Masterplan für Erlangen: Wie soll sich die Stadt künftig entwickeln?

8.1.2021, 18:00 Uhr
Masterplan für Erlangen: Wie soll sich die Stadt künftig entwickeln?

© Harald Sippel

Gefordert wurde er von den Stadtratsfraktionen der FDP, der Freien Wähler und der Grünen Liste in einem gemeinsamen Antrag. Zuvor schon hatte die CSU-Fraktion den Finger gehoben und per Antrag ihre bekannte Forderung nach einem "integrierten Gesamtkonzept der Stadtentwicklung", sprich: einem Masterplan, erneuert. Nun soll die Sache Schritt für Schritt angegangen werden.

Das genannte Fraktions-Trio ist sich einig und sieht einen Masterplan als durchaus "sinnvolles Instrument" an, um künftig "bei größeren Entwicklungsmaßnahmen die Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt Erlangen miteinzubeziehen". Neben den städteplanerischen Überlegungen sollen dabei auch Themen wie Umweltgerechtigkeit, Mobilität und Sozialstrukturen berücksichtigt werden. Zudem möchte die CSU beim Projekt "Masterplan" alle "relevanten Organisationen und Gruppen" mit ins Boot nehmen – nicht zuletzt "unter Berücksichtigung des Klimaschutzes und des Klimawandels", wie es hieß.

Widerstand gegen West III

Eine dieser Gruppen ist der Verein "HeimatERhalten", der sich aus dem Widerstand gegen die damaligen "West III"-Pläne der Stadtoberen formiert hat. Mit dem Bürgerentscheid gab’s bekanntlich die rote Karte für die Stadtspitze. Und die "West III"-Baupläne waren fortan kein Thema mehr. Umso mehr aber wurde die Forderung nach einem Masterplan laut. Mitglieder des Vereins machten sich ans Werk und brachten ihre detaillierten Gedanken zu Papier, gleichsam einen hausgemachten, ausgeklügelten Masterplan. Aber auch neue Formationen wie "Fridays for Future" machen sich so ihre Gedanken über die künftige Entwicklung der Stadt und möchten hierbei ein Wörtchen mitreden.

Architektenwettbewerb oder Bürgerbeteiligung

Die Art und Weise, wie man einen Masterplan auf die Reihe bekommt, ist rechtlich nicht weiter vorgegeben oder haarklein definiert. Ein solcher Plan kann beispielsweise aus einem Architektenwettbewerb hervorgehen oder aus diversen Formen der Bürgerbeteiligung entwickelt werden. Ein Masterplan als "Strategie-Papier" kann schließlich für verschiedene Bereiche der Stadtplanung erstellt werden.

In der großen Nachbarstadt hat man beispielsweise einen Masterplan "Freiraum" mit dem Ziel formuliert, die Grün- und Freiraumsituation nachhaltig zu verbessern. Daneben gibt es noch einen Masterplan zur "Mobilität" oder einen zum Thema "Radwege" und Anderes mehr. 

Stadträte sollen als erstes ihre Erwartungen an den Masterplan mitteilen

In Erlangen müssen die Themen erst noch deutlicher umrissen und diskutiert werden, und zwar auf möglichst breiter Basis: "Wichtiges Element eines Stadtentwicklungsprozesses sind breit angelegte Beteiligungs- und Mitwirkungsmöglichkeiten, da nur so die notwendige Basis und Akzeptanz für die Ziele und resultierenden Maßnahmen zu erreichen ist", so die Verwaltung.

Ein Grundkonsens muss also her. Im ersten Schritt dahin sollen zunächst die Mitglieder des Stadtrats ihre Vorstellungen und Erwartungen an einen Masterplan äußern und diskutieren. Das Ganze soll laut Vorschlag der Verwaltung in einer sogenannten "Kommunalklausur" passieren, wo sich die Rätinnen und Räte völlig "losgelöst vom Tagesgeschäft" austauschen und ihre jeweiligen Standpunkte, Gedanken und Ideen präzisieren können: "Die Politik soll sich in einem offenen Prozess auf die aus ihrer Sicht für Erlangen relevanten Themen, Werte und Ziele verständigen", hieß es. Dabei soll ein externer Moderator die Veranstaltung in die richtigen Bahnen lenken und für einen "ergebnisorientierten Ablauf" sorgen. Anvisiert wird, dass diese Kommunalklausur noch im ersten Quartal 2021 über die Bühne geht.

Einbindung von Interessengruppen als zweiter Schritt

Auf der Grundlage jener Festlegungen, die bei dieser Klausur getroffen wurden, erstellt schließlich die Verwaltung "ein Konzept für den Stadtentwicklungsprozess". In weiteren Schritten werden unter anderem die verschiedenen Interessengruppen wie beispielsweise DGB oder IHK eingebunden.

Dass ein solcher Masterplan nicht von heute auf morgen auf den Tisch liegen kann, ist allen Beteiligten klar. Dass er jetzt überhaupt auf den Weg gebracht wird, darüber freute sich unter anderem FDP-Rat Prof. Holger Schulze in der Dezembersitzung des Umwelt-, Verkehrs- und Planungsausschusses. Als eine "gute Idee" sieht Matthias Thurek die angepeilte Klausurtagung an. "Da können wir selber definieren, wo wir denn hin wollen", meinte der CSU-Mann und hofft nun auf einen "breiten Konsens". Bis sich der jedoch klar abzeichnet, kann es ein Weilchen dauern.

 "Der Prozess kann 15 Jahre und länger dauern"

Philipp Dees jedenfalls warnte davor, "das alles jetzt möglichst schnell zu machen". Denn die Stadtgesellschaft brauche einfach länger. Und sicherlich braucht es seine Zeit, bis alle Vorstellungen, Ansichten, Abläufe und Beteiligungen einigermaßen unter einem Hut gebracht sind. "Der Prozess kann 15 Jahre und länger dauern", merkte Bau- und Planungsreferent Josef Weber dazu an. Am Ende wurde mit dem einstimmigen Votum der Ausschussrunde der erste Schritt eines langen Weges gemacht.

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