Lesetipp: Ein Krimi aus Erlangen zum Coronavirus

4.4.2020, 18:00 Uhr
Lesetipp: Ein Krimi aus Erlangen zum Coronavirus

© Foto: Kramer

Die Frau weiß offenbar, worüber sie schreibt, ist sie doch in einem im westlichen Landkreis angesiedelten Unternehmen der Medizin-Branche Projektleiterin, Beraterin und Trainerin sowie Autorin von Lehrbüchern für ihr Fach.

Natürlich ist man als Leser bei diesem (im Buch allerdings nur angedeuteten) Hintergrund erst einmal skeptisch, ob eine solche Vorgehensweise zu einem literarisch verwertbaren Ergebnis führen kann. Nach 168 Seiten, die allerdings von zahlreichen, an Overheadfolien erinnernde Skizzen zur Prozessoptimierung eingeschränkt werden, darf man resümieren: Es gelingt ganz gut, auch wenn sich der zu gedanklicher Sprunghaftigkeit neigende Rezensent sich dabei ertappt fühlt, bislang ein ziemlich chaotisches und unerfülltes Leben geführt zu haben.



Ganz anders der "Held" der Geschichte, ein beruflich als Software-Entwickler eingesetzter Mitarbeiter eines ungenannten großen Erlanger High-Tech-Unternehmens, der seine berufliche Einbahnstraße mittels kluger sozialtechnischer Kniffe etwas erfolgreicher gestalten will. Und zu allem Überfluss auch noch ein Privatleben mit Frau und zwei Kindern hat. Natürlich gibt es – ohne das Böse kein Krimi! – einen Attentäter, der die tödliche "Grippe" verbreitet und auch schon einige Opfer auf seinem Kerbholz hat.

Diese sind alle Radfahrer, und gerade als solche geeignete Opfer – aber es soll auch nicht zu viel verraten werden. Im vom Attentäter erpressten Konzern jedenfalls schrillen die Alarmglocken, und nur unser Held ist die einzige Ermittlungsinstanz mit vollem Durchblick; die Polizei kann man vergessen.

Der ganze Plot ist – und da wird es dann doch etwas problematisch – so gebaut, dass vor lauter und stets kluger Selbstoptimierungslektüre nur wenig Raum für die Figuren bleibt. Immerhin erfahren wir etwas über die Sorgen und Nöte von Eltern pubertierender Jugendlicher, auch wenn dies, der Kürze geschuldet, stets etwas gestanzt bleibt. Die Auflösung bringt schließlich auch noch ein Institut der Universitäts-Medizin ins Spiel – an Lokalkolorit mangelt es also nicht.

Das Büchlein ist eine kleine und recht vergnügliche Lektüre und hat als eingebaute Handlungsanleitung für eine erfolgreiche berufliche Zukunft auch noch einen Doppelnutzen. Oder aber, die Autorin hat ihr allein wohl etwas ermüdendes Sachbuch mit einem Kriminalfall angereichert, um die Leser bei der Stange zu halten. Dass das Büchlein bereits im Dezember erschien, entlastet die Autorin vom Vorwurf, auf einer Grippe-Welle schwimmen zu wollen. Von Corona war da noch keine Rede. Aber gegen Viren helfen Projektmanagement-Tipps leider auch nicht.

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