EN-Telefonaktion mit vier Experten

Inkontinenz: Die wichtigsten Fragen und Antworten

26.6.2021, 12:30 Uhr
Viele wollen über ihre Blasenschwäche nicht reden, doch bei der Telefonaktion der Erlanger Nachrichten gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Erlangen und einem Kassenexperten konnten Betroffene ihre Fragen stellen. 

© imago images/Frank Sorge Viele wollen über ihre Blasenschwäche nicht reden, doch bei der Telefonaktion der Erlanger Nachrichten gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Erlangen und einem Kassenexperten konnten Betroffene ihre Fragen stellen. 

Die erste EN-Telefonaktion nach einer mehr als einjährigen Corona-Pause stieß auf gute Resonanz, gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Erlangen (UKER) und der Barmer-Krankenkasse ging es passend zur Welt-Kontinenz-Woche, die noch bis 27. Juni 2021 dauert, zwei Stunden lang am Telefon rund um das Thema Inkontinenz.

Insbesondere ältere und hochbetagte Frauen wandten sich an die drei Ärztinnen und den Erlanger Regionalgeschäftsführer der Barmer: Am anderen Ende der Leitung nahmen Dr. Birgit Bittorf, Dr. Stefanie Burghaus, Dr. Verena Freier und Andreas Schmidt die Anrufe entgegen. Die wichtigsten Fragen und Antworten haben wir im Folgenden zusammengefasst.

Wie sieht die Inkontinenzversorgung aus und wer ist für die Verordnung verantwortlich?

Der Hausarzt und der Urologe sind für die Versorgung zuständig, es braucht eine Verordnung auf Kassenrezept, dann kann man zur Krankenkasse gehen und dort die Verordnung einreichen. Die Ausstattung mit Hilfsmitteln erfolgt in der Regel über einen Anbieter, die Krankenkassen haben direkte Verträge. Es werden Musterpakete nach Absprache mit dem Kunden geschnürt, damit kann die Versorgung beginnen. In der Regel ist es eine Dauerversorgung, das heißt, das Paket mit den Einlagen oder Windeln kommt dann diskret immer direkt zum Kunden nach Hause.

Ich bin schon älter und habe eine Inkontinenz. Was kann ich dagegen tun?

Man muss zunächst abfragen, wann und in welcher Situation die Beschwerden auftreten, ob bei Belastung oder mit Drang zusammen. Man muss die Ursache also zunächst gynäkologisch abklären und ausschließen, dass es sich um Harnwegsinfekt oder Veränderungen in der Scheide handelt. Man behandelt die Beschwerden zuerst konservativ mit einer Beckenbodengymnastik.

Ich habe seit einigen Monaten Stuhlschmiere nach dem Stuhlgang. Wenn ich auf der Toilette war, läuft hinterher immer noch Stuhlgang nach. Was kann ich tun?

Die Empfehlung ist, dass man den Darm zunächst auf organische Gründe hin untersuchet. Häufig ist die Ursache eine Beckenbodensenkung, die diese Probleme macht. Wenn sich die Diagnose bestätigt, kann man die Beschwerden bessern, indem man die Ernährung modifiziert und zum Beispiel Quellmittel beifügt oder eine vollständige Stuhlentleerung herbeiführt, etwa durch Zäpfchen oder Behandlung mit Einläufen.

Mir wurde wegen einer Krebserkrankung die Prostata entfernt und nun habe ich eine Belastungsinkontinenz. Was kann ich dagegen tun?

Hier gilt die gleiche Empfehlung wie für Frauen: dass man ein Beckenbodentraining bei einer darauf spezialisierten Physiotherapie absolviert; im zweiten Schritt könnte man eine Elektrotherapie anbieten oder ein Band, das es auch für Männer gibt. Wenn gar nichts mehr hilft, dann wäre ein künstlicher Schließmuskel denkbar.

Was kann man bei Dranginkontinenz abgesehen von Tabletten noch machen, ist Botox eine Abhilfe?

Wenn die medikamentöse Therapie fehlgeschlagen ist, ist Botox durchaus eine Möglichkeit. Das wäre eine Empfehlung.

Soll man aus Angst vor Ansteckung mit einer Corona-Infektion Arzt- und Klinikbesuche meiden, selbst wenn man Inkontinenz-Beschwerden hat?

Man sollte keinen Arztbesuch speziell im Uniklinikum meiden, denn dort gibt es entsprechende Hygienemaßnahmen. Die Bestimmungen umfassen etwa Einlasskontrollen und Mundschutz-Pflicht in den Sprechstunden. Man sollte Vorsorge- oder Kontrolluntersuchungen deshalb nicht zurückhalten. Wer Beschwerden hat, kann sich gerne an die Geschäftsstelle des Kontinenz- und Beckenbodenzentrums des Uni-Klinikums unter der Rufnummer (09131) 85-42660 bzw. per E-Mail unter kontinenzzentrum@uk-erlangen.de wenden. Nähere Informationen gibt es im Internet unter www.kontinenzzentrum.uk-erlangen.de

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