierten Flächen im Grün stehen. Ansonsten habe es aber "keine negativen Feststellungen" gegeben.

Das gilt auch für den Dechsendorfer Weiher, an dem die Parkplätze ebenfalls rappelvoll sind. Die zahlreichen Spaziergänger dort werden bereits am Kiosk an der Ostseite von den Schwänen begrüßt, die bettelnd von einem Besucher zum anderen watscheln. Der Kiosk hat sogar geöffnet. Dort gibt es heiße Getränke, Kuchen und Currywurst – natürlich alles "to go".

Familien mit Kindern bei Wildschweinen

So gut versorgt werden die Besucher des Wildschweingeheges nahe dem sogenannten Obi-Kreisel nicht. Vor allem Familien mit Kindern kommen gern dorthin, um die Wildschweine zu beobachten. Die fetten Säue, aber auch die im Frühjahr geborenen Jungen scheinen sich an den Besuchern zu freuen, suhlen sich vor ihnen im Schlamm und betteln nach Leckerlis. Zwar ist das Füttern verboten, aber hin und wieder fliegen dann doch Äpfel und Brotreste über den Zaun.

Auffällig ist, dass die Menschen sehr genau auf die Abstände zu den anderen Besuchern achten. Der zuständige Revierleiter Hubert Schorer trifft dort immer wieder auch Menschen an, die nachts mit Stirnlampe durch den Wald joggen. Das sei momentan "noch kein Problem", sagt er. Und irgendwann, wenn die Zeiten wieder normal werden, würden auch die Nachtjogger wieder weniger werden.

Ziemlich viel Besuch haben derzeit auch die Urwildpferde im Tennenloher Forst. Allerdings haben die sich etwas zurückgezogen und lassen den Pfauenziegen den Vortritt, die derzeit das Gelände "pflegen". Die zahlreichen Spaziergänger, die entlang des Zaunes unterwegs sind, haben aber trotzdem ihren Spaß. Denn die Tiere sind viel zahmer als die Pferde.

Dass zurzeit mehr Besucher in den Wäldern unterwegs sind als normal bestätigt auch Heike Grumann vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft Forsten Fürth mit Sitz im Forstbetrieb Erlangen, die sich etwa um das Tennenloher Walderlebniszentrum kümmert.

Das sei aber "eigentlich unproblematisch", solange die Menschen auf den Wegen bleiben würden, meint sie. Nach ihrem Empfinden sind aber auch die "Querfeldeinradler" vermehrt unterwegs, das sei dann ein grundsätzliches Problem.

Verständnis für die Menschen

Ihr Walderlebniszentrum ist zwar geschlossen, aber die Pfade drum herum kann man nutzen, und dazu lädt sie ausdrücklich ein. "Der Wald hat zwar immer geöffnet, aber mitten in der Nacht wäre ein bisschen Ruhe für die Waldbewohner gut", sagt Grumann.

Sie hat viel Verständnis für die Menschen, die es jetzt, wo die Einschränkungen erheblich sind, in die Wälder zieht. "Die Leute haben jetzt halt viel Zeit, es gibt keinen Schnee, und Sportmöglichkeiten sind eingeschränkt. Irgendwo müssen sie ja hin, das ist völlig verständlich".

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